Mittwoch, den 13. März 2024

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

 Wahlen, Wahlbeeinflussung, „fake news“, Umgang mit dem Wahlgegner sind die öffentlichen Themen, wo Wahlen gerade anstehen.
 Auch in der Bibel findet sich ein „Wahlbericht“:
Als die Menschen versammelt waren, fragte Pilatus sie:»Wen von beiden wollt ihr? Wen soll ich euch freigeben: Jesus Barabbas oder Jesus, der Christus genannt wird?«
Denn er wusste, dass man ihm Jesus nur aus Neid ausgeliefert hatte.(…)

Doch die führenden Priester und Ratsältesten überredeten die Menschenmenge:
Sie sollten von Pilatus verlangen, Barabbas zu begnadigen und Jesus hinrichten zu lassen.
Da wandte sich Pilatus an die Menschenmenge und fragte: »Wen von beiden wollt ihr? Wen soll ich euch freilassen?

Sie riefen: »Barabbas!«
Pilatus fragte sie weiter:»Was soll ich mit Jesus machen,der Christus genannt wird?«
Da schrien alle: »Ans Kreuz mit ihm!«

Er fragte sie: »Was hat er denn verbrochen?
Aber sie schrien nur noch lauter: »Ans Kreuz mit ihm!«
(Matt. 27, 17-23) 

…Beeinflussung der Massen und Geschrei als Mittel der Wahl zur Machtdurchsetzung einzelner….wir scheinen heute nicht weiter zu sein als die Gesellschaft vor 2000 Jahren.
Demokratische Wahlen sind das Werkzeug unserer Demokratie. Es liegt an uns, mit ihnen verantwortungsvoll umzugehen. Ganz so wie es aus dem Lehrtext zur heutigen Losung klingt: 

Wir wissen aber, dass das Gesetz gut ist, wenn es jemand recht gebraucht.
(1.Timotheus 1,8) 

Am Sonntag war bei uns Gemeindewahl. Dank dafür, dass sich wieder Menschen verantwortlich gefühlt haben und bereit sind, die Geschicke der Gemeinschaft in diesem Geiste zu übernehmen.

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Mittwoch, den 6. Marz 2024

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

Die Kundin des Frisörsalons ist begeistert über ihr neues Spiegelbild. Die Frisörin hatte ihr nicht zu viel versprochen. Doch auch die Frisörin ist erfreut, dass die Umsetzung ihrer Idee noch viel besser wirkt, als sie es vermutet hatte. Sicher sie hat viele Erfahrungen gesammelt und ihr Können perfektionieren können, aber es gibt noch ein Quäntchen mehr. Es ist erstaunlich gut gelungen. Deshalb freut sie sich umso mehr über das Lob der Kundin. Könnte sie auch dem danken, der sie mit Einfühlungsvermögen und dem Geschick der Augen sowie der Hände gesegnet hat?

Und David? Er möchte Gott einen Tempel bauen, aber diese Aufgabe bleibt seinem Sohn Samuel vorbehalten. Doch David legt nicht die Hände in den Schoß. Er trifft nötige Vorbereitungen, lässt Baumaterialien zusammenstellen, ordert Schmuck für die Verzierungen an und startet eine Art Fundraising, damit viele sich an den Spenden für den Bau des Tempels beteiligen. Sein Aufruf ist ein voller Erfolg. Das stimmt ihn froh. Er beschreibt das, was er selbst getan hat. Und er sieht, was andere Menschen getan haben. Aber er sieht vor allem Gott selbst als den Gebenden der Gaben. Es ging durch Menschen Hand, aber er sieht den, der es ihnen zuerst gab, der es ihnen zur Verfügung stellte – den Reichtum der Erde, das Talent zu gestalten und zu schaffen, die Motivation, sich für diese Projekt einzusetzen und Gott zu ehren. David spricht: „Was bin ich? Was ist mein Volk, dass wir freiwillig so viel zu geben vermochten? Von dir ist alles gekommen, und von deiner Hand haben wir dir's gegeben“.  (1.Chronik 29,14)

Davids Perspektive erinnert an den größeren Zusammenhang. Er regt einen Perspektivwechsel an und lässt die eigene Rolle überdenken. Ist das nicht ein „Mehrwert“?  Sich als Teil einer Gemeinschaft zu verstehen, der Gott seine Treue und Begleitung verspricht. Sich in die Bundesgeschichte Gottes mit dem Volk Israel und mit der Völkerwelt wiederzufinden – begabt, berufen, gehalten und gesegnet?

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Mittwoch, den 21. Februar 2024

WORTmeldung von Pastorin Grace Daeli

Wer kann sagen: »Ich habe mein Herz geläutert und bin rein von meiner Sünde«? (Sprüche 20, 9)

Am 14. Februar fand  in Indonesien die Präsidentenwahl statt. Auch mein Mann und ich, die in Hannover leben, haben gewählt und unsere Stimmzettel eingeschickt. Schon Monate vor der Wahl haben die Präsidentschafts- und Vizepräsidentschaftskandidaten Wahlkampf gemacht, um viele Menschen von ihrem Programm und ihren Zielen zu überzeugen. Die Präsidentschafts- und Vizepräsidentschaftskandidaten haben sich Urteile über ihre Konkurrenten gebildet, auch die Bürger haben sich Urteile über die einzelnen Kandidaten gebildet und sie stimmen für die Kandidaten, die sie für die besten halten.

Es ist viel einfacher, über andere zu urteilen, sich selbst für besser zu halten als die anderen. Es ist einfach zu glauben, dass wir Recht haben. Unser Herz neigt immer dazu, unsere Entscheidungen und Handlungen zu verteidigen, weil wir denken, dass wir das Beste getan haben, was wir konnten.

Aber die Frage ist: Auch wenn wir unser Bestes getan haben, können wir wirklich ein ehrliches und objektives Urteil über uns selbst fällen? Ist es nicht Gott alleine, der uns klarer sieht, der uns besser kennt als wir selbst? Ist Gott nicht in der Lage, viel besser zu urteilen als wir selbst?

Deshalb ist es wichtig, auch wenn wir glauben, dass unser Denken und Handeln richtig sind, dass wir im Gebet nach Gottes Beurteilung fragen und sprechen : "Herr, gibt es etwas an mir, das dir nicht gefällt und das ich korrigieren sollte?" So hilft uns Gott, besser zu werden, er hilft uns, Jesus Christus ähnlicher zu werden, der ohne Sünde war.

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Mittwoch, den 14. Februar 2024

WORTmeldung von Pastor Hans Christian Beer

Karl-Heinz ist ein aktiver Mann über 70. Er ist das, was man einen rüstigen Rentner nennt. Er ist vielfältig engagiert, im Jagdverein seines Heimatdorfes, in der Waldgemeinschaft und bei den Imkern. In Haus und Garten gibt es für ihn immer viel zu tun. Da müssen die Hühner betreut, gesät, gepflanzt und geerntet werden. Handwerklich ist er sehr geschickt. So hat er selbst eine Solarthermie-Anlage auf dem Dach seines Hauses installiert. Bei all dem kommt die Familie nicht zu kurz. Mit seiner Frau unternimmt er viel und die drei erwachsenen Söhne, die in ganz Deutschland verstreut leben, lädt er regelmäßig zu gemeinsamen Motoradtouren ein.

Neben all dem liegt ihm seine Kirchengemeinde sehr am Herzen. Er ist, so oft es geht, aktiv mit dabei. Im Kirchenrat hat er eine gewichtige Stimme. Auch im Vorstand des Fördervereins wirkt er mit. Er ist, wie man sagt, eine Säule der Gemeinde.

Besonders wichtig sind immer wieder die regelmäßigen Bibelgesprächskreise. Denn die Sache mit dem Glauben ist für ihn nicht ein für alle Mal festgelegt. Er ist immer auch auf der Suche. Was bedeutet mir mein Glaube heute? Was glaube ich eigentlich?  Was ist glaub-würdig und was nicht?

Vor diesem Hintergrund trieb ihn ein Vers aus dem Matthäusevangelium um: „Und es werden sich viele falsche Propheten erheben und werden viele verführen.“ Wie ist das mit Jesus? Worauf kann ich vertrauen? In den Gesprächen wurde ihm klar. Ich muss das, was ich glaube, vor mir selbst vertreten. Ich kann nicht einfach irgendwas nur so übernehmen, weil „man“ das so glauben muss. Als sehr hilfreich hat er es empfunden, mit anderen über seine Hoffnungen und Zweifel zu sprechen. Zweifel gehören zum Glauben. Sie zu verschweigen wäre, als ob man sich selbst belügt. Darüber miteinander ins Gespräch zu kommen hilft zu erkennen, was für einen selbst wichtig ist und was einem Kraft für den Alltag gibt. „Ich muss mich nicht verbiegen, um mit meinem Gott im reinen zu sein.“, hat Karl-Heinz mir mal gesagt. Und er hat davon gesprochen, wie wichtig ihm bei allen Überlegungen ihm Paulus geworden ist, „so schwer der auch zu verstehen sei“, betonte er. Ein kurzer Satz begleitet ihn seitdem. „Prüft aber alles, das Gute behaltet!“ Das hilft ihm, seinen Glauben und seinen Alltag in Übereinstimmung zu bringen. Glaube bewährt sich für ihn im Alltag. Und er ist für ihn Richtschnur seines Handelns. Karl-Heinz möchte dabei nicht falschen Propheten nachlaufen. Vielmehr will er von dem, was er für sich als richtig erkannt hat, anderen erzählen und es zur Basis seines Lebens machen. Vielleicht ist das das Geheimnis seiner inneren Stärke.

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Mittwoch, den 7. Februar 2024

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek

Vor kurzem war ich zu einem Gottesdienst zu Beginn des Schabbats in einer jüdischen Gemeinde eingeladen. Es war die Freude, die mich beeindruckt hat. Die Freude über den Schabbat, die Freude über diesen Tag, den Gott den Menschen schenkt, jenen siebten Tag, an dem jede Last das Alltags abgelegt werden darf. Und auch alle Sorgen, die in diesen Wochen und Monaten groß sind, dürfen für 25 Stunden zurücktreten.

Man kann sechs Tage durch eine Wüste ziehen, aber die siebte Tag ist zum Ausruhen und auch für das Wohl der Seele da.

Gott ruhte am siebten Tag und wir sind eingeladen, es IHM gleich zu tun.

Ich bin mir sicher, ER hat sich was dabei gedacht, als ER die Menschen dazu eingeladen hat.

Wir sollten uns diese Einladung nicht nehmen lassen.

Wir sollten unseren Sonntag viel mehr feiern! Er ist unser Tor zum Leben.

„Denke an den Sabbattag und halte ihn heilig.

Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun;

der siebte Tag aber ist ein Sabbat für den HERRN, deinen Gott.

Da darfst du keinerlei Arbeit tun, weder du selbst noch dein Sohn oder deine Tochter, dein Knecht oder deine Magd noch dein Vieh oder der Fremde bei dir in deinen Toren.“

(2. Mose 20,8-10)

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Mittwoch, den 31. Januar 2024

WORTmeldung von Pastorin Grace Daeli

In meiner Heimat Nias (Indonesien) wechselt jede/r Pastor/in in der Regel alle fünf Jahre die Gemeinde. Wenn eine/r Pastor/in gute Arbeit geleistet hat und von ihrer/seiner Gemeinde geliebt wird, dann ist die Gemeinde traurig, wenn sie/er die Gemeinde verlässt. Und die Gemeindemitglieder werden oft der/dem Pastor/in sagen: "Ma'AMALÖSI ndra'ugö". Das bedeutet: "Wir vermissen dich, (weil wir von dir abhängig geworden sind)". Ja, in dem Wort Amalösi steckt die Abhängigkeit von jemandem.
 
Der heutige Bibelvers aus den Losungen steht in Jeremia 3, 23:
Wahrlich, es hat Israel keine andere Hilfe als am HERRN, unserm Gott.“ (Jer. 3, 23)
 
Dieser Vers erinnert uns daran, dass wir uns auf nichts und niemanden außer auf Gott verlassen sollen.
Ich freue mich, dass viele Eltern, Lehrerinnen und Lehrer den jungen Menschen beibringen, dass sie in der Zukunft unabhängig leben können. Ich freue mich, dass viele junge Menschen lernen und so leben, dass sie nicht von anderen abhängig sind. Aber ganz unabhängig kann doch keiner sein, da wir trotzdem abhängig bleiben. Wir sind von Gott und NUR von Gott abhängig und es ist gut so.
 
Von Gott kommt unsere Hilfe. Ohne Gott haben wir kein Leben, ohne Gott können wir nichts machen. Wir dürfen uns ganz auf Gott verlassen. Das ist ein Geschenk.
 
(Foto von Htc Erl auf Pixabay)
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Mittwoch, den 17. Januar 2024

WORTmeldung von Pastorin Grace Daeli

Und alle Frauen, die ihr Herz in Weisheit dazu drängte, spannen das Ziegenhaar.“ Exodus (2. Mose) 35, 26.

Dieser Vers findet sich in der Geschichte von der Reise der Israeliten in das Land, das Gott ihnen versprochen hatte. In einer englischen Bibelübersetzung (New English Translation) trägt dieser Abschnitt die Überschrift „Willing Workers“. Das bedeutet „Freiwillige Arbeiterinnen und Arbeiter“.

Während die Israeliten durch die Wüste zogen, versuchten sie, ein Zelt als Wohnung für Gott zu bauen. Um diese Wohnung zu bauen, brauchten sie viele Dinge, und Mose sagte zu ihnen:

Alle, die verständig sind unter euch, sollen kommen und alles machen, was der Herr geboten hat.“ (Vers 10)
Dann kamen sie, jeder, den sein Herz dazu drängte. Und jeder, den sein Geist dazu trieb, brachte die Abgabe für den Herrn für die Arbeit am Zelt der Begegnung und für den gesamten Dienst darin und für die heiligen Gewänder.“ (Vers 21)

Die Frauen werden als Beispiele für diejenigen genannt, die freiwillig mitgearbeitet haben. Heute würden wir sie als Ehrenamtliche bezeichnen. Frauen spannen bereitwillig Ziegenhaar, um Tücher für dieses Zelt herzustellen. Alle haben es getan, weil Gott ihre Herzen dazu bewegte.

Gott schenkt uns auch verschiedene Fähigkeiten. Von ihm haben wir die Begabung, Lernfähigkeit, Geduld, Kraft und Fantasie, die wir haben, um all die Dinge zu tun, die wir tun.

Wir sind dankbar dafür, dass so viele Menschen in der Kirche Gott und ihren Mitmenschen ihre Begabung, Zeit, Gedanken und Kraft ehrenamtlich zur Verfügung stellen. Mit ihrem Engagement unterstützen sie Gottes Werk in unserer Welt. Wir sind dankbar, dass Gott ihre Herzen dazu bewegt.

Möge Gott auch unsere Herzen bewegen, damit wir unsere Begabungen als Gaben Gottes erkennen und möge Gott uns die Kraft geben, mehr von unserer Zeit, unserer Energie, unserer Fantasie und Begabung darauf zu verwenden, ihm Dank und Ehre zu erweisen, der uns so reichlich beschenkt hat.

Amen.

(Foto von Siala auf Pixabay)

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Mittwoch, den 10. Januar 2024

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek

Heute vor 104 Jahren, am 10. Januar 1920, trat der Friedensvertrag von Versailles in Kraft, der Abschluss des 1. Weltkriegs.

Am gleichen Tag wurde der Völkerbund als Vorläufer der vereinten Nationen zur Verständigung zwischen Völkern und zur Wahrung des Friedens gegründet. Der Völkerbund entstand unmittelbar aus den Verhandlungen des Versailler Verträge und unter dem Eindruck des Kriegsschreckens.

Bei Ideale bei den Verhandlungen haben nicht verhindert, dass der Friedensvertrag den Nährboden für den erstarkenden Nationalsozialismus im Deutschland der Weimarer Republik förderte. Im Völkerbund wurden nationale Machtansprüche durchgesetzt und resultierten im Britischen Mandatsgebiet in Palästina mit Folgen, die bis heute Politik und Gewalt im Nahen Osten beeinflussen.

