Predigt über Lukas 12, 22-31
am 31.Oktober 2021

Liebe Gemeinde, ich finde, es gibt eine richtig gute Nachricht in diesen Worten Jesu. Bevor die unsere Herzen erreicht, wird es uns gut tun, die erste Stolperfalle zu überwinden. Wer sind eigentlich die Jünger?

Wenn Jesus zu ihnen spricht, dann automatisch auch zu uns?

Das Wort Jünger verwenden wir heute kaum noch – trotzdem bringt es auch eine moderne Übersetzung aus dem griechischen Urtext, die Basis-Bibel. Mit euch, den neuen Konfis, waren wir am Anfang dieses Monats in Leer. Da haben wir eines gelernt: Wenn wir ein Wort nicht verstehen, wird es in dieser Bibel oft am Seitenrand erläutert. Ich gehe mit dem Finger nach rechts und lese zum Wort Jünger folgende Erklärung: „wörtlich Schüler. Frauen und Männer, die ihrem Lehrer folgten und von ihm lernten.“

Und ich sage euch: Genau das holen wir in die Gegenwart! Wenn wir mit euch KU machen, gehen wir bei Jesus in die Lehre. Dann sind wir Lehrlinge – das ist die niederländische Übersetzung von Jünger. Von vornherein übrigens geschlechtergerecht...

Lehrlinge sind wir, denn von diesem Prediger können wir echt etwas lernen. Es gibt allerdings Menschen, die würden heute diesem Lehrer sofort widersprechen: Du hast gut reden! Macht euch keine Sorgen, was ihr essen oder anziehen sollt? Menschen in den armen Ländern Afrikas oder aus dem Slums von Kalkutta würden Jesus nicht folgen können. SO wie die Jünger damals, die oft keine Fische fingen und Hunger litten, sicher ihre Zweifel hatten.

Aber wir reichen Menschen in der Mitte Europas – wir könnten Jesus Recht geben. Um Nahrung und Kleidung machen wir uns in der Regel weniger Sorgen. Trotzdem treffen uns ganz direkt die Worte des Gottesmannes aus Nazareth, nach dem wir uns Christen nennen. Der predigt so, dass wir zuhören müssen: Macht euch keine Sorge um euer Leben. Warum nicht, Jesus? Denn genau das tun wir doch, viele von uns jedenfalls, manche jeden Morgen. Wer wie ich oft früh aufwacht, wenn es noch dunkel ist, der oder die kennt das Problem. Andere Sorgen als Nahrung und Kleidung, die können sich auftürmen, bevor ich den Tag beginne: Werde ich alles schaffen, was ich heute leisten müsste? Werde ich das schwierige Gespräch endlich angehen, dass ich dringend führen muss?

In einer Gruppe unserer Gemeinde sprachen wir letzte Woche darüber, was uns allgemein Sorgen macht. Die Generation 60 plus nennt folgende Stichworte: die Verrohrung der Sprache, die Andersdenkende fertig macht. Die Haltung: Was kümmert mich mein Müll? Den sollen andere entsorgen.

Die Klimaerwärmung - dass nun auch bei uns in Deutschland Naturkatastrophen drohen. Dass es so viele Kriege gibt auf der Welt. Dass Corona noch immer nervt. Trotz Impfung.

Ich will die Reihe nicht noch weiter fortsetzen. Ihr Konfis erinnert euch an das, was euch zum Thema Sorgen auch sofort einfiel. Als Generation 11 oder 12 plus sozusagen...

Und nun kommt dieser Jesus daher und wir sollen von ihm lernen können? Ja, liebe Gemeinde, denn wir sollen nicht nur schlechte Nachrichten hören. Wir brauchen ein Gegengewicht. Das mehr wiegt als die Sache mit dem halb leeren Glas. Jesus sagt etwas radikal Stärkeres als: Das Glas ist halb voll! Jesus sagt: Euer Vater weiß, was ihr zum Leben braucht. Ihr braucht das Vertrauen, dass Gottvertrauen.

So wie es in dem schönen Kinderlied heißt: Er hält die ganze Welt in seiner Hand... Vor drei Wochen war ich mit meinem Bruder auf dem Atlantik unterwegs. Auf einem großen Fährschiff Richtung Island. Die Wellen hatten 5 Meter Höhe, der Westwind blies kräftig. Ich sage euch, ich habe selten so gut geschlafen. Vielleicht seit dem Mutterschoß nicht mehr. Das Schiff wiegte uns hin und her. Statt am Morgen Sorgen zu wälzen, sang ich plötzlich dieses Lied: Er hat den Bruder und die Schwester in seiner Hand, er hat auch euch, meine Freunde, in Seiner Hand...

Liebe Gemeinde, ich will nun keineswegs allen eine Schiffsreise empfehlen, manche werden vom Schaukeln auch seekrank.

Allein, ich möchte sagen: Achtet auf die Zeichen! Spürt hin, hört hin, wo Jesus Recht bekommt. Die Erde dreht sich noch. Der menschliche Geist erfindet nicht nur Waffen und Drohnen. Er erfindet Impfstoffe, vielleicht auch im übertragenen Sinne noch solche gegen die Klimakatastrophe. Er findet auch hervorragende Schiffe, die im Sturm nicht untergehen. So wie beinahe damals auf dem See Genezareth, als die Lehrlinge ihren Meister wecken. Und der den Sturm beruhigt und ihnen zu spricht: Fürchtet euch nicht!

Also alles gut, wie man so sagt?

Na ja... Jesus nennt auch ein Ziel! Neben seinen Zuspruch tritt auch ein Anspruch: Strebt nach Seinem Reich – dann wird Gott euch alles schenken, was ihr zum Leben braucht.

Was heißt jetzt sein Reich? Erklärung in der Basis-Bibel: „bezeichnet den Herrschaftsbereich, in dem sich Gottes Willen durchsetzt“.

Also das, was zu Weihnachten uns gesagt wird: Da, wo Jesus zur Welt kommt, setzt sich Gottes Wille durch. Und der heißt Friede auf Erden. Und das wissen wir, Frieden entsteht nicht von selbst, auch zu Hause nicht. Da haben wir unseren Beitrag zu leisten. Suche den Frieden und jage ihm nach, so hieß vor drei Jahren die Jahreslosung aus Psalm 34.

Ich glaube, das kann gelingen. Denn vor diesem Anspruch kommt Gottes Zuspruch. Das haben Luther und die anderen Reformatoren noch einmal klargemacht vor 500 Jahren. Und erst dann folgen unsere Beiträge zum Frieden. Noch immer hält Gott die Welt in seiner Hand, und ER braucht unsere Hände, dabei mitzuhelfen.

Zum Schluss noch eine Kräftigung, wenn uns Gottvertrauen fehlt.

Jesus empfiehlt einen Blick auf die Natur: Blumen wachsen und blühen, ohne etwas dafür tun zu müssen. Und dann beschreibt er noch eine Vogelart, die bei uns fast ausgestorben war und in den letzten Jahren zu allen Krähen und Dohlen zurückgekehrt ist, den Raben. Ein super intelligenter Vogel.

Jesus sagt: Seht euch die Raben an. Sie säen nicht, sie ernten nicht. Sie haben keine Vorratskammer oder Scheune. Trotzdem ernährt Gott sie. Wie viel mehr seid ihr wert als die Vögel!

Wir sind Gott so viel wert, dass sein Friede weiter reicht als unsere Vernunft, dass er unsere Herzen und Sinne bewahrt in Christus Jesus. Amen.