Die Geschichte unserer Gemeinde

Die Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Hannover gehört zur Evangelisch-reformierten Kirche, die ihren Verwaltungssitz in Leer/Ostfriesland hat und Gliedkirche der EKD ist. Die Evangelisch-reformierte Kirche hat ihren Schwerpunkt in Ostfriesland, dem Emsland und im Landkreis Grafschaft Bentheim, wo sie volkskirchliche Strukturen entwickelt hat. Zu ihr gehören aber auch Einzelgemeinden in der ganzen Bundesrepublik von Borkum bis Chemnitz, von Lübeck bis München. Insgesamt gehören etwa 140 Gemeinden mit ca. 180.000 Gliedern zur evangelisch-reformierten Kirche.

Die evangelisch-reformierte Kirche geht zurück auf die Reformation in der Schweiz, vor allem in Zürich und Genf. In Zürich war es zunächst Ulrich Zwingli (1484 – 1531), der aufgrund von Missständen eine Reform der Kirche begann. Seine große reformatorische Entdeckung war, zunächst ganz unabhängig von Luther, die Autorität der Bibel. Seine Reformation zog in der deutschsprachigen Schweiz große Kreise. Für die weltweite reformierte Bewegung waren dann die Stadt Genf und der aus Frankreich geflohene Reformator Johannes Calvin (1509 – 1564) wichtig. Seine Bemühungen galten der Ausarbeitung der reformierten Lehre und der Organisation der Kirche. Er beeinflusste Theologen und Kirchenführer aus zahlreichen europäischen Ländern (z. B. John Knox aus Schottland).

In Deutschland sorgten im 16 Jahrhundert meistens die jeweiligen Landesherren dafür, dass in vielen Grafschaften und Herzogtümern die römisch-katholische Lehre durch die Lehre der Reformation ersetzt wurde. Der Landesherr bestimmte auch, welche Konfession in seinem Land galt: die lutherische oder die reformierte. Aus Frankreich flohen im 16. und 17. Jahrhundert reformierte Christen, die in ihrem Land verfolgt wurden: die Hugenotten. An mehren Orten Deutschlands, u. a. in Hannover, wurden sie aufgenommen und gründeten dort eigene Gemeinden.

Während des 19. Jahrhunderts wurden in einigen Gebieten Deutschlands Lutheraner und Reformierte in der Unierten Kirche vereint; so etwa am Niederrhein und in Hessen. In den ehemaligen preußischen Gebieten setzte der König diese Union im Jahr 1817 durch – zum Teil auch gegen den Widerstand einzelner Kirchen. Im Nordwesten Deutschlands blieben die beiden Konfessionen hingegen selbständig nebeneinander bestehen. Im Jahre 1882 ermöglichte Kaiser Wilhelm I. als König von Preußen den Reformierten in seinem Herrschaftsgebiet die Gründung einer eigenen Kirche.

Die Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Hannover entstand aus dem Zusammenschluss einer hugenottischen Gemeinde, die von evangelischen Flüchtlingen aus Frankreich im Jahr 1697 gegründet wurde, und einer deutschen reformierten Gemeinde, gegründet im Jahre 1703. Der erste Kirchenbau wurde maßgeblich von der späteren Kurfürstin Sophie unterstützt und 1705 eingeweiht. Wegen Baufälligkeit wurde fast 200 Jahre später ein Neubau nötig. Nach einem Entwurf des Königlichen Baurats Prof. Hubert Stier entstand von 1896 bis 1898 die neue Kirche. Der Turm wurde mit drei Glocken der Firma Radler aus Hildesheim bestückt. Nur eine musste nach dem 2. Weltkrieg nachgegossen werden.

Im Oktober 1943 wurde das Kirchengebäude in einer Bombennacht fast völlig zerstört. Der Wiederaufbau begann 1948 und wurde nach mehreren Phasen erst im Jahre 1963 abgeschlossen. Der Bau glich, da die Umfassungsmauern erhalten geblieben waren, dem Neubau des 19. Jahrhunderts. Dabei wurde – auch mit Rücksicht auf die Baustatik – auf den Turmhelm verzichtet. Das Innere der Kirche wurde nach den Plänen von Prof. Dieter Oesterlen gänzlich neu gestaltet. Eine Zwischendecke wurde eingezogen und der Gottesdienstraum nach oben verlegt. Unten entstanden so ein großes Foyer und neue Gemeinderäume. Der Haupteingang wurde aus dem Turm an die Südseite verlegt. Die Orgel wurde von der Firma Schuke in Berlin gebaut.

