Weihnachtspredigt von Vikarin Sabine Schumacher

„Am Anfang war das Wort; das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Der, der das Wort ist, war am Anfang bei Gott. Durch ihn ist alles entstanden; es gibt nichts, was ohne ihn entstanden ist. In ihm war das Leben, und dieses Leben war das Licht der Menschen. Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht auslöschen können. Er, der das Wort ist, wurde ein Mensch von Fleisch und Blut und lebte unter uns. Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit voller Gnade und Wahrheit, wie nur er als der einzige Sohn sie besitzt, er, der vom Vater kommt. Wir alle haben aus der Fülle seines Reichtums Gnade und immer neu Gnade empfangen. Denn durch Mose wurde uns das Gesetz gegeben, aber durch Jesus Christus sind die Gnade und die Wahrheit zu uns gekommen. Niemand hat Gott je gesehen. Der einzige Sohn hat ihn uns offenbart, er, der selbst Gott ist und an der Seite des Vaters sitzt.“
Johannes 1,1-5.14.16-18 (NGÜ)

Liebe Gemeinde,
unser heutiger Predigttext ist der Johannesprolog.  Wir haben gerade einige Verse daraus gehört.
Dieser Abschnitt stellt an Weihnachten das Geschehen der Geburt Christi in einen denkbar großen, universalen Horizont. Es geht nicht um Krippe und Familienromantik, sondern, dass Gott in aller seiner Größe in die menschliche Welt und Geschichte eintritt. Es geht um das Licht, das definitiv scheint und die Finsternis erhellt.
Dieser Anfang des Johannesevangeliums ist ein theologisches und literarisches Meisterwerk. Seine tiefe philosophische und spirituelle Aussagekraft hat weit über die Theologie hinaus Einfluss genommen und prägt bis heute das Verständnis von Jesus Christus und der Schöpfung.
Der Johannesprolog will nicht eine mythologische Vorgeschichte bieten, sondern interpretiert das Christusgeschehen für das Jetzt.
Die grundlegende Themen des gesamten Evangeliums werden hier zusammenfasst und in poetischer, hymnischer Sprache darstellt.
Wie eine Kurzvorstellung einer Person. Das wichtigste knackig zusammengefasst. Wie würde das heute aussehen? Vielleicht wie so ein XING oder LinkedIn-Profil, eine pointierte Darstellung dessen, was einen Menschen ausmacht. Ich habe mich von so einer digitalen Selbstbeschreibung für die Predigt inspirieren lassen.  Was können wir also alles über Jesus Christus für uns im Johannesprolog entdecken?

SELBSTVORSTELLUNG
Name: Jesus Christus
Beruf: Messias | Sohn Gottes | Licht der Welt | Verkündiger der Wahrheit
 
Über mich:
Ich bin das fleischgewordene Wort Gottes, gekommen, um Licht in die Dunkelheit zu bringen und die Welt mit Gnade und Wahrheit zu erfüllen. Als ewiges Wort war ich von Anfang an bei Gott und habe Anteil an der Schöpfung. Meine Mission ist es, Gottes Gnade sichtbar zu machen und den Menschen Hoffnung zu schenken.
 
Kompetenzen:
• Wortgewaltig
• Ich offenbare Gnade und Wahrheit Gottes
• Ich bringe Licht in die Dunkelheit
• Ich versöhne zwischen Gott und Mensch
• Ich verkündige ewigen Lebens
 
Das fleischgewordene Wort Gottes – Jesus Christus –ist nicht ein abstraktes Prinzip oder eine übernatürliche Erscheinung ohne Bindung, sondern ein Mensch, geboren in die Realität einer jüdischen Familie, die Teil der größeren Liebesgeschichte Gottes mit Israel ist. Das ist eine tiefe Realität, die unsere Vorstellungskraft übersteigt. Gott wird Mensch, sichtbar, greifbar, hörbar. Und er wählt dabei den denkbar verletzlichsten und demütigsten Weg: Er kommt als jüdisches Kind zur Welt.
Das zeigt: Gott tritt nicht von außen in die Welt, sondern kommt von innen heraus – aus der Mitte eines Volkes, das er seit Jahrtausenden begleitet und liebt. Doch es bleibt nicht bei der Geschichte Israels: Jesus ist der Anfang der Ausweitung dieser Liebe auf alle Völker, Kulturen und Sprachen.
Wenn wir über Jesus sprechen, erzählen wir nicht nur die Geschichte einer außergewöhnlichen Person, sondern wir erzählen Gottes Geschichte mit der Welt. Wir sind eingeladen, selbst Teil dieser Geschichte zu werden.  Diesen Jesus, näher kennenzulernen.
 