Immanuel Kant beschreibt 1795 in seinem Essay „Zum ewigen Frieden“ (www.gutenberg.org/files/46873/46873-h/46873-h.htm) die Grundvoraussetzungen für Frieden zwischen Staaten, die wir bis heute mittragen können. Sie sind unmittelbar in die Vereinbarungen des Völkerbunds eingegangen.

Und dennoch bei aller Vernunft: Frieden ist eine Geschichte der menschlichen Unvollkommenheit, der Rückschläge und der fortwährenden Suche.

Die Mühsamkeit der Friedenssuche schwingt in der heutige Losung mit und appelliert zugleich:

„Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach!“
Psalm 34,15

Frieden braucht Einsatz, Mut, Liebe für die Mitmenschen und oft einen Geist, der höher ist, als die menschliche Vernunft.

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Mittwoch, den 3. Januar 2024

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

Das neue Jahr hat gerade begonnen. Viele gute Wünsche haben wir gehört und uns darüber gefreut. Viele Hoffnungen haben wir ausgesprochen und dabei unsere Zuversicht gestärkt. Und manchen Vorsatz haben wir gefasst, doch ob er sich realisieren lässt?

Gott sei Dank verlaufen die ersten Tage des neuen Jahres in gemäßigtem Tempo. Wir genießen die Zeit zum Sortieren und zum Atem holen. Und angesichts all der Gefährdungen, die Menschen an anderen Orten durch Hochwasser, durch Erdbeben oder sogar durch Raketenangriffe erleben, können viele von uns die eigene Sicherheit dankbar erkennen, Mitgefühl zeigen und auch Stoßgebete zum Himmel schicken.

In das neue Jahr begleitet uns ein Bibelvers aus dem 1. Korintherbrief. Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. (1. Kor. 16, 14.) Paulus schrieb an eine Gemeinde in der griechischen Hafenstadt, mit der ihn vieles verband. Er hatte ihnen Grundsätzliches über das Verbindende in Jesus Christus, aber auch zur Kraft der Liebe geschrieben. Abschließend ermahnte er sie und ermutigte sie für das Leben im Glauben. Dabei nannte er Wachsamkeit, Stärke und Mut. Hinzu kam für ihn die Liebe. Ist sie ein Korrektiv für das Leben im Glauben, weil die Liebe immer die wahrnimmt, die mit auf dem Weg sind, weil die Liebe den Blick auf die eigene Schwäche und Mutlosigkeit zulässt, weil die Liebe auf den barmherzigen Gott hinweist?

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. Aus dem alten Jahr nehmen wir vieles mit. Manche Aufgaben kennen wir seit Jahren, manche Verpflichtung lässt sich nicht abschütteln und für eine Beauftragung hat sich leider keine Nachfolge gefunden. Auch Schuldgefühle bleiben nicht einfach zurück. Auf der anderen Seite erkennen wir neue Aufgaben - beruflich und privat, die uns reizen, die wir gern ausprobieren möchten, die uns so vielversprechend erscheinen. 2024 wird vieles zu tun sein. Könnte die Liebe ein Korrektiv sein, um zwischen Wichtigem und Unwichtigem zu unterscheiden? Könnte uns die Liebe eine Entlastung geben, weil wir uns als Kinder Gottes geliebt wissen? Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe, so schrieb Paulus. Möge uns die Liebe 2024 helfen, unseren Glauben zu gestalten – gütig, hoffnungsvoll, geduldig und engagiert. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass Sie oft erleben mögen, dass die Liebe etwas in Ihrem Denken und Tun bewegt.

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Mittwoch, den 20. Dezember 2023

WORTmeldung von Pastorin Grace Daeli

Lobe den HERRN, der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen. Psalm 103,2.3

Keiner will krank sein. Keiner will schwach sein. Keiner will Sünden und Fehler begehen. Zumindest ist es bei mir und bei den Menschen, die ich kenne, so. Aber Tatsache ist, dass niemand perfekt ist. Wir sind fehlerhaft, wir sind krank, wir verletzen uns, wir begehen Sünden.

Gott sei Dank, dass bei aller Unvollkommenheit die Liebe größer ist. An den meisten Eltern sehen wir, dass sie ihr Kind besonders lieben, wenn es schwach ist. Sie sind dem Kind besonders nahe, wenn das Kind krank ist. Sie schenken dem Kind mehr Aufmerksamkeit, wenn es Fehler macht.

Gott sei Dank, haben wir die Möglichkeit, Liebe zu geben, wenn wir merken, dass unser Nächste schwach, krank, hilfsbedürftig oder verzweifelt ist. Gott sei Dank, haben wir die Möglichkeit, Liebe zu geben, auch wenn wir selber leiden oder Probleme haben.

Lobe den Herrn, der unsere Liebe noch stärker macht , wenn wir mit Unvollkommenheiten, Enttäuschungen oder Schmerz konfrontiert sind. Lobe den Herrn, der die Liebe scheinen lässt wie ein Licht, das in der Dunkelheit nicht erlischt, sondern die Finsternis erhellt.

Lobe den Herrn, der uns Sünder liebt und von dem wir erfahren, was lieben heißt:

„Darin besteht die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden gesandt hat.“ 1. Johannes 4,10

Lobe den Herrn!

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Mittwoch, den 13. Dezember 2023

WORTmeldung von Pastor Gerrit Schulte-Degenhardt

in seinem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth schreibt Paulus in Kapitel 4, Vers 5:

Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen. Dann wird ein jeder von Gott sein Lob empfangen.“

Zum Leben gehört, dass wir lebenslänglich dem Urteil anderer ausgesetzt sind. Im Elternhaus. In der Schule. Im Beruf und in all unseren Beziehungen. Wie oft müssen viele kleine Kinder das Urteil über sich ergehen lassen, sie seien süß. Wie schlimm ist es, durch Blicke oder Worte gesagt zu bekommen, dass man den Wunschvorstellungen nicht entspricht. Schlechte Schulnoten, abgelehnte Bewerbungen unbeantwortete Anträge können jahrelang schmerzlich nachwirken. Und Beschuldigungen aus Kirche und Gemeinde werden schon in der ersten Christenheit so verletzend gewirkt haben, dass Paulus sich aufgefordert sah, zu schreiben: „Richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt.“

Denn zum Leben im Machtbereich Jesu Christi gehört, dass alle Urteile und Bewertungen nicht das letzte Wort über uns sind. Denn das entscheidende Urteil steht noch aus. Und wenn es dereinst gesprochen sein wird, dann wird ein jeder von Gott sein Lob empfangen.

Ob wir nun also fleißig und brav, oder faul und träge sind; ob wir in der Kirche engagiert leben oder immer nur alles von anderen erwarten; ob wir sozial und verantwortungsvoll leben oder unsozial und allein auf uns selbst fixiert: jeder wird von Gott sein Lob empfangen.

Das mag in unseren Ohren moralisch höchst anstößig klingen. Aber Gott sieht weiter und wird „ans Licht bringen, was im Finstern verborgen ist und wird das Trachten der Herzen offenbar machen.     

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Mittwoch, den 6. Dezember 2023

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

Die Letzten ihrer Art

Hat eigentlich schon jemand bemerkt, dass es keine Nikoläuse mehr gibt? Zumindest fast keine mehr. Ich habe noch einen in diesem Jahr gefunden. Ich meine die Schokoladen-Nikoläuse. Und nicht die Weihnachtsmänner, die jetzt überall herumstehen. Die „echten“ Nikoläuse mit Hirtenstab und Mitra, schließlich war Nikolaus Bischof von Myra.

Als meine Kinder klein waren, gab es Nikoläuse Ende November noch im Supermarkt. Seit einigen Jahren aber sind sie aus den Regalen verschwunden. Ausgestorben. Verdrängt von einer invasiven Art sozusagen.

Weihnachtsmänner haben das Feld übernommen. Sie haben es da einfacher. Sie kommen aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, haben eine unbekümmerte Geschichte, sind marketing-konform und reisen auf Schlitten gezogen von Rentieren durch eine Winterwelt, die es immer seltener gibt, seitdem es immer wärmer wird. Die Weihnachtsmänner stört das nicht.

Die Geschichte vom Nikolausfest, die beim Mann aus Myra um das Jahr 300 beginnt, ist komplizierter. Sie eignet sich nicht für das Marketing. Es ist eine Geschichte von Glaube und Wohltätigkeit.

Sie gibt einen Vorgeschmack auf den Duft von Weihnachten und seine Botschaft. Die lässt sich nicht kaufen, sondern nur verschenken.

Die Botschaft desjenigen, dessen Geburt wir an Weihnachten feiern, kündigt der heutige Lehrtext zur Losung an:

„Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“
(
Joh. 1,14)

Alles Gute zu Nikolaus!

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Mittwoch, den 29. November 2023

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

Es war ein schönes Fest. Schon mittags waren die Gäste gekommen. Es gab leckeres Essen, erfrischende Getränke, gute Gespräche, Musik und viel Lachen. Am Nachmittag verabschiedeten sich die ersten. Die nächste Gruppe hatte noch eine andere Verabredung und brach später auf. Ein kleiner Kreis sollte noch bis zum Abend bleiben. Aber der eine oder die anderen schaute verstohlen auf die Uhr. „Wollt ihr auch weggehen?“ fragte der Gastgeber. „Bleibt doch noch ein bisschen...“

Nach dem Empfang gab es noch vieles aufzuräumen, das Geschirr musste abgeräumt und die Tische zurückgestellt werden, Gläser mussten gespült und Leergut entsorgt werden. Die Arbeiten sollten gut verteilt werden. Aber einige wandten sich zur Garderobe. „Wollt ihr auch weggehen?“, fragte die Organisatorin. „Wir brauchen euch noch. Dann geht es viel schneller.“

Die Jünger waren Zeugen geworden, wie Jesus Gott für 5 Brote und 2 Fische dankte und sie in Stücke gebrochen an die 5000 Menschen verteilte. Die engsten Jünger erlebten dann, wie Jesus ihnen auf stürmischer See entgegenkam. Und sie hörten später mit vielen anderen die Rede Jesu über das Brot vom Himmel. Die klaren Worte Jesu riefen unterschiedliche Reaktionen hervor, deswegen wandten sich viele Jünger ab. Und Jesus sprach zu den Zwölfen: Wollt ihr auch weggehen?(Joh. 6, 67). Dei Frage enthält kein Werben, keine Versprechen, keinen Appell und keine Verpflichtung. Aber die 12 haben den erkennt und erlebt, den Gott gesandt hat. Den, der ihnen Angst nimmt und den, der sie wirklich sattmacht!

Es fehlt mir die Antwort auf die Frage! Bleiben die Gäste? Bleiben die Helfer? Bleiben die 12? Was würde ich tun? Würde ich bleiben, um die Stunden zu genießen oder um die anderen zu unterstützen oder um mehr von diesem Brot des Lebens zu essen? Ich bin neugierig geworden und lese weiter, wie sich die 12 entschieden haben und finde Petrus Bekenntnis´ zu Jesus. Aber ich muss diese Frage für mich selbst beantworten. Wie wichtig ist es mir zu bleiben und zu behalten, was mir wichtig geworden ist...

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Mittwoch, den 22. November 2023

WORTmeldung von Pastor Dr. Achim Detmers

Manch eine/r sehnt sich gerade zurück in die ›glückliche‹ Zeit vor der Pandemie und vor den Kriegen. Doch auch unsere ›unglückliche‹ Zeiten haben ihren Wert. Denn große Ideen und Werke entstehen selten aus Zufriedenheit. Es sind eher die Unglücklichen, die die Welt verändern. Sie bemerken Fehlentwicklungen schneller als die ›Glückszufriedenen‹ und spüren, wenn es keine größeren Ziele mehr gibt im Leben und in der Gesellschaft.

Vor diesem Hintergrund lese ich Psalm 73,28: »Gott nahe zu sein, ist mein Glück«. Dieser Vers stammt von keinem glücksverwöhnten Menschen. Im Gegenteil, der oder die Verfasser*in schaut neidisch auf das ›Glück‹ der Hochmütigen. Diese ›Glücksmenschen‹ seien wohlversorgt und müssten sich nicht plagen. Mit ihren Reden würden sie andere beeindrucken und letztlich sogar Gott verhöhnen (V.3-12).

»Das Glück ist mit den Dreisten«, könnte man diese Beobachtung übersetzen. Und diese Erkenntnis geht dem Psalmisten mächtig an die Nieren. Er oder sie sieht sich in der Versuchung, es den Hochmütigen gleichzutun und auch so zu werden wie sie (V.2.15f.21).

Doch ein Perspektivenwechsel holt den Psalmisten aus seiner Melancholie heraus: Vordergründig ist das Glück mit den Bösen. Aber was bedeutet dieses ›Glück‹ schon angesichts der Verheißungen Gottes für die künftigen Generationen? Glück, das auf Verachtung der Schwachen beruht – und damit letztlich auf Verachtung Gottes –, hat keinen Bestand. Es zerstört die Grundlagen des menschlichen Miteinanders. Und schlimmer noch: So ein ›Glück‹ hat keine Verheißung, außer der des eigenen schaurigen Endes (V.17-20).

Gegen das vermeintliche ›Glück‹ stellt Ps 73 etwas anderes: Das wahrhaft Gute, das in Gottes Nähe liegt. Denn so wäre eigentlich zu übersetzen: »Gottes Nähe ist gut für mich« (V.28).

Die tiefe Weisheit, die in diesem Satz liegt, stammt von einem ›unglücklichen‹ Menschen. Seine Sensibilität für die eigene Verzweiflung und die anderer, seine Zuflucht zu Gott haben ihn befreit von seiner misslichen und verbitterten Weltsicht. Vielleicht kann uns diese Perspektive in unserer verfahrenen und schwierigen Situationen ein wenig helfen.

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Mittwoch, den 15. November 2023

WORTmeldung von Pastorin Grace Daeli

Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser!
Jesaja 55,1

Ich frage mich, wie dieser Bibelvers bzw. diese Einladung zum Herbst passt, wo es bei uns gerade so viel regnet?

Aber ich werde daran erinnert, dass Millionen Menschen auf der Welt keinen Zugang zu Trinkwasser haben. Es ist eine Einladung, daran zu denken und dafür etwas zu tun, dass alle Menschen ihren Durst mit frischem Wasser löschen können.

Ich werde aber auch daran erinnert, dass wir oft seelisch durstig sind, es aber gar nicht merken. Wir haben Durst nach Frieden, Gerechtigkeit, Vergebung, Liebe, nach Freunden, Durst nach Gott. Aber so wie wir von Ärzten ermahnt werden müssen, mehr zu trinken, weil unser Körper mehr Wasser braucht, so ist auch unsere Seele oft durstig, ohne dass wir es merken.

Dieser Bibelvers ist eine Einladung, nicht nur zum Wasser zu kommen, sondern auch unseren Durst zu spüren. Gott ist das Wasser, das unseren Durst löscht, uns heilt und uns das Leben schenkt. Lasst uns unseren Durst erkennen und zum Wasser kommen. Und wenn wir zum Wasser kommen, sollten wir unsere Freunde auch hinzuladen. Wer weiß, vielleicht löscht es ihren Durst, sogar den Durst, den sie nicht bemerkt haben?

“Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser!” Gott, der HERR, lädt uns ein.

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Mittwoch, den 8.11.2023

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

 

Vor ein paar Tagen bekam ich einen Weckmann geschenkt: eine Kindheitserinnerung, die sentimentale Gefühle weckt.

 

Da, wo ich aufgewachsen bin, gab es am Martinstag, den 11. November, immer gleich mehrere Sankt-Martins-Umzüge mit einem „richtigen“ Sankt Martin auf einem weißen Pferd, einem weitem Mantel, Musikkapelle, einem großem Feuer und vielen Laternen. Ein Höhepunkt in der Schule war, dass es an dem Tag in der großen Pause für jedes Kind einen Weckmann mit Tonpfeife gab. Übrigens sind Weckmänner nur dann richtig, wenn sie eine Tonpfeife und Augen aus Rosinen haben.

 

Einmal hat es beim Umzug sogar geschneit….das war, als nur wenige vor einer Klimakrise gewarnt haben und keiner daran geglaubt hat.

