Konfirmationspredigt am 11. Juli 2021
Teil 1 - Pastorin coll. Carolin Zierath
Teil 2 - Pastor Christoph Rehbein

Teil 1

Ich lobe meinen Gott,
der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe.

Halleluja.
Ich lobe meinen Gott,
der mir die Fesseln löst, damit ich frei bin.
Halleluja.

Liebe Konfis, liebe Eltern, Verwandte und Freunde, liebe Gemeinde,

Diese Zeilen haben wir gerade gesungen. Zeilen aus einem Lied, das nach mehr als zwei Jahren Konfi-Zeit sozusagen zu eurem kirchlichen Lieblingslied wurde. Und ich behaupte zu verstehen, warum das so ist. Denn ich selbst feiere dieses Lied auch sehr.

Es ist ein Lied, das das ganze Spektrum von Leben umfasst und das macht es so mitreißend: von „zu Tode betrübt“, bis „Himmelhoch jauchzend“. So wie das Leben eben spielt. Vom tiefsten Tal auf zum nächsten hohen Berg. Von guten zu schlechten und wieder zu besseren Tagen. Wir kennen es doch alle. So ist das Leben. Kein Tag ist wie der nächste. Nicht jeder Tag kann ein guter Tag sein. Aber auch nicht jeder Tag ist ein schlechter. Gefesselt durch den stressigen Alltag, befreit durch besondere Frei-zeit Aktivitäten oder den Urlaub. So ist es. Anders ginge es doch auch gar nicht, oder?

Das Gute, unser Glück erkennen wir doch eigentlich erst dadurch, dass wir zurückdenken an Tiefschläge, an Zeiten, in denen der Alltag schwer und mühsam war.

Das wird mir in diesem Lied immer wieder deutlich: Tiefen und Höhen, Bedrückendes und Befreiendes gehören zusammen.

Das erleben nicht nur wir „älteren“ Menschen, das kennt auch ihr jüngeren schon gut.

Es gibt viele Tage und viele Situationen, da fühlt man sich wie gefangen in einem tiefen Loch.

Wenn man in der Schule nicht mehr mitkommt. Wenn‘s zu Hause Stress gibt. Wenn man von anderen gemobbt wird. Wenn der Mensch, in den man verliebt ist, die Liebe nicht erwidert. Wenn man sich allein fühlt oder sich fragt, was dieses Leben eigentlich soll.     

Dann kann das ziemlich bedrückend sein und einen gefangen nehmen.

Wie kommen wir aus diesen tiefen Tälern eigentlich wieder heraus?

Das Lied weiß darauf eine Antwort. Es ist Gott, der uns aus dieser Tiefe holt und uns die Fesseln löst.

So haben es Menschen mit Gott immer wieder erlebt und in ihren Geschichten und Lieder niedergeschrieben. Dann sind sie voller Lob, denn, ohne dass sie noch daran geglaubt haben, hat Gott sich um sie gekümmert, sie von ihren  Fesseln befreit. Oft waren es andere Menschen, die Gott ihnen an die Seite gestellt hat, die diese Fesseln lösen konnten – durch gute Worte, hilfreiche Taten, durch Freundschaft. Und meistens haben diese Menschen es selbst nicht einmal geahnt, dass sie für einen anderen Menschen zum Engel wurden, zu einem Boten Gottes. Aber die anderen haben es gespürt. Im Rückblick auf ihre tiefen Täler wussten sie, da war Gott am Werk, das kann doch kein Zufall gewesen sein. Und genau das schwingt in diesem Lied mit:

Ja, es wird immer beschissene Tage in unserem Leben geben und ja manchmal werden sie endlos scheinen, aber hey, Gott ist mit dabei – auch an diesen Tagen – er geht mit uns und er findet ganz bestimmt einen Weg um uns daraus zu holen. Darum können wir jubeln und singen: Ehre sei Gott und Frieden auf Erden!

Und das tun wir jetzt auch, mit der 2. Strophe und dem Refrain. Amen.

Teil 2

„Der mir mein Schweigen bricht, damit ich rede…“ (EG 673,2)

Da muss ich an meinen Opa denken. Der hat gern geredet. Auch beim Essen. Ich habe schon als Kind manchmal mitgeredet. Einmal habe ich mich dabei verschluckt. Dauerhusten war die Folge. Mein Opa war nie um einen klugen Spruch verlegen. Er meinte nur: Reden ist Silber – Schweigen ist Gold.

Immerhin hat er nicht gesagt wie noch mein Uropa: Ein Kind redet bei Tisch nur, wenn es gefragt wird.

Tu deinen Mund auf für die Stummen - so fängt einer Eurer Konfirmationssprüche an (Spr 31,8): für die Sache derer, die verlassen sind. Die durch Unrecht still gemacht, eingeschüchtert sind. Das gibt es ja auch an der Schule. Die Autoritäten können mal unrecht haben. Und dann brauchen sie Schülerinnen und Schüler, die den Mund auftun für die still Gemachten. Ihr habt einen guten Sinn für Gerechtigkeit, das konnten wir in über zwei Jahren mit euch erfahren. Das ist eine Stärke in einer Lebensphase, in der am anderen Ende manchmal der Mut fehlt. Dann bist du selber still, wie ein erschöpftes Handy ohne Akku…

 Der mir mein Schweigen bricht, damit ich rede. Wie macht Gott das eigentlich? Ich glaube, seine Kraft ist stärker als ein Ladegerät. Das kann verloren gehen, das weiß ich aus leidvoller eigener Erfahrung.

Gott aber sagt: Ich bin immer da. Ich höre dir zu. Tag und Nacht. Du kannst zu mir beten. Damit du wieder Anschluss findest an das, was du eigentlich willst: jemand sein, der von anderen ernst genommen wird, in der Familie, in der Schule, beim Sport und überhaupt immer.

Wenn du an deinem Armband die goldene Perle drückst, dann denk an die Telefonnummer Gottes: 5015.

Psalm 50, Vers 15: Rufe mich an in der Not. Ich will dich retten – und du kannst mich preisen.

Ehre sei Gott und uns Menschen Frieden. Amen.