ERFAHRUNGEN
Erfahrungen:
• Schöpfung: „Alles ist durch mich geworden, und ohne mich ist nichts geworden, was geworden ist." (Joh 1,3)
• Licht der Welt: „Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst." (Joh 1,5)
• Fleischgewordenes Wort: „Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen." (Joh 1,14)
 
Besonders ist hier: all seine eben vorgestellten Kompetenzen, hat er schon erwiesen! Wir können darauf vertrauen und uns immer wieder daran erinnern: Das Licht scheint, die Finsternis wird es nicht erfassen. Das Kind in der Krippe, das ist das große „aber“ gegen die Dunkelheiten dieser Welt. Von Anfang an angefochten und bedroht, von Anfang in Gefahr hält Gott seine Hand darüber und macht am Ende wahr, was hier schon am Anfang steht „Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht auslöschen können“, auch wenn es die Finsternis kräftig versucht.
Manchmal da erleben wir es selbst auch in unserem Leben: Wenn sich die Finsternis in Licht auflöst. Wenn sich Schwierigkeiten und Probleme klären, wenn es Hoffnung gibt, obwohl so viel Kummer um einen ist, wenn das Leben am Ende nicht nur in Jahren gemessen wird, sondern in gemeinsam verbrachter Zeit, Freude, Erinnerungen, die bleiben.
Und ja auch auf der großen Weltbühne verändert sich manches zum Licht. Das Licht scheint, die Finsternis wird es nicht auslöschen können
 
In den letzten Wochen hab ich überraschend viele Artikel zu eben diesem Thema gefunden. Licht, dass in der Finsternis scheint. Zum Beispiel über die schottische Klimaforscherin Hannah Ritchie, sie schreibt vom Leuchtfeuer der Hoffnung: Was wenn die letzte Generation eben nicht die letzte ist, sondern die, erste die unsere Planeten zu einem besseren Ort macht? Sie liefert Zahlen und Kontexte, die Hoffnung statt Verzweiflung bringen.
Und da ist der Artikel, der mich allein vom Lesen durchschüttelt: „Und plötzlich Licht“. Jetzt steht Assads Foltergefängnis Saidnaja offen. Fünf Tage vor dem Sturz von Assad saßen wir als Pastores zusammen und haben den Lobgesang der Maria aus dem Lukasevangelium gelesen und diskutiert. Wir blieben hängen an der Aussage: „Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.“ Was beten wir in dieser weltpolitischen Lage? Was können wir da hoffen? Und Assad fällt.
 
Und dann sehen wir in Magdeburg ein tragisches Lichtermeer von Kerzen: Hier finden die Menschen zusammen, entzünden Kerzen und helfen wo Hilfe nötig ist: Sei es durch Gemeinschaft und gemeinsames trauern oder bei ganz aktiver Hilfe für die Opfer der Tat. Es ist die Dunkelheit in die das Licht kommt.
Mal nur ganz klein, mal ganz groß. Mal nur für wenige, nur für uns persönlich, mal für eine große Gruppe, für ein ganzes Volk. Wir zünden die Kerzen an, weil das nicht das Ende ist!
 
Dass diese Hoffnung immer wieder wahr werden kann, dass immer wieder das Licht die Dunkelheit vertreibt, dafür steht das Kind in der Krippe. Dafür hat Gott seinen Sohn auf die Welt geschickt, damit er unter uns wohnt und uns selbst zu ihm, zu Gott führt. Damit wir erfahren können, dass es Hoffnung hinter dem schweren Vorhang der Dunkelheit gibt, der uns manchmal die Sicht und damit auch die Zuversicht nimmt. Denn es gilt jetzt und für alle Zeit: „In ihm, Christus, war das Leben, und dieses Leben war das Licht für alle Menschen. Es leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht auslöschen können.“

Das ist der Grund unseres Hoffens, das ist der Grund von Weihnachten.  Wir zünden Kerzen und Licht bei uns Zuhause an, hier will Gott sein.
 