Das bekannte Sankt-Martins-Lied, wo er durch Schnee und Wind reitet, haben wir jedes Jahr mit Inbrunst gesungen. Ich fand es toll, dass ein wichtiger Offizier beim Vorbeireiten den Bettler bemerkt und anhält. Und dann sogar seinen Mantel teilt. Später habe ich dann gedacht, dass es ja nichts Halbes und Ganzes ist, so ein halber Mantel. Er hätte den Mantel ruhig im Ganzen an den Bettler geben können. Er wäre ja bestimmt schnell an einen Ersatz gekommen. Dem Bettler hätte in der Kälte ein ganzer Mantel mehr geholfen.

Noch weniger, und das bis heute, war ich mit der Liedzeile einverstanden, dass Sankt Martin, als der Bettler ihm danken will, schon wieder auf und davon ist.

 

Danken ist wichtig. Wichtig ist aber auch, dass Dank angenommen wird. Der Bettler konnte ihm nur seinen Dank schenken. Den hätte Sankt Martin ruhig annehmen können, denke ich immer noch, wenn ich das Lied höre. 

 

Die Losung für den heutigen Tag steht im Psalm 118, Vers 26:

„Gesegnet sei, wer kommt, im Namen des HERRN“

 

Es ist ein Dankpsalm und endet mit dem gleichen Vers, mit dem er auch beginnt: 

„Preist den HERRN, denn er ist gut, ewig währt seine Gnade.“

 

Danken ist wichtig. Der Losungsvers als eine Einladung, wieder mal mit dem ganzen Psalm Dank zu sagen: https://www.bibleserver.com/ZB/Psalm118.

Ich bin mir sicher, dass er angenommen wird.

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Mittwoch, den 1. November 2023

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

Es ist November. Das Laternenfest mit seinem Umzug steht bevor. Und ich erinnere mich an meine Kindheit. Es gab viele selbstgebastelte Laternen und Laternenlieder. Ich freue mich, wenn ich diese Lieder heute mitsingen kann. Die alten Lieder haben ihren Platz. Eine Generation gibt das an ihre Kinder weiter, was ihr wertvoll geworden ist. Und dass kleine Lichter in die Welt getragen werden, damit sie heller wird, das erlebten wir bei den Umzügen damals und erleben es heute, wenn Passanten stehen bleiben, lächeln und mitsummen...

Nicht nur Lieder auch biblische Geschichten und Gebete werden von den Älteren an die Jüngeren weitergeben. Fragen über Gott werden von den Älteren gehört und so beantwortet, wie es ihnen selbst wichtig geworden ist. Der Glaube an Gott wird auch ohne Worte gezeigt. Das Vertrauen in Gott wird vorgelebt. Und die Hoffnung auf Gottes Hilfe schenkt Zuversicht in dem, was Angst macht. Ob der Funke überspringt? Das liegt nicht in meiner Hand, aber vielleicht wirkt nach, was ich als älterer Mensch denke, sage, fühle und tue.

Der Apostel Paulus erkennt einen aufrichtigen Glauben bei seinem Mitarbeiter Timotheus. Dafür ist er dankbar. Dafür lobt er ihn. Denn dieser Glaube ist eine gute Basis für ihre Zusammenarbeit. Paulus erkennt, dass dieser Glaube bereits die Mutter und die Großmutter des Timotheus erfüllte. Es sind drei Generationen, in denen Paulus einen aufrichtigen Glauben an Jesus Christus erkennt. Nicht so, dass das Glaube des Jüngeren nur auf den der Älteren zurückging, das nicht. Der Glaube wird durch Gottes Geist geweckt, aber die Älteren können dem Jüngeren zeigen, was ihnen selbst wichtig ist.

Glaube kann gefördert und durch besondere Rituale gestaltet werden. Inhalte das Glaubens können gelehrt und gelernt werden. Damit der Funke überspringt, dazu braucht es Gottes Geist, der ermutigt und tröstet. Mögen wir von Gottes Licht in der Dunkelheit erzählen und singen. Und möge das Zuhören gesegnet sein.

Fotoquelle: Pixabay

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Mittwoch, den 25. Oktober 2023

WORTmeldung von Pastor Gerrit Shulte-Degenhardt

„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (Röm 12,21)

Liebe Gemeinde und liebe Freundinnen und Freunde,

die Versuchung, Böses mit Bösem vergelten zu wollen, ist manchmal sehr groß. Viele Nachrichten, die uns in diesen Tagen erreichen, bestätigen das.

Und es gehört ja auch nicht viel dazu, sich vom Bösen überwinden zu lassen:

Eine erlittene Kränkung kann jahrelang böse Gedanken bewirken.

Eine erfahrene Herabsetzung oder gar Entwürdigung kann das Bedürfnis nach Rache hervorrufen.

Selbst eine nur mit Blicken geäußerte Beleidigung kann sehr viel Schlechtes in uns wecken.

Und wer einmal Vertreibung erleben musste, oder den Verlust seiner Unversehrtheit, gar den gewaltsamen Verlust seiner Lieben…. Ich denke, wer immer die Erfahrung gemacht hat, Opfer böser Menschen und Mächte geworden zu sein, der mag eine Ahnung davon haben, wie schnell die Versuchung sich meldet, Böses mit Bösem vergelten zu wollen.

Böses mit Bösem vergelten zu wollen mag manchmal sehr nahe liegen, aber dieser Wille übersieht so viel. Er übersieht, dass niemals ein Zwang vorherrscht, vergelten zu müssen, sondern dass es möglich ist und möglich bleibt, Böses mit Gutem zu überwinden.

Natürlich: Böse Menschen, die andere verletzen oder gar töten, gehören bestraft. Das ist Aufgabe des Staates. Wobei dieser natürlich dafür zu sorgen hat, sich bei der Bestrafung des Bösen an geltendes Recht zu halten. Und er muss der Versuchung widerstehen, sich bei der Bestrafung des Bösen den Mitteln des Bösen zu bedienen.

Aber die Bestrafung des Bösen allein ist nicht alles. Denn das Böse kann ja nicht nur bestraft, sondern auch überwunden werden. Denn selbst das monströseste Böse ist nicht total oder absolut. Daran erinnert Paulus die Gemeinde in Rom, und uns auch. Selbst jahrzehntealte Teufelskreise können durchbrochen werden. Das Gesetz „Aug um Auge“ kann durch ein anderes Gesetz ersetzt werden und an die Stelle der Rache kann Vergebung treten. Nicht in Form einer billigen Gnade. Aber wenn Reue im Spiel ist und ernstgemeinte Abkehr vom Bösen, dann ist es doch möglich, das Böse zu überwinden. Und es ist nicht nur möglich, sondern sogar geboten. Es ist schließlich die Vergebung, von der wir Christenmenschen wissen, dass wir auf sie aufgewiesen sind, einfach, weil wir aus ihr leben.

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Mittwoch, den 18. Oktober 2023

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

Gedanken  in diesen Tagen:

So viel unmenschliche Gewalt. So viel Hass. So viel Wut. So viel Trauer. So viel Schmerz. So viel Leid. So viel Terror. So viele Tränen. So viel Tod. Zu viel Krieg.

Es scheint ein ewiger Kreislauf der Menschen, aus Unrecht immer neues Unrecht zu erzeugen, aus Hass immer neuen Hass, aus Verachtung immer neue Verachtung.

Es braucht die Hoffnung auf eine göttliche Kraft, um dem Einhalt zu gebieten, um den Mut zu finden, Frieden zu stiften und zu bewahren.

Und es wird eine Kraft gebraucht, um in all der Trauer Tränen abzuwischen und Trost zu geben, wo in diesen Tagen Trostlosigkeit herrscht.

Der Wochenspruch der heutigen Woche und die heutige Losung geben einen Schimmer SEINES göttlichen Zuspruchs:

Heile mich, Herr, dann bin ich geheilt. Hilf mir, dann ist mit geholfen! Denn du bist der Grund für mein Lobgebet“ (Jeremia 17,14)

Ich weiss, der HERR vertritt die Sache der Elenden, das Recht der Armen“ (Psalm 140,13)

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Mittwoch, den 11. Oktober2023

WORTmeldung von Pastor Gerrit Schulte-Degenhardt

„Denn Du bist der Geringen Schutz gewesen, der Armen Schutz in der Trübsal, eine Zuflucht vor dem Ungewitter, ein Schatten vor der Hitze, wenn die Tyrannen wüten wie ein Unwetter im Winter.“
(Jes 25,4)

Liebe Gemeinde und liebe Freunde,

dieser mit „denn“ beginnende Vers ist eine Begründung. Ist eine Begründung für den im ersten Vers dieses Kapitels erklingenden Lobpreis auf Gott. Gott wird hier gepriesen als der, der in schlimmen Notzeiten wie eine feste Burg Schutz und Zuflucht gewährt. Und ich denke mir, wie viele Menschen sich wohl genau danach sehnen: nach Schutz und Geborgenheit, nach Bewahrung, Rettung und Halt. Ich denke aber auch daran, vor wieviel Gefahr und Verderben Gott uns bis heute bewahrt hat, und dass seine Bewahrung ganz sicher noch weit über das hinausgegangen ist, worum wir ihn je gebeten haben.

Diese Gedanken stellen sich bei mir ein, jetzt, da die Rede wieder so aktuell ist von den Tyrannen, die da „wüten wie ein Unwetter im Winter.“ Ja, schrecklich wüten, das können die Tyrannen. Und sie können einem nicht nur den Schlaf rauben mit ihrer Tyrannei. Sondern sie rauben vielen Menschen auch ihre ganze Habe, ihre Heimat, ihren Leib und ihr Leben. Und sich dieser Tyrannei in den Weg zu stellen, erfordert nicht nur viel Mut, Entschlossenheit und Tatkraft. Sondern für mich auch die Erkenntnis des Glaubens, dass es trotz aller Tyrannei keine Verlorenheit mehr für uns gibt, die das letzte Wort über uns haben könnte und auch keine Zukunft mehr, die uns nicht schon bereitet ist in Christus. Unserem trotz aller Not und Tyrannei lautwerdenden Lobpreis auf Gott, der wie eine feste Burg Schutz und Geborgenheit verheißt und gewährt, dem können die Tyrannen im Vorletzten hart widersprechen und dem können sie auch vieles entgegensetzen. Aber im Letzten nichts mehr. Denn „das Feld“, wie es in einem unserer schönsten Kirchenlieder heißt, „das Feld muss Er behalten.“ Und Er behält´s ja auch.

Ihr Pastor Gerrit Schulte-Degenhardt

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Mittwoch, den 4. Oktober 2023

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

 

Hast Du schon mal nachgespürt, was Du wirklich zum Leben brauchst?

 

Ich war mal mit dem Kayak für ein paar Tage im Herbst auf der Flüssen in Brandenburg unterwegs. Es passt nicht viel ins Boot. So reduziert sich auf das Wesentliche, was man braucht: 

frisches Wasser zum Trinken und auch zum Waschen,

ein Schlafsack, der vor der Kälte schützt, 

ein Zelt, das den Regen abhält, 

ein Platz, wo man sicher über Nacht bleiben kann, 

und ein Brot mit einem Stück Käse, das zur Köstlichkeit wird.

Und manchmal ein heißer Kaffee vom Gaskocher am Morgen als Hochgenuss.

 

Und was braucht die Seele für die Fahrt durchs Leben? 

Trost, wenn die Zeiten schwierig sind, 

Liebe, die Dich mit Deinen Fehlern trägt,

Ruhe, wenn die Hektik der Tage zuviel wird, 

Ein Ohr, das zuhört, wenn die Klage groß ist ,

Geborgenheit, wenn alles fremd wird, 

Barmherzigkeit, wenn man den richtigen Weg noch immer sucht.

Zuversicht, dass eine Macht stärker ist als die Gewalt der Mächtigeren dieser Welt.

Hoffnung, dass das Ende nicht der Tod und der Tod nicht das Ende ist.

Glaube, dass die Welt anders sein kann, als sie jetzt ist.

 

„Der Herr, dein Gott, führt dich in ein gutes Land, ein Land, darin Bäche und Quellen sind und Wasser in der Tiefe.“ (5.Mose 8,7)

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Mittwoch, den 27. September 2023

WORTmeldung von Pastorin Grace Daeli

Betet an den, der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und die Wasserquellen!
Offenbarung 14,7

Wir haben wirklich Glück, dass Gott alles vorbereitet, was wir zum Leben brauchen: den Himmel, der uns umgibt, das Meer, aus dem der meiste Sauerstoff kommt, die Wasserquellen, die dafür sorgen, dass wir genug Wasser haben, und die Erde, auf der wir mit unserer Familie und unseren Freunden leben.

Jeden Tag bereitet er alles für uns vor, auch wenn wir uns nicht jeden Tag an ihn erinnern. Vielmehr erinnern wir uns an viele andere Dinge und bewundern sie. Wir bewundern die Entwicklung der Technologie, schöne Kunstwerke, schöne Lieder oder Texte. Wir denken auch oft an die Freundlichkeit der anderen und wir danken ihnen: unseren Freunden, unserer Familie oder sogar Fremden, die uns helfen.

Aber hat jemand täglich so gut für uns gesorgt, wie Gott es jeden Tag tut?

Wir beten Gott an. Wir danken ihm. Er hat uns lieb.

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Mittwoch, den 21. September 2023

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

Heute ist der Weltkindertag. Empfohlen wurde er den Mitgliedsstaaten durch die 9. VV. der Vereinten Nationen am 21.09.1954. Seit 1955 wird er in der Bundesrepublik Deutschland am 20. September begangen. Mittlerweile finden in vielen Städten und Gemeinden Veranstaltungen statt: Kinder- und Familienfeste, kostenlose Eintritte und Zugänge, Begegnungen zwischen Kindern und politisch Verantwortlichen. Mir hat sich der Weltkindertag durch diese Angebote gut eingeprägt.

Im Markusevangelium lese ich das Kinderevangelium. Jesus belehrte seine Jünger, die einige Erwachsene mit ihren Kindern wegschicken wollten und sagte: „Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes“ (Mark. 10,13). Jesus verteidigte das Anliegen der hinzukommenden Erwachsenen und wies seine Jünger zurecht, die sich einen reibungslosen Ablauf anders vorgestellt hatten. Aber es bleibt nicht bei dem belehrenden Gespräch zwischen den Erwachsenen über die Köpfe der Kinder hinweg. Nach der Erklärung wandte Jesus sich den Kindern zu. Er beschäftigte sich direkt mit ihnen: er umarmte und segnete sie.

Im Neuen Testament werden in der Regel keine gesunden Kinder erwähnt (kranke werden geheilt), umso mehr fällt dieser Abschnitt auf. Er stärkt die Praxis einer kinder- und familienfreundlichen Gemeinde. Er enthält eine Einladung an Kinder. Zugleich ermahnt er dazu, Kinder in der Mitte einen guten Platz zu ermöglichen. Gemeindeaufbau praktisch! Aber es gibt auch eine theologische Begründung. Kinder sollen nicht abgewiesen werden, weil ihnen das Reich Gottes gehört. Gottes Einladung gilt den Kindern! Gott stellt keine Bedingungen. Gott zeigt ihnen seine Barmherzigkeit. Er verspricht ihnen Gerechtigkeit und Frieden. Welch eine Zusage! Jedoch es geht auch um die Haltung der Menschen. Eine Haltung, die Erwachsene mit Kindern verbinden, wird vorbildlich. Eine spontane, dankbare, bittende und fröhliche Haltung! Was Gott den Menschen verspricht, müssen Erwachsene oft wiederentdecken. Kinder können dabei helfen.

Fotoquelle: Pixabay

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Mittwoch, den 13. September 2023

WORTmeldung von Dr, Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

Unsere drei Glocken haben vor genau 125 Jahren zum ersten Mal zum Gottesdienst gerufen: Friederike, Victoria und Sophie, die Ältere.
Gestiftet hat sie Königin Victoria von England, das Familienoberhaupt des Hauses Hannover, vermittelt durch Prinzessin Friederike von Hannover.

Zuoberst hängt die kleine „Friederike“ mit dem Vers: „Oh Land, Land, Land, höre des Herrn Worte“ (Jer. 22,29)

Ob er wohl gewählt wurde, weil Heimatlose und Glaubensflüchtinge unsere Gemeinde gründeten? Sie erklang als Erste wieder im schwer beschädigten Kirchturm über der zerstörten Stadt mit ihren vielen Flüchtlingen.

