Predigt von Pastor Christoph Rehbein
am 20. Dezember 2020 (4.Advent)

über Genesis 18, Verse 1-2. 9-15

Liebe Gemeinde,

wie gut, dass auch so etwas in der Bibel steht! Eine Geschichte, die uns zum Schmunzeln bringt. Sarahs etwas herber Humor hat etwas Ansteckendes. Da kann Gott ohne weiteres drei Boten aufbieten, die das Blaue vom Himmel versprechen. In ihrem Alter noch mal schwanger werden – mein Gott, nach der Menopause ist doch Schluss damit! Und Abrahams Samen hat auch schon mal bessere Zeiten gesehen. Liebeslust empfinden, das war früher. Jetzt sind wir alt und verbraucht. Und realistisch.

Eine Geschichte, bei der wir – mit unserem Sinn für Realismus – mitlachen können. Und die erst einmal kein happy end hat. „Doch, du hast gelacht!“ -

Der Sprecher der drei Männer am Zelt in der Wüste hat das letzte Wort.
Eines wissen wir natürlich: Das gute Ende folgt noch. Die Boten Gottes behalten recht. Ein Jahr später ist Isaak da. Denn schon damals stimmt das Sprichwort: Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Und das ist Gott der HERR.
Der versprochene Sohn wird geboren. Und er bekommt den Namen Yitzchak, auf Hebräisch: ER lacht. Zu deutsch Isaak. Gott lacht. Der Stammhalter kommt. Israel wird weiterleben.
Das haben wir gelernt schon im Religions- und Konfirmandenunterricht: Gott hält sein Versprechen, bringt Unmögliches zustande. Das gehört zur biblischen DNA. Kaum zu glauben, aber wahr. Auch für die Geburt Jesu die Überschrift, das Weihnachtsmotto auch 2020.

Die Bibel ist auch ein Lernbuch, vielleicht sogar in erster Linie.

In dieser Geschichte von heute, dem neuen Predigttext für den vierten Advent, lernen alle etwas. Mit Abraham fängt es an. Er lernt: Sara tickt genau wie er. Er hat auch gelacht über diese Zumutung: als Oldie noch mal Papa werden! HaHa! Eine andere Bibelstelle berichtet das. Und genau wie er hat Sara Respekt vor den Boten Gottes. „Hinter seinem Rücken“ lauscht sie, was die drei Fragezeichen zu sagen haben. Und am Ende fürchtet sie sich, weil sie gelacht hat. Wir lernen aus dieser Geschichte: Sie durfte das!

Denn die drei Männer lernen auch etwas. Die ganze Geschichte lang reden sie nur mit Abraham. Männer unter sich. Und doch wissen Sie: Ohne Sara läuft gar nichts. Wenn sie nicht mitspielt beim Liebesspiel, kommt kein Kind.
Also wendet sich der Sprecher ihr am Ende direkt zu. Eine Sensation für einen Mann der Wüste. Er sagt Du zu einer Frau: „Doch, du hast gelacht.“
Sara lernt: Sie muss sich nicht länger verstecken. Sie wird gebraucht. Und wie! Ein Jahr später ist Yitzchak da. Das Leben geht weiter. Und Gott lacht.

Die Frage ist, liebe Adventsgemeinde, lacht er auch heute noch?

Vorletzten Mittwochabend traf es mich wie ein Blitz: Ja, klar! ER lacht!

Wir singen  -  mit Abstand  -  unsere Adventslieder vor der Kirche. Über 20 sind zum Spontanchor zusammengekommen. Plötzlich zwei Zaungäste an der Treppe, die vom Parkplatz zum Vorplatz führt. Ein Vater mit seiner Tochter, vielleicht vier Jahre alt. Sie hören beide zu. Und plötzlich bewegt das Mädchen seine Lippen. Strahlt den Papa an. Alle Jahre wieder, das kennt sie, bestimmt aus der Kita. Oder vom Papa. Der ist textsicher, der kann alle Strophen auswendig. Beide singen mit. Steht auch dir zur Seite, still und unerkannt.
Wie Gott auch dir zur Seite steht „in diesen Zeiten“, das kann erst einmal eine Weile unerkannt bleiben. Und manchmal spürst du es sofort, wenn dir ein Moment des Glücks beschert wird. Der Kraft spendet.
Ich hatte beim letzten Adventssingen etwas Sorge, dass Leute vorbeikommen, die uns auslachen: Was soll das bringen, Lieder singen? Auch Weihnachten fällt doch dieses Jahr aus! Seid still! Jeder soll für sich feiern…

Wisst ihr, liebe Gemeinde, es ist ein Satz aus dieser Geschichte, der uns begleiten kann. Durch die letzten vorweihnachtlichen Tage. Ein Satz. Vielmehr eine rhetorische Frage:
Ist denn irgendetwas unmöglich für den HERRN?
Am Ende dieses Jahres scheint das Virus der Herr zu sein. Es beHERRscht unsere Gedanken und Gespräche. Sogar viele Träume in diesen langen Nächten. Aber jetzt ist Sonnenwende. Zeit dass sich was dreht! Was wird in einem Jahr sein?

Ich wage mich darauf zu freuen, dass WIR dann das Virus vielleicht nicht ganz besiegt haben werden, es aber beherrschen könnten.
Am Ende der Predigt komme ich zurück auf den ersten Satz der Geschichte. Der Herr erschien Abraham bei den Terebinthen von Mamre. Terebinthen sind grüne Wüstenbäume. Mamre liegt bei Hebron, wo die Abrahams später begraben sein werden.
Der Herr erschien, während er am Eingang des Zeltes saß, als der Tag am heißesten war.

Liebe Gemeinde, sollte Gott etwas unmöglich sein?

Kann es sein, dass wir aus Corona lernen?

Ich frage vorsichtig und doch mit Zuversicht. Weltweite Zusammenarbeit löst das Problem. Und nur weltweite Kooperation wird verhindern, dass Abrahams heißester Tag, dass das Wüstenklima uns allen droht. Das Buch Israels wird zum Buch für alle Völker: Niemand kann die Welt allein allein retten.
Ich schließe mit zwei guten Nachrichten aus dem Kalender Der andere Advent, die mich letzte Woche zum Lachen brachten:

Erstens: Gott existiert. Zweitens: Du bist es nicht.

Daneben stelle ich eine noch unerkannte Erkenntnis des klugen Zeitbegleiters Hartmut Rosa, Professor der Soziologie in Jena:
Wir sind nicht allmächtig, aber auch nicht ohnmächtig. Wir sind teilmächtig.

Ich ergänze: Wir sind lernfähig. So wie Abraham, Sara und Gottes drei Boten.

Wie sagt der Talmud: Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.
Und Gottes Friede, der weiter reicht als alle menschliche Vernunft, der wird unsere Herzen und Sinne bewahren in Christus Jesus. Amen.