KONTAKTMÖGLICHKEITEN
Kontakt: E-Mail: lightoftheworld@eternaltruth.com
Ort: Zeltplatz bei den Menschen, überall wo Glaube ist.
 
Johannes schreibt in seinem Evangelium: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns“. Das ist die komprimierteste Weihnachtsgeschichte, die wir finden können. Und sie bleibt nicht abstrakt, sondern ist konkret. Das griechische Wort für „wohnen“ bedeutet wörtlich „zelten“. Doch hier geht es nicht um ein kurzzeitiges Verweilen. Es geht um eine dauerhafte Entscheidung, eine bleibende Nähe. Der göttliche Logos – das Wort – nimmt Wohnung unter den Menschen. Hier will er sein.
Dieses Bild greift tief in die Tradition der Hebräischen Bibel hinein. Es erinnert uns an die Einwohnung der Weisheit in Israel und an die Gegenwart Gottes im Zelt der Begegnung während der Wüstenwanderung. Es ruft die Hoffnung auf Gottes zukünftige  Wohnungen in seiner Herrlichkeit wach.
Johannes führt diese Bilder zu einer kühnen Aussage zusammen: Im Kind von Bethlehem ist die Herrlichkeit Gottes Fleisch geworden und hat dauerhaft bei uns Quartier bezogen.
Diese Fleischwerdung, diese Inkarnation, sprengt jedes menschliche Denken. In der Antike wurde weder im jüdischen noch im griechischen Denken die Vorstellung akzeptiert, dass ein Gott sterblich wird, dass er unser Fleisch und Blut annimmt. Aber genau diese Provokation formuliert Johannes: Der biblische Gott, der von seinen Geschöpfen strikt unterschieden ist, überschreitet Grenzen, die niemand sonst überschreiten würde. Ungeahnt. Unkonventionell. Und auch irgendwie Unbegreiflich.
Dieses „Zelten“ ist mehr als ein theologisches Konzept. Es zeigt uns, dass Gottes Beweglichkeit und seine Verlässlichkeit zusammengehören. Gott ist beweglich, weil er sich auf uns einlässt, sich klein macht, unser Fleisch und Blut annimmt. Er ist verlässlich, weil er nicht nur kurz vorbeikommt, sondern bleibt. Gott verzichtet auf seine Macht, tritt in unsere Begrenztheit ein. Denn er sagt:  Hier, bei euch will ich sein.
 
Wenn Sie nun dieses Profil sehen. Würden Sie Ihn zum Vorstellungsgespräch einladen?
Als neuen Pastor für unsere Gemeinde? Bei WG-Gesucht, für den eigenen Alltag, auf der Arbeit, als Teammitglied in der eigenen Familie, in das heutige Weihnachtsfest hinein?!
Vielleicht werden noch weitere Referenzen gefordert, da finden sich einige, direkt im Johannesevangelium:
Johannes der Täufer beschreibt seine Begegnung mit Jesus und zeugt von seiner Einzigartigkeit.
Johannes, der geliebte Jünger sagt: „Jesus hat uns gezeigt, was es bedeutet, wahrhaftig zu lieben und zu dienen.“
Maria Magdalena bezeugt: „Er hat mein Leben verändert und mir neuen Sinn gegeben.“
Nikodemus, ein angesehener Lehrer sagt: „Das ist ein Lehrer, wie es keinen anderen gibt.“
 
Weitere Texte des Johannesevangeliums laden uns dazu ein, in den kommenden Tag selbst genauer zu erkunden, was diesen Jesus ausmacht. Vielleicht eignen sich ja gerade die ruhigere Zeit zwischen den Jahren zur Lektüre. Gott verspricht: Hier bei dir, will ich sein.
 
Wenn wir in Johannes 1 weiterlesen, dann sagt Jesus zu einigen potenziellen Schülern:
„Kommt und seht“ Das bedeutet:  „Kommt, und geht eine Weile den Weg mit mir, und seht, ob das gemeinsame Leben nicht viel besser ist als jedes andere. Seht ob dieser Weg nicht besser ist als jeder andere Weg.“ Also dann: Komm und sieh.