Darunter hängt die große „Victoria“. Ihre Inschrift kennen wir aus dem Weihnachtsevangelium und klingt ganz selbstbewusst:

"Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.“ (Lk 2,14).

Neben „Victoria“ erklingt „Sophie“ in Erinnerung an die Kurfürstin Sophie, die über 150 Jahre früher lebte. Zu ihrer Verbindung von weltlicher Weitsicht und reformiertem Glauben schien der Vers der Vorkriegs-Glocke genau zu passen: „Fürchte Gott und ehre den König.“ (1.Petrus 2,17).

„Sophie“ wurde, wie die beiden anderen Glocken, nach dem Krieg auf dem Hamburger Glockenfriedhof wiedergefunden, war aber stark beschädigt. „Sophie, die Jüngere“ trägt nun folgende zwei Verse:

"Alle Welt fürchtet den Herrn.“ (Psalm 33,8) und

„Nahet Euch zu Gott, so naht er sich euch.“ (Jk 4,8).

Dieser zweite Vers ist mir hängengeblieben.

Den Glauben als Rückhalt zu haben, ist ein großes Geschenk. Und dann merkt man, dass er geschenkt, aber doch immer wieder erarbeitet sein will.  Er entfernt sich, wenn man ihn nicht gebraucht. Um Gott zu finden, muss man ihn suchen. Um seine Nähe zu erfahren, muss man ihr Raum geben. So klingt der jüngste Glockenvers vor allem wie eine Einladung:

„Nahet Euch zu Gott, so naht er sich euch.“

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Mittwoch, den 6. September 2023

WORTmeldung von Pastor Gerrit Schulte-Degenhardt

„Lasst uns dem nachstreben, was zum Frieden dient und zur Erbauung untereinander.“
(Römer 14,19)

Endlich Frieden finden! Mit dem, der mir Böses will. Mit der, die im Streit mit mir liegt. Und auch mit mir selbst.
Frieden finden mit meiner Vergangenheit. Mit meinem unstillbaren Ehrgeiz. Mit meinem nie erreichten Idealbild. Frieden finden auch mit Gott. Und somit alle quälenden Fragen und Zweifel endlich abschließen können. Im Frieden mit Gott Freude und Zuversicht im Glauben erleben. Und eng damit verbunden, auch konfliktfähig werden und allen Wankelmut verlieren. Und wahrhaft liebesfähig und leidensfähig werden, und keine Angst mehr haben vor der Zukunft. Endlich Frieden finden.

Meiner Meinung nach herrscht Friede überall da, wo wir uns nahekommen können, ohne voreinander Angst haben zu müssen. In der Familie und in der Gruppe. In der kleinen und in der großen Politik, wie auch in der Gemeinde. Was für eine Wohltat, Frieden gefunden zu haben: Mit mir selbst und mit meinem Nächsten. Und auch mit dem, der mir gestern noch feind gewesen ist.

Als Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist, kam Gott uns Menschen näher, als wir uns selbst jemals nahekommen können. Christus ist unser Friede, heißt es dann auch in Epheser 2,14. Dieser Friede ist kein Friede, den wir uns erstritten oder den unsere Vernunft sich ersonnen hat, sondern der Friede Gottes ist höher als alle Vernunft (Phil 4,7). Was für eine Wohltat, auch Gott so unendlich nahe sein zu dürfen, ohne Angst vor ihm haben zu müssen. Furcht ist nicht nur nicht in der Liebe (1. Joh 4,18), sondern Furcht ist ebenso wenig im Frieden. Sondern im Frieden gedeihen Erbauung, Freude und Halt.

Wenn wir nicht nur den Wunsch, sondern auch den Willen zum Frieden haben, dann werden wir mit Gottes Hilfe immer auch Wege finden, wie Frieden möglich sein kann. Und alles, was möglich ist, kann schließlich auch verwirklicht werden. „Lasst uns dem nachstreben, was zum Frieden dient und zur Erbauung untereinander.“

Herzlichst, Ihr Gerrit Schulte-Degenhardt

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Mittwoch, den 30. August 2023

WORTmeldung von Pastorin Grace Daeli

Die Losung für heute steht in dem 5. Buch Mose (Deuteronomium) 9, 26:
HERR, verdirb dein Volk und dein Erbe nicht, das du durch deine große Kraft erlöst hast!

Dieser Bibelspruch ist ein Gebet von Moses für das Volk Israel. Aufgrund dieses Gebetes hat Gott das Volk verschont und nicht  verdorben. Obwohl Gott zornig war und vorhatte, die Israeliten zu bestrafen, sagte er seine Pläne ab, als Moses ihn darum bat.
Gott war nicht nur Moses nahe. Er ist auch uns nahe. Wenn wir Gott nahe sein wollen, wird er uns seine Freunde nennen. Und Gott hört wirklich auf die Bitten seiner Freunde. Für seine Freunde ist er sogar bereit, seine Pläne zu ändern, so wie er die Bitte von Moses erhört hat.
Deshalb glauben wir, dass wir nie vergeblich beten, auch wenn wir für die anderen beten, sowie Moses gebetet hat. Unsere Gebete werden von Gott erhört und unsere Gebete bewirken oder verändern etwas.

Die Frage ist: Haben wir überhaupt gebetet?

Wir kennen viele Menschen, die an einer Krankheit leiden, Menschen, die eine Krise in ihrer Familie haben, Menschen, die einen schwierigen Job haben, Menschen, die etwas suchen oder auf etwas warten, oder Menschen, die Gott vergessen.
Wir kennen diese Menschen, und durch das heutige Bibelwort wissen wir, dass unsere Gebete ihre Situation verändern können. Haben wir für sie gebetet? Wenn nicht, sollten wir nicht anfangen, für sie zu beten? Gott  freut sich bestimmt, wenn wir als seine Freunde ihn um etwas bitten.

(Bild von Congerdesign auf Pixabay)

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Mittwoch, den 23.August 2023

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

Eigentlich weiß ich, was ich kann. Das habe ich bemerkt, wenn es mir gut gelingt oder wenn ich ein positives Echo bekomme. Eigentlich kenne ich meine Begabungen und Fähigkeiten. Aber es gibt Angebote, die mich reizen und die mich locken, etwas Neues auszuprobieren: Das Malen zum Beispiel. Nicht nur die Beobachtungen beim Spaziergang auf mich wirken zu lassen, sondern diese wunderbaren Eindrücke von Farben, Licht und Schatten auf Papier wiederzugeben. Oder das Theaterspielen. Kostüme auszusuchen und in eine andere Rolle zu schlüpfen, in Situationen einzutauchen, die mir eher fremd sind. Oder kreativ zu werden mit Stoffen und Materialien, etwas Handfestes zu gestalten. Oder mehr einfach Zeit für Gespräche mit anderen Menschen.

Im Arbeitsalltag ist es eher schwierig, etwas Neues auszuprobieren. Da bewährt sich das Alte. Aber in der Freizeit erscheint vieles möglich. Und viele Ehrenamtliche betonen, dass sie nicht gern auf das festgelegt werden wollen, was sie immer getan haben, sondern dass sie neue Bereiche ausprobieren wollen. In unserer Gegenwart ist das so gut möglich, wie zu keiner anderen Zeit.

Sich ausprobieren, dem auf die Spur kommen, womit ich begabt bin. Im Psalm 139 heißt es, an Gott gerichtet:  Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele (Vers 14). Wenn ich meine Begabungen und Fähigkeiten ausprobiere, wird eine neue Perspektive auf dieses alte Gebet deutlich. Mein Dank an Gott erweitert sich. Nicht so, dass ich alles könnte, denn so wie es besondere Begabungen gibt, so auch besondere Schwächen, aber ich kann verschütteten Begabungen auf die Spur kommen. Das bereichert mich. Doch dabei soll ich nicht vergessen, dies auch anderen zuzugestehen.

Ich wünsche Ihnen schöne Entdeckungen und auch den Mut, manches abzubrechen.

Fotoquelle: Pixelio"

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Mittwoch, den 16. August 2023

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

Abendbetrachtungen auf einem Campingplatz in Schweden

 So ein Campingplatz ist wie ein Spiegel unserer Welt im Zeitraffer, dachte ich.

Zufällig kommt eine große Zahl Menschen für eine Nacht zusammen:

Familien mit glücklichen, aber manchmal auch mit unglücklichen Kindern,

Leute, die um ihren Wohnwagen einen Zaun errichten,

laute und leise Menschen,

Schnarchende und Lachende,

Junge mit Abenteuerlust und Ältere, die immer noch neugierig auf das Leben sind,

Hilfsbereite und solche, die vor allem gut für sich selber sorgen,

Genießer im Riesenzelt und Asketen, die spät nachts mit dem Fahrrad ankommen, ins schnell errichtete Minizelt schlüpfen und beim Morgengrauen schon wieder im Aufbruch sind.

Eine zufällige, vielfältige Gemeinschaft, die so nur für eine Nacht besteht, und sich am nächsten Tag wieder in alle Welt zerstreut.

Verschwunden sind die Nachbarn vom Abend davor.

Neue Menschen kommen und gehen wieder ins Irgendwo. Und da, wo gestern noch ihr Zelt stand, ahnt man es gerade noch am niedergedrückten Gras.

Es bleibt keine Spur zurück.

 Wir sind Fremdlinge und Gäste vor dir wie unsere Väter alle. Unser Leben auf Erden ist wie ein Schatten und bleibet nicht.“ (1.Chronik 29,15)

Die Losung ist eine ernüchternd illusionsfreie Feststellung von David, als er den Tempelbau initiiert für den einen HERRN und Schöpfer der Welt, der über allem steht, und Welt und Zeit zusammenhält.

 Wer einmal nach Jahren an den Ort seiner Kindheit reist, erkennt ein wenig erschüttert, dass eine Welt, die einst unverrückbar schien, spurlos verschwunden ist….wie ein Zelt auf einem Zeltpatz in Schweden.

 Der Glaube an die Treue und Barmherzigkeit Gottes ist der Kontrapunkt zur Vergänglichkeit unserer Weltvorstellung. Er ist Quelle des Lebens.

 Im heutigen Lehrtext lässt Paulus sprechen, welche Hoffnung und Kraft aus dem Glauben erwächst über jede irdische Vergänglichkeit hinaus:

Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verbraucht wird, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert.“ (2. Kor. 4,16)

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Mittwoch, den 9. August 2023

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

Sie saßen zum ersten Mal in der Runde und stellten sich einander vor. Mit ihrem Namen und mit dem Bereich, der sie in der Kirchengemeinde besonders ansprach. Mehreren machte das Singen besondere Freude mit den unterschiedlichen Liedgattungen und den Stimmübungen. Einige sahen ihre Begabungen in anderen Bereichen: sie machten gern Besuche, weil sie gut und einfühlsam zuhören konnten. Einige andere hatten einfach einen guten Blick für die Aufgaben, bei denen sie andere entlasten konnten. Eine hatte ein fröhliches Naturelle und konnte ein Lächeln auf das Gesicht ihres Gegenübers zaubern. In der Gemeinde haben sie ihre Begabungen entdecken und einbringen können. Kein Wunder, dass diese Bereiche sie besonders ansprachen und dass sie sich gern in diesen Bereichen engagierten. Sie hatten einen Ort gefunden, an dem sie mit einem guten Gefühl tätig werden konnten und Anerkennung erhielten.

Nicht immer läuft es so positiv. Es gibt Begabte, die andere aus verschiedenen Gründen an den Rand drängen. Es gibt Neid und Enttäuschungen. Im 1. Petrusbrief heißt es: Dient einander mit den Fähigkeiten, die Gott euch geschenkt hat – jeder und jede mit der eigenen, besonderen Gabe! Dann seid ihr gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes. (1. Petrus 4, 10). Ich erkenne hierin eine Wechselbeziehung zwischen Gott, den einzelnen Begabten und ihrer Gemeinde. Gott schenkt die unterschiedlichen Begabungen, damit sie der Gemeinschaft zugutekommen. Um eine Hierarchie unter den Begabungen auszuschließen, sollen sie mit ihren Begabungen einander dienen. Der Petrusbrief hat das Predigen und das aktive Helfen in Blick. Beides sind wichtige Aufgaben.

In der Vorstellungsrunde werden diese Aufgaben ergänzt durch das Zuhören, das Unterstützen, das Aufmuntern oder das Singen. Sie kommen einander näher. Sie hören und fragen, erzählen und lachen. Ein bunter Strauß. So wächst eine neue Gemeinschaft.

 

Mittwoch, den 2. August 2023

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

Zu Beginn des Sommers war ich für einen Kurzbesuch bei einer alten Bekannten auf einer ostfriesischen Insel: eine Kirche oben in den Dünen. Und dieses Mal auch ein guter Zufluchtsort vor Sommersturm und Regen.

Erst war ich alleine und die Stille des Raumes vermischte sich allmählich mit dem gleichmäßigen Klang des herabrauschenden Regens und dem anschwellenden Gesang einer Amsel auf dem Vorplatz.

Und dann fanden auch Urlaubs-Menschen den Weg durch das rauhe Wetter: ein Mann, der lange versunken auf einem Stuhl saß, eine Familie, die leise Altar, Lesepult und Bildstock umschritt, eine Frau, die eine Kerze entzündete und schweigend eine ganze Weile verharrte.

Dieser Ort wurde den Menschen mehr als nur Zuflucht vor dem Wetter. Er wurde zum Raum, den Gedanken zum Wandern brauchen.

Die beschriebene Kirche ist wie ein Zelt gebaut. Sie umgibt mit Schutz und Geborgenheit. Durch die hohen, schmalen Fenster schaut man in die Weite über die Dünen, Salzwiesen und das Wattenmeer zwischen Insel und Festland…und ganz viel Himmel.

Die Kirche ist wie ein in Psalm, das uralte Gebet an den einen HERRN, der die eigenen Gedankenkreise für einen weiten Blick öffnet.

So, wie die heutige Losung: Psalm 118,5 nach der Zürcher Übersetzung:

„Aus der Bedrängnis rief ich zum HERRN,
der Herr erhörte mich und schuf mir weiten Raum.“

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Mittwoch, den 26. Juli 2023

WORTmeldung von Pastorin Grace Daeli

Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus. (Johannes 4, Vers 18)
Wir alle haben Eltern, enge Freunde oder Partner. Wir lieben sie. Trotzdem verletzen wir sie, machen etwas verkehrt oder schaden ihnen manchmal. Dafür schämen wir uns und haben Angst, dass unser Fehler aufgedeckt wird. Wir verstellen uns aus Furcht. Die anderen erkennen nicht mehr, wer wir wirklich sind. Da wird die Beziehung brüchig und beschädigt.
Angst, also Furcht ist ein Gift für eine Beziehung. Liebe aber ist das Gegengift. Eine Beziehung, die auf Liebe beruht, kann Fehler, Versagen, Herzschmerz und sogar Verrat überstehen. Denn in der Liebe gibt es immer Barmherzigkeit, die Möglichkeit der Vergebung und einen neuen Anfang.
 
Das ist die Beziehung, die Gott uns mit seiner vollkommenen Liebe anbietet. In der Gegenwart eines vollkommenen und treuen Gottes können wir immer so kommen, wie wir sind, auch wenn wir unvollkommen und oftmals untreu sind. Wenn wir aufrichtig und ehrlich vor ihn treten, können wir sicher sein: Wir können immer wieder angenommen werden.
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Mittwoch, den 19. Juli 2023

WORTmeldung von Pastor Gerrit Schulte-Degenhardt

Jesus Christus spricht: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Matthäusevangelium, Kapitel 18, Vers 20)

Sicherlich kennen Sie auch diese Frage zu dem nur halbgefüllten Wasserglas: Ist das Glas nun halbvoll oder ist es halbleer? Und dann heißt es oft, dass man an der jeweiligen Antwort erkennen können, ob man es mit einem Pessimisten oder Optimisten zu tun habe. Vielleicht ist da `was dran, wie man so schön sagt. Und dennoch kann ich mit diesem halbvoll oder halbleer nicht sonderlich viel anfangen. Denn entscheidender als die Menge ist für mich etwas ganz anderes. Nämlich die Frage, um was für einen Inhalt es sich in dem Glas handelt. Schmeckt mir das? Bekommt mir das sogar? Oder lasse ich den Inhalt lieber stehen?