Heute gehören der ev.-ref. Kirchengemeinde Hannover ca. 4.900 Gemeindeglieder aus der Stadt und Region Hannover an.

Über die Geschichte unserer Kirchengemeinde erfahren Sie mehr aus der umfangreichen Chronik, die 2003 erschienen ist:

Geyken, Frauke -unter Mitarbeit von Karin Kürten und Burghardt Sonnenburg, 300 Jahre Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Hannover 1703-2003 -Festschrift zum Jubiläum, hrsg. vom Presbyterium, Hannover 2003

5 Ereignisse aus unserer Geschichte

5 Ereignisse aus der 125jährigen Geschichte des Kirchengebäudes
von Pastorin Elisabeth Griemsmann

Am 18. September 1898 Einweihung/Ingebrauchnahme:  Die Festgäste und das Presbyterium ziehen vom Pfarrhaus unter Glockengeläut zur Kirche. Dort übergibt Prof. Hubert Stier den Schlüssel an Pastor Dr. Eichhorn. Der schließt die Kirche auf, und zum Orgelklang begeben sich alle auf ihre Plätze. Der reformierte Männergesangverein „Zwingli“ und der gemischte Kirchenchor sind beteiligt. P. Eichhorn predigt über den Psalm 122. Anschließend werden 7 Kinder getauft. Die Kollekte ist an diesem Tag für zwei reformierten Gemeinden bestimmt. Außerdem wird am Ausgang für die Armen der eigenen Gemeinde gesammelt. 100 Mark werden anschließend verteilt.

Am Sonntag, den 3. Oktober 1943 findet am Nachmittag ein Gottesdienst für niederländisch sprechende Zwangsarbeiter in der Kirche statt. Pastor Rudolf Tuente lädt einmal monatlich dazu ein. Wenn es möglich ist, predigt er auch auf Niederländisch. Wenige Tage später, am 8. Oktober 1943, erfolgt der schwerste Luftangriff auf Hannover, und die Kirche wird zerstört.

Ein Sonntag im Juni 1951. Die Außenmauern der Kirche sind gefestigt, ein Dach ist über den Raum gespannt, die Fenster sind eingesetzt. Und eine Glocke, die Friederike, darf läuten. All das gibt Anlass, endlich wieder in der Kirche Gottesdienst zu feiern. Der Kirchenraum ist geschmückt mit Grün. Der Männerchor Zwingli und der gemischte Chor wirken mit. Die Bank- und Stuhlreihen sind durch Gemeindeglieder und Gäste voll besetzt. Der Landessuperintendent Hollweg aus Aurich predigt über den Psalm 66.

Im Herbst 1974 ist der Kirchturm stabil, und auch die dritte Glocke darf aufgehängt werden.  Am 16. November 1974 läuten endlich alle drei Glocken. Die Gemeinde feiert einen Gottesdienst mit Gästen aus der Norddeutschen Mission und der Partnerkirche in Togo. Die anschließende Gemeindeversammlung im Saal kann eine Spendenaktion für einen Kirchneubau in Togo abschließen.

2005 ist Kirchentag in Hannover. Am 27. Mai beginnt um 19 Uhr das Feierabendmahl in unserer Kirche. Gemeindeglieder und viele auswärtige Gäste aus reformierten Landen sind gekommen. Papphocker sind überall verteilt, sogar die Treppenstufen dienen als Sitzgelegenheit. Der Kirchenpräsident Jann Schmidt aus Leer predigt über Elia.  Beim Abendmahl werden die neuen Tonkelche eingesetzt, Brotteller und Kelche werden durch die Bankreihen geben. Im Bistro unten gibt es anschließend Erfrischungen, in der Kirche noch lange Musik...