Daran musste ich denken bei unserem heutigen Lehrtext. Denn auch in der Kirche und in der einen oder anderen Gemeinde gibt es ja manchmal die Anschauung, als hinge alles von der Menge ab. Von der Anzahl der jeweiligen Gemeindeglieder, oder von der Menge des Geldes. Von der Vielzahl der Gebäude, oder von der Gesamtsumme der Kirchensteuer. Und nun will ich ja auch nicht sagen, dass all diese Größen nichts bedeuten oder keine sonderliche Beachtung verdienen. Aber entscheidend in der Kirche und in jeder Gemeinde ist doch etwas anderes, eben der „Inhalt“. Entscheidend ist, jedenfalls für mich, dass ER dabei ist. Dass ER unter uns ist. In unseren Gottesdiensten und in allen sonstigen Gemeindeveranstaltungen. Auch dann, wenn wir nur zu dritt oder nur zu zweit sind. Ja, sogar auch dann, wenn wir nur noch allein, doch füreinander bitten: „So lass uns ruhig schlafen, und unsern kranken Nachbarn auch.“

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Mittwoch, den 12. Juli 2023

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

"Der letzte Arbeitstag. Ich freue mich auf meinen Urlaub, auf eine unbeschwerte Zeit. Er ist gespannt auf das Entdecken neuer Orte und unbekannter Wege. Sie will den Alltag endlich einmal hinter sich lassen mit all den Aufgaben und der Verantwortung. Wir möchten uns erholen. Es ist eine Momentaufnahme: Der Urlaub erscheint uns als verlockend und befreiend, die Arbeit als notwendig und anstrengend.

Die Tageslosung aus dem Buch des Predigers macht mich nachdenklich. In 3,22 heißt es: Es gibt nichts Besseres, als dass ein Mensch fröhlich sei in seiner Arbeit; denn das ist sein Teil.

Fröhlich sein bei der Arbeit, tritt das im Laufe der Jahres nicht immer mehr in den Hintergrund? Ist ihm in den vergangenen Monaten etwas verloren gegangen? Kann sie es im Urlaub wiederfinden? In den letzten Jahren habe ich mich am Ende des Urlaubs auf die Arbeit gefreut, auf die Aufgaben und die Herausforderungen.

Dem Prediger geht es nicht nur um die Arbeit selbst, sondern auch um den Ertrag der Arbeit, der fröhlich genossen werden soll. Die Arbeit ist oft anstrengend, aber sie vermittelt etwas, was fröhlich stimmt. Wenn ein Projekt gelingt oder wenn das Pensum übertroffen wird oder wenn sich eine gute Zusammenarbeit entwickelt hat, dann hat sich die Mühe gelohnt. Und ein Erfolg macht auch Situationen erträglicher, in denen das Vorhaben nicht so erfolgreich war.

Der Prediger sieht die Menschen in ihrem Tun und Lassen, Arbeiten und Ruhen. Dort sollen sie sich immer wieder freuen können. Das macht er stark. Und das Gottvertrauen? Das möchte ich ergänzen. Es hilft mir Erfolge zu feiern und mit anderen zu teilen, es hilft Niederlage einzugestehen und zu lernen. Es hilft, Gott für beides zu danken - für die Aufgaben und die Erholung.

Ich wünsche Ihnen einen erholsamen Urlaub.

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Mittwoch den 05. Juli 2023

WORTmeldung von Pastor Gerrit Schulte-Degenhardt

„Ich, der HERR, wandle mich nicht; aber ihr habt nicht aufgehört, Jakobs Söhne zu sein: Ihr seid von eurer Väter Zeit an immerdar abgewichen von meinen Geboten und habt sie nicht gehalten. So bekehrt euch nun zu mir, so will ich mich auch zu euch kehren, spricht der HERR Zebaoth.“

(Maleachi 3,6)

Der für den heutigen Mittwoch vorgeschlagene Losungstext ist ein einfaches Wort: Umkehr ist angesagt. Vielleicht sogar Reformation.

Denn zwischen Gott und seinen Menschenkindern hat sich etwas ereignet, das nicht ohne Folgen bleibt: nämlich eine Entfremdung von Gott. Eine zunächst vielleicht nur schleichende Entfremdung. Eine, deren Ursprung sich nicht einmal genau beschreiben ließe. Aber letztlich doch eine Entfremdung, die es in sich hat. Was genau und im Einzelnen passiert ist, wissen wir nicht. Vielleicht ein zunächst recht störungsfreies Unterwegs sein auf einem zwar falschen, aber gut ausgebauten und angeblich auch zukunftsweisender Weg, … einem Weg, auf dem auch so viele andere unterwegs sind und der nun auch von verantwortlichen Theologen als der richtige ausgewiesen wurde.

Aber auf einmal ist sie da. Die große Irritation. Sie tritt immer auf, wenn Gott Einspruch erhebt und sagt, dass es so, wie es bisher ging, nicht weitergehen kann. Nicht, weil wir Menschen unsere Ziele nicht erreichen. Und auch nicht, weil wir zu wenig Acht geben: Auf die Natur, auf die Umwelt, oder auf was auch immer. Sondern so weitergehen kann es nicht, weil Gott angefangen hat, unter dem Verhalten seiner Menschenkinder zu leiden.

Wie könnte Gott auch nicht leiden, wenn seine Menschenkinder, anstatt sich zu ihm zu kehren, untereinander Krieg führen und sie sich dadurch nicht nur ihm, sondern auch sich selber nicht nahekommen können, ohne voreinander Angst haben zu müssen?

Wie könnte Gott nicht leiden, wenn seine Menschenkinder, statt ihm nahe sein zu wollen, sein wollen wie er: Allmächtig und niemanden Rechenschaft schuldig, … und Herr über Leben und Tod…?!

„Kehrt euch zu mir, so werde ich mich zu euch kehren!“

Wieviel Aussicht auf Erfolg hat Maleachi, um mit seinem Ruf zur Buße gehört zu werden?

Und wie werden wir leben, wenn sich der Himmel darüber freut, dass Gott und Mensch wieder zueinandergefunden haben und dann auch beieinanderbleiben wollen?

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Mittwoch, den 28. Juni 2023

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums


„Ich will deinen Namen preisen um deiner Gnade und Treue willen,

Denn du hast dein Wort groß gemacht um deines Namens willen.“

(Psalm 138,2)

 

Der Name Gottes….Mose fragt als erster danach.

Welchen Namen soll er den Israeliten sagen, wenn er sie im Auftrag des Gottes ihrer Väter in die Wüste führen soll? Wessen Namen sollen sie folgen?

 

„Ich werde sein, der ich sein werde.“ (Exodus 3,14), lautet die Antwort aus dem brennenden Dornbusch.

 

Eine Antwort, die einfacher und schwieriger kaum sein könnte. Sie kann alles und nichts beinhalten. Ist bestimmt und unbestimmt in einem, allumfassend und zugleich unfassbar.

 

Der Name hat damals das Vertrauen geborgen, das es braucht, um sich in eine Wüste zu wagen… eine feste Zusage, die über jeder Zeit steht:

 

SEIN Name trägt auch uns heute durch die Wüsten unserer Zeit durch Gnade, Wort und Treue: „Ich werde Dir sein, der ich sein werde.“

 

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Mittwoch, den 21.Juni 2023

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

Heute ist der längste Tag des Jahres. Die Nacht ist kurz. Erst spät am Abend können wir vielleicht Sterne am Himmel erkennen. Dass es dunkel ist und wir uns Licht wünschen, können wir uns gerade gar nicht so gut vorstellen. Oder? Im übertragenen Sinn gibt es viele Situationen, die uns dunkel erscheinen. Wenn wir nicht wissen, was wir tun sollen, weil es soviele Hürden gibt. Oder wenn wir uns nicht trauen, etwas zu tun, weil uns das Umfeld so feindlich erscheint. Oder weil die Zukunft unsicher erscheint. Wir wünschen uns jemanden, der uns an die Hand nimmt und festhält, jemanden, der Licht in unser Dunkel bringt. Ein Psalmbeter weiß, wovon ich spreche. Und er weiß auch, was ihm hilft, wenn er im Dunkeln ist. Er weiß, an wen er sich wenden kann, wenn er Angst hat. Und er weiß auch, zu wem er beten kann, wenn Menschen ihn verletzt haben - durch Worte oder durch Gesten. Er sagt: Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten?! Psalm 27,1a

Viele Menschen haben diesem Beter nachsprechen können. Damals in Israel, und später Juden und Christen. Vielen Männern und Frauen hat es geholfen, sich an Gott zu erinnern, wenn es im Leben schwierig wurde, wenn sie krank wurden, sich Sorgen gemacht haben oder sogar wenn sie geflüchtet sind. Konfirmandinnen und Konfirmanden haben sich diesen Bibelvers ausgesucht, damit er sie ins Leben begleitet.

Es ist nicht so, dass Gottes Hilfe gleich spürbar wäre. Wir brauchen Geduld. In Gottes Licht wird das böse Tun der Menschen noch deutlicher als sonst. Das macht uns oft traurig oder wütend. Zugleich wir spüren die Liebe, mit der Gott unser Leben heller und glücklicher macht. Und es gibt viele kleine Lichter, mit denen Gott uns Mut macht. Mögen auch wir sagen können: Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten?"

Fotoquelle: Pixabay

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Mittwoch, den 14. Juni 2023

WORTmeldung von Pastorin Grace Daeli

„Meine Seele soll sich rühmen des HERRN, dass es die Elenden hören und sich freuen.“

Psalm 34,3

Wonach suchen die Menschen, um sich freuen zu können?
Vielleicht Geld, Arbeit, Haus, Kinder, Partner, Freunde, Urlaub, usw.?
Aber wenn man dem Tod ganz nahe ist und vom Tod gerettet wird, ändert sich der Grund für die Freude.
So ging es dem König David, als er diesen Psalm schrieb. Gott hatte ihn vor dem Tod gerettet, indem er ihn dazu gebracht hat, so zu tun, als sei er verrückt. Wenn Sie neugierig auf diese Geschichte sind, lesen Sie bitte im ersten Buch Samuel Kapitel 21, die Verse 10-15.

Gott ist auf überraschende Weise mit uns jeden Tag. Wir sind wertvoll in seinen Augen, denn er hat uns geschaffen. Deshalb beschützt er uns manchmal auch auf „verrückte“ Weise. Er hat uns das Leben geschenkt und rettet uns immer wieder. Das ist der wichtigste Grund unserer Freude.

„Freut euch! Lasst alle Menschen eure Freundlichkeit spüren. Der Herr ist nahe.“

Philipper 4,4-5

(Foto: privat)

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Mittwoch den 07. Juni 2023

WORTmeldung zu Trinitatis von Pastor Gerrit Schulte-Degenhardt

die vor uns liegenden Sonntage werden bis in den November hinein gezählt als Sonntage nach Trinitatis. Trinitatis steht für das kirchliche Dogma von der Dreieinigkeit Gottes. Im Jahre 381 n.Chr. hat die Kirche dieses Dogma verkündet.

Kirchliches Dogma, das mag für viele Zeitgenossen nun allerdings langweilig klingen und auch nicht zeitgemäß sein.

Zeitgemäß ist für vieles denn auch etwas anderes. Zeitgemäß sind Events wie der Kirchentag und vielleicht auch noch kirchliche Freizeiten. Aber Dogma? Nun, immerhin schreibt die us- amerikanische Kriminalautorin Dorothy Sayers:

„Der christliche Glaube ist das aufregendste Drama, das der menschlichen Einbildungskraft je geboten wurde. Und gerade im Dogma ist er als dieses Drama verstanden und dargestellt!“[1]

Und ich denke, es wäre doch gut, wenn wir genau das darstellen könnten: Dogma nicht als wirklichkeitsferne Lehre, sondern als lebensnahes, uns angehendes Drama. Schon allein, damit wir als Kirche nicht immer nur moralisch wahrgenommen werden, also „gegen das Böse und für das Gute“. Das nämlich macht die Kirche in meinen Augen so unsagbar langweilig! Sondern Dogma verstanden als lebensnahes Drama, damit wir die Geschichte Gottes mit uns Menschen nicht nur mit dem Herzen erfassen, sondern auch mit unserem Verstand.

Und wir gerade so anschlussfähig bleiben. Nicht nur an das, was uns umtreibt, bewegt und Sorge bereitet, sondern auch an den Geist der Zeit. Und auch an den Geist der Wissenschaft und an den Geist der Forschung. Wäre doch schade, würden wir gerade diese Anschlüsse verlieren.

Und so freue ich mich auf unsere Gottesdienste, die wir in der Trinitatiszeit feiern und würde mich ebenso freuen, wenn Sie dabei wären.

Ihr Pastor Gerrit Schulte-Degenhardt

 

[1] Sayers, Dorothy L., Das größte Drama aller Zeiten, Zürich, 1982, S. 27

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Mittwoch, den 31. Mai 2023

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

„Du hast mir meine Klage verwandelt in einen Reigen, du hast mir den Sack der Trauer ausgezogen und mich mit Freude gegürtet.“ Psalm 30,12

Ich wünschte, ich könnte so kraftvoll beten wie der Beter dieses Psalms:

„….den Sack der Trauer ausziehen…“
Geht das so einfach?

Sitzt manche Trauer nicht so tief und ist der Verlust nicht so groß, dass es nie gelingt, die Trauer ganz abzulegen?

Ist das Vertrauen in den EINEN Gott so stark, dass aus Klage ein Reigen, ein Tanz, werden kann?

Vielleicht ist es der Schlüssel, bei aller Klage und Trauer nicht hoffnungslos zu sein.

Das griechische Wort für Hoffnung bedeutet übrigens Erwartung: Da kommt noch was!

Das deutsche Wort ist verwandt mit „hüpfen“, niederdeutsch „hopen“, sagt Wikipedia, sozusagen „in einer positiven Erwartungshaltung herumspringen“.

Also doch die Klage in Reigen verwandeln!

Und die Hoffnung bewahren, dass Gott noch etwas vorhat mit uns, mit dir und mit mir.

Wir sind vielleicht manchmal mit uns am Ende, aber Gott nicht mit uns.

„Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.“
Römer 15,13

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Pfingsten 2023

WORTmeldung von Pastor Gerrit Schulte-Degenhardt

Über das Phänomen des Heiligen Geistes lesen wir in der
Apostelgeschichte des Lukas im 2. Kapitel, Vers 3:
Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen.
Der Heilige Geist, der sich auf einen jeden wie Feuerflammen setzt, ist stärker als jedes menschliche oder kirchliche Burn out. Gottes Geist, der zu Pfingsten offenbar geworden ist, hat sich durch die Jahrhunderte immer wieder neu als stärker erwiesen als jede menschliche Müdigkeit und kräftiger als alle kirchliche Mattigkeit. Pfingsten, das war damals nach Jesu Himmelfahrt nicht einfach Start oder Neustart einer kleinen nahezu unbedeutenden religiösen Gruppierung, sondern Pfingsten heute ist auch eine Art Ausrufezeichen. Eines, das dafür steht, dass es trotz aller Lebenskrisen, trotz aller Fragen und Zweifel weitergeht. Und zwar nicht irgendwie, sondern dass es unter Gottes Segen weitergeht. Auch das feiern wir Pfingsten in unseren Gottesdiensten.

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Mittwoch, den 24. Mai 2023

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

Manchmal verlieren wir den Mut. Aus den unterschiedlichsten Gründen. Wenn er auf Widerstände stößt, die ihn ärgern und unnötig Zeit kosten. Wenn die Unterstützung ausbleibt, die sie dringend braucht. Wenn mich schlechte Nachrichten von Gewalt und Flucht aus aller Welt erreichen. Die Angst bewegt sich auf verschiedenen Ebenen: Da ist die Angst, das Ziel nicht zu erreichen, das man sich gesetzt hatte. Die Sorge um das Wohlergehen der Menschen wächst, die uns so wichtig sind. Und die Angst nimmt zu, dass die Diplomatie in der Weltpolitik in den Hintergrund gerät. Den Mut zu behalten, das wünsche ich mir und anderen. Ihnen Hoffnung zu zeigen und immer wieder selbst Zeichen für Gottes Güte und Gerechtigkeit in der Welt zu erkennen. Aber manchmal verliere ich den Mut. In der Losung des Tages aus dem Psalm 142 lesen wir: Wenn mein Geist in Ängsten ist, so kennst du doch meinen Pfad. (4a)

Dieser Psalm 142 wird David in einer Höhle zugeschrieben. Ich kenne die Geschichte, dass David sich mit seinen Vertrauten vor dem König Saul und seinen Leuten verstecken musste. Sie hockten im Inneren der Höhle, als Saul sie betrat. In dieser Geschichte wird Angst nicht benannt, aber sie ist vorstellbar, weil David sich immer häufiger vor Saul verstecken musste. Welche Perspektive gab es für ihn und seine Vertrauten?

Der Psalm spricht von sehr großer Angst, die lähmt und keinen Weg erkennen lässt. Der Betende weiß nicht weiter. Ihm bleibt nur das Vertrauen auf Gott. Gott wird den Weg für ihn wissen und ihm eine Zukunft eröffnen.

Manchmal fühlen wir uns wie in einem Labyrinth. Manchmal stellen sich uns die existentielle Fragen angesichts von einer schweren Krankheit. Manchmal werden unsere Zweifel an Gottes Bewahrung groß. Wir erkennen, dass sich Zuversicht nicht befehlen lässt und Gottvertrauen schon gar nicht. Aber wir können die Angst benennen. Wir können auf die schauen, die Hilfe und Antworten im Glauben gefunden haben. Und wenn wir selbst nicht wissen, wie es weitergehen soll, sind wir nicht allein. Wir können wir den Psalm beten und um neues Vertrauen bitten.

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Mittwoch, den 17. Mai 2023

WORTMeldung von Pastorin Grace Daeli

Die heutige Losung steht im Psalm 6 Vers 2.

"Ach, HERR, strafe mich nicht in deinem Zorn und züchtige mich nicht in deinem Grimm!"

 Wenn wir im Psalm weiterlesen, finden wir die aktuellste Frage für heute:

“Ach du, HERR, wie lange?”

Wir alle fragen: "Wie lange noch?".

Das Foto zeigt das Chaos des Krieges in der Ukraine. Jedes Mal, wenn wir einen Krieg sehen, vom Krieg hören oder darüber nachdenken, egal wo er stattfindet, fragen wir: "Wie lange noch?"

Oder wenn wir krank sind oder angesichts von Leid, Gewalt, Armut oder Unruhen fragen wir: "Wie lange wird es dauern, bis es besser wird?"

Wir fragen nicht nur, sondern fangen an nach Gründen zu suchen. Ist es eine Strafe Gottes?

Darauf gibt der heutige Text der Tageslosung eine Antwort:

"Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, die Seligkeit zu besitzen durch unsern Herrn Jesus Christus, der für uns gestorben ist." (1. Thessalonicher 5,9-10)
Jesus hat um unseretwillen körperliche und geistliche Leiden ertragen. Deshalb sind wir nicht mehr dazu bestimmt, zu leiden, aber oft verursachen wir Menschen selbst das Leiden und könnten etwas dagegen tun.
Darum gilt an uns Menschen der Aufruf: Stoppt den Krieg! Stoppt die Gewalt!
Schluss mit dem Egoismus. Hört auf, gierig zu sein. Hört auf, euch nicht zu kümmern.

Jesus hat bereits über das Leiden gesiegt. Er hat sogar durch seine Auferstehung den Tod besiegt. Seine Macht gibt uns Kraft die Dinge, hinter uns zu lassen, die Leid verursachen.
Wir sollten nicht zögern, uns Jesus zuzuwenden.

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Mittwoch, den 10. Mai 2023

WORTmeldung von Pastor Gerrit Schulte-Degenhardt

Der Lehrtext für Mittwoch, den 10. Mai, steht im Matthäusevangelium, Kapitel 8, Vers 2:

„Und siehe, ein Aussätziger kam heran und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen.“

Eine kurze Begegnung. Ein unerschütterliches Vertrauen, Ein An-Ruf. Ein paar wenige, aber aufrichtige Wort. Das ist alles. Mehr aber ist auch nicht nötig.

Die unmittelbare Begegnung mit Christus, so wie der Aussätzige sie hier erlebt, ist uns seit Christi Himmelfahrt nicht mehr möglich. Die mittelbare Begegnung mit ihm jedoch schon. Und das Mittel, um mit Christus in Kontakt zu treten, steht jedem Menschen zur Verfügung. Denn mit jedem Gebet, wenn es aufrichtig ist, findet eine Kontaktaufnahme statt mit dem, der alles erschaffen hat, der dein Leben vor dem Verderben bewahrt (Ps 103) und der Dein Trost ist im Leben und sogar noch im Sterben (HK 1).

Das unerschütterliche Vertrauen, das die Voraussetzung eines jeden aufrichtigen Gebetes ist, besteht natürlich nicht in der Versuchung, Gott wird dir jeden deiner Wünsche erfüllen. Sondern es besteht in der Gewissheit, dass jedes Anrufen Gottes eine Atmosphäre entstehen lässt, der mindestens ein Gedanke entspringt, der dir sagt, wie es weitergehen kann.

Ein kurzes Innehalten. Ein unerschütterliches Vertrauen. Ein Anruf. Ein paar wenige, aber aufrichtige Worte. Mehr ist nicht nötig.

Der vor uns liegende Sonntag heißt Rogate, zu deutsch; betet!

Herzliche Segenswünsche und allerbeste Grüße,

Ihr Gerrit Schulte-Degenhardt

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Mittwoch, den 3, Mai 2023

WORTmeldung von Pastor Christoph Rehbein

Ein langes Wochenende kurz vor dem Fest der Konfirmation.

Das bedeutet – mitten in allem Spiel und Spaß - drei volle Tage für alle Themen,

die der Leitung noch wichtig sind.

Darunter das gute alte apostolische Glaubensbekenntnis.

Auch wenn wir es heute in weiten Teilen anders formulieren würden:

Das Credo bleibt offen für vielfältige Auslegung zwischen Himmel und Erde.

So üben wir den ehrwürdigen Text mit frischen Körperbewegungen ein.

Bei der Gemeinschaft der Heiligen fassen wir uns an den Händen.

Denn so versteht es sich am besten:

Die Heiligen, das sind nicht unbedingt perfekte Menschen mit besonderen Verdiensten.

Die Heiligen sind vielmehr Menschen mit Licht- und Schattenseiten, das sind also wir!

Und wir reichen uns die Hände, denn gemeinsam sind wir stärker.

Stärker darin, das Gebot einzuüben,

das für viele ein Synonym für Juden- und Christentum ist:

die Nächstenliebe.

Kein Zufall, dass es in der Mitte der fünf Bücher Mose fest verankert ist, in 3. Mose 19,11:

Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

Und genau dieses Kapitel beginnt mit den Worten der heutigen Tageslosung:

Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der Herr euer Gott.

Noch besser zum Einüben passt die Übersetzung von Franz Rosenzweig und Martin Buber:

Ihr sollt heilig werden, denn heilig bin ICH euer Gott.

3. Mose 19,2

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Mittwoch, den 26. April 2023

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

"In der Finsternis erstrahlt den Aufrichtigen ein Licht, gnädig, barmherzig und gerecht." Ps 112,4

 Die gestrige Tageslosung aus dem 112. Psalm geht mir noch durch den Kopf, ihre Wärme strahlt noch nach:

 Was bedeutet der Dreiklang aus Gnade, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit?

 Gnade wird aus der Position des Mächtigen vergeben. Sie wird geschenkt und kann nicht verdient werden. Sie entlässt aus der Schuld und macht den Menschen frei, der in der Schuld steht. Sie schützt den Schwächeren vor Rache und Nachtragen des Stärkeren.

Barmherzigkeit hat im Hebräischen einen gemeinsamen Wortstamm mit Mutterschoß und Uterus. Sie umhüllt so, wie eine Mutter ihr Kind im Schoß birgt. Sie tröstet, wärmt und hält die Sorgen des Alltags auf Abstand. Sie schützt den Wehrlosen.

Gerechtigkeit wirkt von einer Autorität auf das Miteinander zwischen den Menschen. Echte Gerechtigkeit ist da, wo alle Beteiligten einen Weg als heilsam erfahren. Gerechtigkeit schützt das Miteinander unter Gleichen.
Gnade, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit bleiben in jeder Situation die Gewissheit:

Egal, wo Du im Leben gerade stehst, Du stehst unter dem Schutz des HÖCHSTEN. 

(Foto: privat)

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Mittwoch, den 19. April 2023

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

Gottes Segen - da tut sich der Himmel auf. Um Gottes Segen bitte ich für mich. Möge mein Tun und mein Lassen Gutes bewirken. Anderen wünsche ich Gottes Segen für ihr Vorhaben. Möge es ihnen gelingen, damit sich ihre Mühe lohnt. Am Ende des Gottesdienstes bitten wir gemeinsam um Gottes Segen für die kommende Woche. Dass uns Gottes Gnade entlastet und sein Friede Halt gibt. Dass wir neben den Aufgaben auch Ermutigung erfahren. Dass wir in der Familie, mit Freunden, mit Nachbarinnen oder Kollegen immer wieder zusammenfinden. Gottes Segen zeigt sich so vielfältig und individuell. Er tut mir und anderen gut.

Ich denke an die Ursprünge, an Gottes Segen für Abram. Gott schenkte Abram seinen Segen, als er auf Gottes Anrede hin die Heimat und die Großfamilie verließ und mit seiner Frau Sarai in die Fremde zog. Er sollte Gottes Segen in seinem Leben erfahren. Nicht immer war dieser Segen greifbar. Abram und Sarai wurden von Ungeduld erfüllt. Aber Gott hielt an seinem Versprechen fest. Zugleich beauftragte Gott Abram, für andere ein Segen zu sein. Gott traute ihm zu, segensreich zu handeln.

In der Losung des Tages verspricht Gott dann seinem Volk Israel die Rettung, damit sie den Segen andere Völker weitergeben können: „Ich will euch retten, dass ihr ein Segen sein sollt.“ (Sacharja 8,13)

Wenn ich dem folge, wird mir bewusst, dass ich als Gesegnete anderen Menschen Segen bringen kann. Ich kann anderen beistehen, wenn sie sich verloren oder missverstanden fühlen. Ich kann andere daran erinnern, dass bei vielen Vorhaben Fairness wichtig ist. Und wenn wir untereinander Segen weitergeben können, können wir füreinander da sein, uns gemeinsam Ziele setzen, für die jüngeren denken und für die älteren sorgen.

Ich bitte immer wieder um Gottes Segen, damit er mich und andere begleitet. Doch dabei bleibt es nicht: Gott traut es uns zu, für andere zum Segen zu werden. Jeden Tag neu.

Fotoquelle: Pixabay

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Mittwoch, den 12. April 2023

WORTmeldung von Pastorin Grace Daeli

Es gibt so viele Fragen auf der Welt. Wir haben das Recht, Fragen zu stellen. Sogar an Gott.

Ich habe diese Fragen oft gehört und manchmal stelle ich sie selbst an Gott:

“Gott, warum lässt du mich so lange warten?”
“Gott, warum habe ich so viele Probleme?”
“Gott, wann wirst du mir geben, wofür ich bete?”
“Gott, warum habe ich nicht, was ich zu brauchen meine?” Und so viele andere Fragen.

Durch die Losung heute bekommen wir auch eine Antwort von Gott:

Wollt ihr mich zur Rede stellen wegen meiner Söhne? Und wollt ihr mir Befehl geben wegen des Werkes meiner Hände? Ich habe die Erde gemacht und den Menschen auf ihr geschaffen.
(Jesaja 45, 11-12)

Nachdem ich diese Antwort gelesen habe, bin ich auf einmal ganz still.

Ich frage mich: wie kann ich den Plan Gottes für mein Leben in Frage stellen, wenn er die Erde geschaffen hat und mich auf der Erde leben lässt? Gott hat die Erde bis ins Einzelne so wunderschön erschaffen.
Mit dieser Antwort sollte ich lernen, Gott zu vertrauen, dass er auch so einen wunderbaren Plan für mein Leben hat.
Ich brauche dann nur Geduld, wenn ich etwas nicht verstehen kann. Ich wünsche mir und bete, dass ich Gottes Plan irgendwann verstehe. Bis dahin halte ich mich daran, dass

jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk …  von oben (kommt), vom Vater der Himmelslichter. (Jakobus 1, 17)

In diesem Vertrauen kann ich auch immer wieder Fragen zulassen und nach Antworten suchen.

(Bild von Samuel F. Johanns auf Pixabay)

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Mittwoch, den 5. April 2023

WORTmeldung von Pastor Gerrit Schulte-Degenhardt

ER liebt Gerechtigkeit und Recht.“ (Psalm 33,5a)

Und wir?

Wir sehnen uns danach. Wir streben zumindest danach. Wir freuen uns über eine ausgleichende Gerechtigkeit und über ein gerechtes Gericht. Und fühlen uns oft sehr gekränkt, wenn uns Recht und Gerechtigkeit vorenthalten bleiben. Die Sehnsucht nach Recht und Gerechtigkeit ist manchmal so groß, dass Menschen hoffen, dass, wenn ihnen schon auf Erden kein Recht widerfährt, ihnen dann zumindest dereinst im Himmelreich Gerechtigkeit widerfahren möge. Viele wissen es daher auch sehr zu schätzen, in einem Staat zu leben, der sich als Rechtsstaat versteht. Und es hat ja auch viel für sich, wenn einem jeden Menschen gemäß geltendem Recht das Seine gegeben wird und darüber hinaus auch jeder das Recht hat, das Seine zu tun.

„ER liebt Gerechtigkeit und Recht.“

Gerechtigkeit ist für mich ein Zustand, der dann vorherrscht, wenn niemand auf Grund allgemein anerkannten Rechts das Bedürfnis verspürt, Klage zu erheben. Ob wir so einen Zustand je erleben werden? Wenn Sie in unserer Gemeinde einmal das Gefühl haben sollten, dass es dort nicht mit rechten Dingen zugeht, oder Sie sich gar ungerecht behandelt fühlen, und sei es nur, dass Sie dort unter mangelnder Wertschätzung leiden, dann sagen Sie uns bitte Bescheid!

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Mittwoch, den 29. März 2023

WORTmeldung von der Vorsitzenden des Presbyteriums, Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek

 „Lobt den Herrn, alle Völker!
Rühmt ihn, ihr Nationen alle!“

Psalm 117,1

Der Psalm, aus dem die Tageslosung stammt, hat nur zwei Verse.
Er ist der kürzeste aller Psalmen.
Und er umfasst doch die ganze Welt.
 „Denn mächtig waltet über uns seine Güte.
Und die Treue des HERRN währt in Ewigkeit.
Halleluja.“
Psalm 117,2

 Ein Psalm, der über Raum und Zeit hinaus geht, klein und groß zugleich.
 Güte und Treue sind Essenzen der Liebe Gottes zum Menschen.
Sie machen eine lebendige und belastbare Beziehung aus.
 Es bleibt die Hoffnung auf eine zukünftige Welt, in der Völker und Nationen
sich dieser Güte und Treue bewusst werden.
Mit welchem Namen auch immer sie den so vielschichtigen Gottes anrufen.
 Wären dann noch Krieg, Gewalt und Unterdrückung möglich?

Menschlichkeit ist die gemeinsame Sprache, die die Barrieren zwischen Völkern überwindet.
Sie gedeiht, wo der Geist der göttlichen Güte und Treue wirksam wird!

 Ein Anfang dazu wurde zu Pfingsten gemacht,
so der Lehrtext zur Tageslosung:

„Wir hören sie in unseren Sprachen die großen Taten Gottes verkünden.“

Apostelgeschichte 2,11c

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Mittwoch, den 22. März 2023

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

Gott spricht: Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken. (Ezechiel 34,16)

Gott kümmert sich. Damit verbinde ich Gottes Fürsorge in verschiedenen Situationen. Ihr kann ich vertrauen und auch andere. Sein Versprechen gilt der einzelnen, die sich verlassen und verloren fühlt. Es kann derjenige Mut schöpfen, der sich verrannt hat und das eigene Ziel aus den Augen verloren hat. Es betrifft auch alle, die verletzt worden sind, sei es durch einen Abschied oder einen Misserfolg, oft jedoch auch durch andere Menschen. Es können auch diejenigen hören, die sich schwach fühlen, weil ihr Alltag sie überfordert. Jede und jeder von uns kann sich für Gottes Versprechen Zeit nehmen, es in den einzelnen Aussagen nach-buchstabieren, Gottes Zusage auf sich beziehen, sich öffnen für neues Vertrauen und dabei Kraft schöpfen. Weil Gott wie ein guter Hirte handeln will, können wir wiederum beten: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln...

Aber nicht nur der einzelne ist im Blick. Das zeigt uns der ursprüngliche Zusammenhang. Der Prophet Ezechiel hatte es dem Volk Israel, Gottes Volk, weitergegeben. Die Israeliten waren fern der Heimat, besiegt und verschleppt, aller Sicherheiten beraubt, die ein Staat und ein Tempel ihnen geben konnten. Doch sie sollten eine neue Perspektive erhalten. Gott selbst versprach ihnen eine Zukunft. Er wollte die Rolle des guten Hirten übernehmen, nachdem so viele politische und religiöse Führende keine guten Hirten gewesen waren und das Volk in die Katastrophe geführt hatten. Gott selbst wollte sich um sie kümmern.

Wenn ich glaube, dass Gott wie ein guter Hirte handelt, kann ich mich selbst gut behütet wissen. Aber die Zusage geht weit unsere Alltagserfahrungen hinaus. Wir können auch an Menschen in Extremsituationen denken. Viele sind auf der Flucht verlorengegangen. Andere haben sich auf der Flucht verlaufen. Es gibt unter den Geflüchteten viele, die Schrecken und Verletzungen verarbeiten mussten. Und Schwäche nach großen Anstrengungen ist offensichtlich! Auch diese Menschen nimmt Gott wahr. Er sieht Verletzungen und Demütigungen. Und Gott verspricht, sich zu kümmern und sie in eine gute Zukunft zu führen.

Gottes Zusage gibt mir Hoffnung, dass niemand verlorengeht. In der Passionszeit denke ich an die Nähe Gottes im Leiden der Menschen, an die Teilhabe Christi, aber es gibt auch eine Aussicht auf Veränderung und Überwindung. Das feiern wir Ostern.

Dass Gott sich anrühren lässt, dass er sich kümmert, dafür suche ich heute nach Anzeichen. Und ich finde sie, wenn Gott Menschen stärkt und bewegt.

Fotoquelle: Pixabay

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Mittwoch, den 15. März 2023

WORTmeldung von Pastorin Grace Daeli

„Untung” oder „Glück gehabt” ist in Indonesien ein gern genutzter Ausdruck, wenn jemand ein schlechtes Ereignis erlebt. Es wird gesagt, um auf nette Weise zu ermutigen.

Zum Beispiel, wenn einer ihr Portemonnaie gestohlen würde, würden die anderen zu ihr sagen: "Glück gehabt (Untung), dass nur dein Portemonnaie gestohlen wurde und nicht deine ganze Tasche." Und wenn ihre Tasche auch gestohlen worden wäre, würden die anderen sagen: "Glück gehabt (Untung), dass nur deine Tasche gestohlen wurde, aber dir ist nichts passiert." Und sogar wenn sie ausgeraubt und verletzt worden wäre, hätten die Leute zu ihr gesagt: "Glück gehabt (Untung), dass du noch lebst!"

Durch diesen Brauch habe ich gelernt, dass Situationen schlecht sein und sich verschlimmern können. Aber wenn wir nach Dingen suchen, für die wir dankbar sein können, selbst in einer schlechten Situation, werden wir zuversichtlich neue Kraft schöpfen.

Paulus fand auch in seinem Leiden Zuversicht. Er hat nämlich an die Gemeinde in Korinth geschrieben:
„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes,... denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus. ” 2. Korinther 1, 3.5

Je mehr Paulus litt, desto mehr wurde er getröstet. Deswegen war er dankbar und lobte Gott. Von Paulus lernen wir, dass wir in jeder Situationen im Leben Gründe finden können, zuversichtlich zu sein. Auch wenn das Leben sehr schwierig erscheint, können wir Gott danken und loben, dass wir noch leben.

In der heutigen Losung aus Psalm 117, 2 lesen wir den Hauptgrund für unsere Dankbarkeit:
„Mächtig waltet über uns seine Güte, und die Treue des HERRN währt in Ewigkeit. Halleluja.“

Die Treue des Herrn währt ewig. Sie hört nicht durch Lebensprobleme auf und auch nicht durch den Tod. Gott ist uns treu bis in die Ewigkeit! Deshalb sagen wir wie Paulus: „Gelobt sei Gott!” und im Glauben an Jesus Christus dürfen wir hoffen: Gott hilft uns, Gott tröstet uns, Gott gibt uns Leben.

(Bild von Aline Engemann auf Pixabay)

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Mittwoch, den 8. März 2023

 

WORTmeldung von Pastor Christoph Rehbein

Es gibt eine Bibelstelle, die oft und gern von Brautpaaren zum Lesen bei  ihrer Hochzeit gewählt wird. Sie stammt aus dem Buch Kohelet.

Das hebräische Wort bezeichnet jemanden, der auf einer Gemeindeversammlung spricht. Der Prediger hat viel zu sagen, schöpft aus der Weisheit vieler vor ihm – der König Salomo war auch dabei.

Sehr schön wird beschrieben, wie das ist, wenn zwei beieinander liegen: Sie wärmen sich gegenseitig. Es folgt eine Verdichtung gesammelter Lebensweisheit:

Einer mag überwältigt werden, aber zwei können widerstehen und eine dreifache Schnur reißt nicht leicht entzwei.          Prediger 4, 12

Der Kampf klingt hier an, den der Lebensalltag mit sich bringt. Und wie gut es tut, sich zu verbinden. Über Einsamkeit, aber auch über Zweisamkeit hinaus!

Was ist das Dritte, das zwei suchen und finden mögen, die sich lieben? Der kluge Prediger lässt die Antwort offen.

Wenn ich Liebesschlösser sehe – wie auf dem Foto nahe dem Kölner Dom oder auch in Hannover am Maschteich – dann frage ich mich, ob der Wunsch nach Verewigung wohl erfüllt wurde. Ich schätze, allzu oft hält das Metall länger als die Hochgefühle.

Gleichwohl rühren mich Liebesschlösser an. Und manchmal spreche ich ein Gebet für alle Liebespaare, dass sie gemeinsam das Dritte finden, das ihre Verbindung stabil erhält...

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Mittwoch, den 01. März 2023

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

 

Jakob ist auf der Flucht. Nicht aus politischen Gründen. Nicht aus wirtschaftlichen Gründen. Es gibt viele Gründe, die Heimat zu verlassen.

Jakob hat persönliche Gründe. Er ist auf der Flucht vor seinem Bruder, den er um den Segen des Vaters betrogen hat. Sein Bruder ist sehr wütend. Diese Wut ist beängstigend, und Jakob flieht. Was ist ihm geblieben? Der Segen des Vaters greift nicht, die Familie ist zerrissen, er selbst muss fort. Ob er sein Taktieren bedauert? In der Nacht träumt er. Aber es sind keine beängstigen Träume. Stattdessen tut sich ihm der Himmel auf, und er hört Gottes Stimme.

„Siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land.
Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe.“
1. Mose 28,15

Gott verspricht einem Flüchtling seine Begleitung. Seine Treue. Es wird sehr lange dauern, bis Jakob endlich wieder zurückkehren kann. Er ist zunächst Flüchtling und Fremde. Er wird in seiner Arbeitskraft und bei seiner Liebe ausgenutzt. Er geht durch eine harte Schule. Aber er wird auch gesegnet mit Erfolg und Liebe. Und am Ende gibt es sogar eine Versöhnung mit seinem Bruder.

Jakobs Geschichte zeigt, dass Gottes Auserwählte allein, fremd und auf der Suche nach ihrem Weg sein können. Dass Gott auch mit denen etwas anfängt, die nicht vorbildlich gehandelt haben. Wie großzügig und barmherzig. Und sie macht bewusst, dass Niederlagen und Enttäuschungen nicht ausgeschlossen sind.

Jakob ist ein Stammvater Israels. So wie ihm hat Gott seinem Volk Israel die Treue versprochen. Durch die Zeit. Zugleich ist Jakob auch ein Mensch, dessen Leben durch Höhen und Tiefen verläuft und der mit Gott rechnen kann. Ich mag diese Geschichte, weil Gottes Treue sich so unterschiedlich zeigt, in ihren Auswirkungen mehr oder weniger sichtbar.
Doch Gott verspricht sein Treue, auch der Christenheit. Darauf verlasse ich mich.

Fotoquelle: Pixabay

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Mittwoch, den 22. Februar 2023

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

 

Hagar, Sara und Maria, drei Frauen, mit denen Gott große Pläne in nicht ganz einfachen Lebenssituationen hat. Ihre Worte sind Jahreslosung, Monatsspruch und Lehrtext für heute. 

Ein Dreiklang von Frauen mitten aus den Nöten und Hoffnungen des Lebens.

 

„Du bist ein Gott, der mich sieht.“ (1. Mose 16,13)

Die Jahreslosung ist der Ausruf von Hagar, der Nebenfrau Abrahams in der Wüste. Malträtiert von Sara war sie schwanger in die Wüste geflohen. Gott hat ihre Not erkannt. Sein Bote bewegt sie zur Rückkehr und tröstet sie. Und er verspricht ihr, dass ihr Sohn Ismael eine große Zukunft haben wird.

 

„Gott ließ mich lachen.“ (1, Mose 21,6)

Der Monatsspruch für Februar bringt die Freude Saras zum Ausdruck, als ihr Sohn Isaak geboren ist. Der Nachwuchs, der ersehnt und nicht mehr erwartet wurde. Über das Lachen ist sie mit Gott ins Gespräch gekommen und Gott mit ihr.

 

„Meine Seele erhebt den Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter, denn hingesehen hat er auf die Niedrigkeit seiner Magd.“ (Lukas 1, 46-48). 

Das sagt Maria, hier zitiert in der Übersetzung der Zürcher Bibel, als sie die Bedeutung ihrer Schwangerschaft erfährt. 

 

ER sieht hier die Not, bringt dort zum Lachen und ist ein anderes Mal Anlass zum Jubeln. ER schafft Hoffnung, hat ungeahnte Pläne und macht Mut. 

 

Es ist an uns, sich auf SEINE unvorhersehbaren Pläne einzulassen.

 

Die Losung von heute lautet: 

Singt dem HERRN, lobt den HERRN, denn aus der Hand der Übeltäter hat er das Leben des Armen gerettet. Jeremia 20,13

 

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Mittwoch, den 15. Februar 2023

WORTmeldung von Vikarin Sabine Schumacher

„Ich werde an diesem Volk weiterhin wundersam handeln, wundersam und überraschend, und die Weisheit seiner Weisen wird zunichte werden, und der Verstand seiner Verständigen wird sich verstecken.“
Jesaja 29,14

„Das Volk verwunderte sich, als sie sahen, dass die Stummen redeten, die Verkrüppelten gesund waren, die Lahmen gingen und die Blinden sahen; und sie priesen den Gott Israels.“
Matthäus 15,31

Im Blick auf die furchtbaren Folgen des Erdbebens in der Türkei und in Syrien fällt es mir schwer die heutige Tageslosung zu lesen.
Ja, es geschehen Zeichen und Wunder.
Ja, wir wollen darauf vertrauen, dass Gott heute handelt und einlenkt.
Ja, das ist manchmal richtig schwer.
Da hilft es, genau das vor Gott hinzuwerfen und über alles, was beschäftigt, mit ihm zu sprechen.
So lade ich ein, heute eine WORTmeldung an Gott im Gebet zu schicken und für die Betroffenen zu beten:

Gott, schweigend stehen wir vor Dir
mit unseren Fragen und unseren Ängsten.
Die Erde hat gebebt und
tausende von Menschen haben ihr Leben verloren.

Abertausende sind verletzt und
noch viel mehr trauern um ihre toten Familienmitglieder.
Und bangen um das Leben
der verletzten Freunde und Angehörigen.

Gott, erschüttert stehen wir vor Dir
mit unseren Ängsten und Zweifeln.

Viele machen sich auf den Weg,
um denen zu Hilfe zu eilen,
die mit bloßen Händen Schuttberge abtragen,
um Leben zu retten.

Gott, um Worte ringend stehen wir vor Dir
mit unseren Zweifeln aber auch unserer Hoffnung.

Zeige Dich in den vielen kleinen und großen Gesten
der Hilfsbereitschaft als der Gott der Zuwendung
und Barmherzigkeit.

Lass auch uns betend und
helfend an der Seite derer sein,
die uns jetzt brauchen.

Denn Du bist der Gott
der Treue, der Liebe und des Friedens.
Amen.

Gebetstext: Geistliches Zentrum der Malteser
Bild: Angelo Giordano auf Pixabay.

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Mittwoch, den 8. Februar 2023

WORTmeldung von Pastor Christoph Rehbein

Als wir am Sonntag miteinander unsere Kirche betreten, fragt mich Leon: „Warum wird man eigentlich getauft?“ Er ist sieben Jahre alt, der große Bruder eines der beiden heutigen Täuflinge. Sehr wissbegierig und offen. Ich antworte ihm: „Wir stellen das Taufkind unter Gottes Schutz und Segen.“

Ob das bei Leon ankam? Ich weiß es nicht. Seine Frage begleitet mich weiter.
Heute Morgen kommt mir durch die Losung eine andere Antwort in den Sinn:

Unser Herz freue sich des Herrn, und wir trauen auf seinen heiligen Namen. Psalm 33,21

Es geht um Vertrauen! Wir vertrauen Gott in der Gemeinschaft der Glaubenden und Zweifelnden unsere Kinder an. Die geboren werden trotz aller Zweifel, „ob man in diese Welt noch Kinder setzen kann.“ Sorgsam wird für jedes Kind ein Name überlegt.

Leon – ein Junge mit Löwenkraft.
Anna – aus Gottes Gnade geboren.

Für mich als Pastor ist es der bewegendste Moment bei jeder Taufe, wenn ich mit den Worten der uralten Formel sage: Ich taufe dich, (es folgt der Name des Kindes), auf den Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Da gesellt sich, sichtbar im Symbol klaren Wassers, zu begrenzter menschlicher Kraft göttliche Energie.
Die macht das Herz froh, die schenkt Vertrauen, die bewirkt eine feste Hoffnung:
Dass trotz alledem, was uns in die Quere kommt, in Gottes Namen auch dieses Leben gelingen wird.

Foto: Johanniskirche Lüneburg

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Mittwoch, den 1. Februar 2023

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

Unbekanntes Terrain liegt vor mir. Es reizt mich, das weite Land zu entdecken. Ich komme gut voran. Eine Zeitlang. Dann lässt mich etwas stocken. Der Weg ist mühsamer geworden. Ich habe die Orientierung verloren. Und ich muss eingestehen, dass ich meine guten Absichten nicht umsetzen kann. Ist das der Zeitpunkt, um umzukehren? Es ist keine einfache Entscheidung. Denn ich brauche Mut um umzukehren. Ich muss mir eingestehen, dass etwas falsch gelaufen ist. Umkehren ist dann klug, wenn ich mich verrannt habe. Umkehren lohnt sich, wenn der eingeschlagene Weg andere Menschen verletzt. Oder etwas zerstört. Oder Hoffnung nimmt. Durch die Umkehr wird die Nähe Gottes gesucht: Sein Trost, sein Schutz, sein Segen.

In der Bibel wird zur Umkehr aufgefordet, um das eigene Leben an Gottes Geboten zu orientieren. Für diese Umkehr gibt es Unterstützung. Gott selbst. Das hörte das Volk Israel, als die Beziehung zu ihrem Gott für viele zutiefst erschüttert erschien. Durch das Babylonischen Exil. In diese tiefe Unsicherheit und Ratlosigkeit überbrachte der Prophet Sacharja Gottes Botschaft. Kehrt um zu mir, spricht der Herr Zebaoth, so will ich zu euch umkehren. (Sacharja 1,3). Gott lud sein Volk ein, ihm erneut das Vertrauen zu schenken. Und Gott versprach selbst umzukehren. Es ist also eine Bewegung aufeinander zu. Das Umkehren versprach den Weg aus der Krise.

Menschen können umkehren. Sie können sich neu orientieren. Das wird ihnen zugetraut. Es ist eine großartige Möglichkeit. Zugleich gibt es die Zusage Gottes, diese Umkehr zu unterstützen. Gott geht auf die Umkehrenden zu. Jesus erzählte dazu anschaulich das Gleichnis vom verlorenen Sohn: Als er nach Hause kommt, kommt sein Vater ihm entgegen und umarmt ihn. Wie gut, dass wir nicht nur die Mühe des Umkehren sehen müssen, sondern auch die Unterstützung und den Segen erkennen können.

Fotoquelle: pixabay

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Mittwoch, den 25. Januar 2023

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

Die heutige Losung steht im Buch der Sprüche. Sie blickt auf die Auswirkung auf den Menschen, der gerecht oder „böse“ handelt.

Gerechtigkeit führt zum Leben, aber dem Bösen nachjagen führt zum Tode. (Sprüche 11,19)

Reicht gerechtes oder böswilliges Handeln nicht viel weiter? Beeinflusst es nicht, wie kaum etwas anderes, ob es Menschen einer Gesellschaft beflügelt oder zerstört?

Die Überlegungen haben mich zu Hannah Arendt geführt, jener jüdischen Philosophin und Menschenrechtlerin, die 1906 kaum einen Kilometer von unserer Gemeinde entfernt am Lindener Marktplatz geboren wurde.

Es gibt im Talmud die Legende, dass es auf der Welt in jeder Generation stets 36 Gerechte gibt, die gar nicht wissen, dass sie zu den Gerechten gehören. Sie halten die Welt zusammen und um ihretwillen lässt Gott diese nicht untergehen.

Was Hannah Arendt 1948 zur Gerechtigkeit schrieb, ist heute angesichts des Kriegs vor unserer Tür und Gewalt und Verfolgung an vielen Orten auf unserer Erde so aktuell wie damals:

„Die alte jüdische Legende von den 36 unbekannten Gerechten (…) sagt letztlich darüber etwas aus, wie notwendig solch 'edelmütiges' Verhalten beim normalen Gang der Dinge ist. In einer Welt wie der unseren, in welcher die Politik in einigen Ländern (…) eine neue Stufe der Kriminalität erklommen hat, hat jedoch die kompromißlose Moralität plötzlich ihre alte Funktion (…) verändert und ist zum einzigen Mittel geworden, mit dem die eigentliche Realität (…) erkannt und planvoll gestaltet werden kann.“

Es bleibt zu hoffen, dass es insgesamt noch genügend Gerechte gibt, die letztlich unsere Welt zusammenhalten werden.

Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, dann sie werden satt werden. (Matthäus 5,6)

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Mittwoch, den 18. Januar 2023

WORTmeldung von Pastor i.R. Paul Oppenheim

Die heutige Tageslosung ist ein Vers aus dem Lobgesang Israels, der die Befreiung aus Ägypten besingt.

Der Lobgesang im 2. Buch Mose (Exodus) schildert den Untergang der hochgerüsteten Armee des Pharaos, die hinter den wehrlosen Israeliten her war. Die Pferde und Streitwagen des Königs von Ägypten sind in den Fluten untergegangen wie Blei. Die ehemaligen Sklaven konnten ihnen entkommen und trockenen Fußes das Meer durchqueren.
Das Wunder der Befreiung Israels aus der Sklaverei geschah kampflos.
Der Sieg, der besungen wird, ist Gottes Sieg.:

„Du hast geleitet durch deine Barmherzigkeit dein Volk, das du erlöst hast.“ (Exodus 15, 13)

In unseren Tagen ist viel von Waffen die Rede, auch von schweren Waffen.
Politiker und Journalisten sind zu Panzerexperten geworden.
Neue Waffensysteme sollen Schutz bieten und Frieden schaffen.
Darauf setzen die meisten Staaten weltweit.
Dagegen erhebt sich der uralte Lobgesang aus der Bibel (Exodus 15, 1-21), der sich auf Gottes Kraft und Barmherzigkeit verlässt.

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Mittwoch, den 11. Januar 2023

WORTmeldung von Vikarin Sabine Schumacher

Ein aufgeregter kleiner Junge kniet ganz still und gespannt hinter dem Sofa und wartet. Ob der große Bruder ihn hier wohl finden wird?
Eine erschöpfte Studentin hat sich in eine Ecke ihres WG-Zimmers verkrochen, sie zieht die Bettdecke über ihren Kopf und beschließt: Da komme ich erstmal nicht mehr raus.
Ein peinlich berührter Mann schiebt die Zeitung vor seiner Nase am Frühstückstisch noch etwas höher. Er will lieber unsichtbar sein und nicht über den blöden Vorfall auf der Arbeit sprechen.

Wann ist es sinnvoll, sich zurückzuziehen und zu verstecken?

Eine Zeit lang sich auszuklinken und für sich zu sein kann gut tun, wenn wir an unserem Rückzugsort nicht alleine bleiben. So spricht es uns die heutige Losung und der dazugehörige Lehrtext zu:

„Der HERR hört mein Flehen; mein Gebet nimmt der HERR an.“ Psalm 6,10
Wenn du betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.“ Matthäus 6,6

Lässt sich Gott also mit seinen Kindern auf Versteckspiele ein?
Ich glaube ja. Als unser guter Vater will er aber nicht die Rolle haben sich zu verstecken. Sondern er ist der, der sucht und mit uns im Verborgenen kniet.
Da wo wir uns zurückziehen und verstecken ist er bei uns. Er hört uns in unseren Bedürfnissen und Überlegungen zu. Er traut sich die verborgenen Sehnsüchte und die innere Not mit uns anzusehen und auszuhalten. In unser Dunkel hinein will er Licht bringen.

Wo willst du gefunden werden?

Foto: Michael Gaida auf Pixabay

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Mittwoch, den 4. Januar 2023

WORTmeldung von Pastor Christoph Rehbein

Weil aber ein Traum die Sterndeuter angewiesen hatte,
nicht zu Herodes zurückzukehren,
zogen sie auf einem anderen Weg heim.
Matthäus 2,12

So endet die Weihnachtsgeschichte des Matthäus.
Sie steht im Schatten des Klassikers aus dem Lukas-Evangelium.
Joseph kommt hier nicht vor – nicht einmal von den Hirten ist die Rede.
Dafür von einer Gruppe Wissenschaftler aus Babylonien.
Herodes hatte ihnen den Weg gezeigt.
Vom großen Jerusalem ins kleine Betlehem.
Dort sahen die Seher, wer ihr künftiger König sein wird:
Der Gott Israels, der seine Welt als Kind besucht.
Und ohne Macht beginnt, die weltlich Mächtigen zu besiegen.
Auf diesem Weg sind auch wir unterwegs.
Wie die Sterndeuter erst am Anfang.
Mit Träumen, die die Realität unterwandern.
Und blutdurstige Herodes-Nachfolger umgehen.
Wir träumen heute noch immer von einer besseren Welt.

Ein  Künstler namens Giselbertus hat diesen Traum verewigt.
An der fast 1000 Jahre alten Kathedrale von Autun in Frankreich.
Christus ist der aufgegangene Morgenstern rechts oben auf dem Bild.
Acht Strahlen stehen für seine acht Seligpreisungen.
Er führt weiter, einer neuen Erde entgegen.
So wie Gott sie haben will.
Die Sterndeuter sind inzwischen selbst bekrönt.
Einer hat die Augen schon offen: Weiter geht’s!

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Mittwoch, den 28. Dezember 2022

WORTmeldung von Vikarin Sabine Schumacher

„Weil wir nun solche Hoffnung haben, sind wir voller Freimut.“ 2.Korinther 3,12

Diese Worte aus den heutigen Tageslosungen könnten auch von den Hirten aus der Weihnachtsgeschichte stammen. Sie haben das kleine Kind in der Krippe gesehen, den Retter der Welt. Für sie ist das die Hoffnungsbotschaft überhaupt! Eine neue Zeit bricht an, denn Jesus wird diese Welt auf den Kopf stellen und verändern.

Unbesorgt und voller Euphorie erzählen sie davon überall weiter und kehren voller Freimut zu ihren Herden zurück. Freimut ist wohl ein ungewöhnliches Wort, das wir kaum noch verwenden. Anders gesagt sind sie von Herzen her offen und zuversichtlich. Sie haben Mut gewonnen, um frei heraus von dem weiterzuerzählen, was sie selbst gesehen und erlebt haben.

Nun liegen unsere hohen Feiertage ebenfalls hinter uns. Mit besonderen Begegnungen, neuen Denkanstößen und hoffentlich einer guten Portion Zuversicht und Kraft. Doch auch wenn die noch auf sich warten lässt, spricht der alttestamentliche Losungstext ins Herz. Er lädt ein, sich ehrliche Zeit zu nehmen, um den eigenen Überlegungen und Traurigkeiten Platz zu geben. Sanft mit sich und Gott ins Gespräch zu kommen, so wie es uns der Psalmist zeigt:

„Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.“ Psalm 42,12

Es kann helfen sich so auch die gehörten Weihnachtsbotschaften erneut zu sagen und in sich wirken zu lassen. Mir geht eine Predigt von Heiligabend nach, in der es um das Jesuskind als Gottes liebevolle Umarmung für uns persönlich ging. Um freudiges Miteinander, dass aus Gottes Liebe wächst.

Was nehmen Sie von diesem Weihnachtsfest mit?
Was trägst du in deinem Herzen und freimütig weiter?

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Mittwoch, den 21. Dezember 2022

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

Der Engel sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Gebet ist erhört. Lukas 1,13

 „Fürchte Dich nicht“, “Fürchtet Euch nicht“ - wie eng sind diese Ermutigungen durch Engel mit Weihnachten, mit der Geburt Jesu, verbunden!

Im Lehrtext zur heutigen Losung gilt der Zuspruch dem Priester Zacharias, dem mit diesen Worten das ersehnte Kind angekündigt wird: Johannes der Täufer, der Jesus vorangehen wird. Wenig später wird Maria mit diesen Worten ermutigt, Jesus in die Welt zu tragen. Und schließlich hören ihn die Hirten nachts auf dem Feld, die sich fürchten, als die „Klarheit des Herrn“ um sie leuchtet. Sie fassen Mut und machen sich auf die Suche nach dem Kind.

Es klingt durch die Zeiten bis zu uns: Fürchte Dich nicht!
Verlass die eingetretenen Pfade und schau Dich um.
Vertrau auf das, was Gott mit dir vorhat.

Was wäre gewesen, wenn die Hirten von Betlehem nicht Mut gefasst hätten, nicht dem „Fürchtet Euch nicht“ des Engels vertraut und sich nicht auf die Suche gemacht hätten? Sie wären, wie Unzählige vor ihnen und nach ihnen weiter auf ihren dunklen, kalten Feldern inmitten ihrer Schafe geblieben, in der Monotonie ihrer Nächte verharrend.

So aber haben sie sich auf den Weg gemacht, auf die Suche nach diesem besonderen Kind. Sie waren die ersten, die das Kind sahen, die frohe Botschaft von der Ankunft des Sohnes Gottes erfuhren und in die Welt tragen durften – eben weil sie sich nicht mehr fürchteten.

Auch das bleibt durch die Zeiten: Wir müssen uns immer wieder auf die Suche begeben, um IHN zu finden. Seine Barmherzigkeit macht furchtlos - auch in dunkler Nacht.

So sagt es die Losung für den heutigen Tag:
Da ich den Herrn suchte, antwortete er mir und errettete mich aus aller meiner Furcht. Psalm 34,5

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Mittwoch, den 14. Dezember 2022

WORTmeldung von Pastorin Grace Daeli

Johannes schreibt: „Ich sah, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm.“ Offenbarung 7,9

Jeder von uns hat Ziele im Leben. Selbst wenn man aufsteht und geht, sollte man wissen wohin: zur Arbeit, auf den Weihnachtsmarkt, ins Einkaufszentrum, in die Kirche...
Der Sinn des Lebens umfasst nicht nur diese täglichen Wege, sondern viel mehr: Reichtum, Gesundheit, Liebe, Familie, Schönheit, Erfolg…
Wir sehen es oft nur indirekt, viele Menschen laufen von überall her in die gleichen Richtungen mit diesen gleichen Zielen.

Ist das alles, was wir erreichen können? Was ist das, worüber Johannes schrieb? Welche Menschen hat er gesehen?

„Diese sind’s, die aus der großen Trübsal kommen“ „sie werden nicht mehr hungern noch dürsten; es wird auch nicht auf ihnen lasten die Sonne oder irgendeine Hitze; denn das Lamm mitten auf dem Thron wird sie weiden und leiten zu den Quellen lebendigen Wassers, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.“ Offenbarung 7,14-17

Sie sind diejenigen, die gewonnen haben. Was ein Glück, ihr Ziel ist der Sieg!

Erinnern Sie sich an die WORTmeldung von Pastor Rehbein von letzter Woche?
Der Adventskranz ist die Krone des Sieges. Jeden Tag leuchtet er mehr bis er schließlich voller Licht ist. Er zeigt uns, dass es keinen Platz mehr für die Dunkelheit gibt, denn sein Licht erfüllt alle Seiten.

Die große Trübsal ist hier auf der Erde, in unserem Land, in unserer Stadt, in unseren Häusern, in uns. Aber unser Ziel ist der Sieg über die große Trübsal.
Ist ein Sieg über die Fehler, die wir ständig wiederholen, möglich?
Ist es möglich, dass wir gewinnen und den Hunger, die Armut und die Ungerechtigkeit überwinden?

„Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus!“ 1. Korinther 15,57

Der Sieg ist schon da. Die Krone des Advents leuchtet bereits.
Wir können mitmachen, damit es jeden Tag ein Stückchen heller um uns wird.

Ich sah, und siehe, eine große Schar, ihr Ziel ist der Sieg der großen Trübsal.
Kommen Sie mit?

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Mittwoch, den 7. Dezember 2022

WORTmeldung von Pastor Christoph Rehbein

„Wir Reformierten können doch auf diesen Zinnober gut verzichten. Vom Tannenbaum oder Adventskranz ist in der Bibel nicht die Rede!“
Zumindest in Sachen Kranz widerspreche ich, als mir diese Meinung bei einem Hausbesuch deutlich mitgeteilt wird.
In einigen Briefen des Neuen Testamentes ist von ihm durchaus die Rede.
Wie bei Paulus im letzten Kapitel des Philipperbriefes, das in den Zuspruch mündet:

Freut Euch! Der Herr ist nahe!

Der Apostel beginnt es mit adventlich klingenden Worten:

Meine Freude und meine Krone steht fest in dem Herrn, Ihr Lieben! (Philipper 4,1)

Krone heißt auf Griechisch stephanos. Das ist der Siegeskranz, der bei olympischen und anderen Wettkämpfen den Siegenden umgehängt wurde.
Paulus ist dem auferstandenen Christus begegnet, was ihn für sein Leben geprägt hat. Sein Gottvertrauen hilft ihm durch schwere Zeiten. Das steht für ihn fest. Die Krone, der Siegeskranz, ist ein deutliches Zeichen dafür.

Dieser Kranz wird zum Symbol dafür, dass Gott stärker ist als der Tod.
Bis heute zeugen Trauerfeiern und Friedhofsbräuche davon.

Im 19. Jahrhundert war es Johann Hinrich Wichern, der die grüne (!) Krone ganz ins Diesseits zog. Als anschauliche Hoffnung für Kinder, die im sozialen Abseits ganz unten in Hamburg zu überleben versuchten. Wichern nahm viele davon auf im Rauhen Haus, einer berühmt gewordenen diakonischen Einrichtung.
Ein grüner Adventskranz mit 24 Kerzen soll für die Kinder das ungeduldige Warten auf das Christfest mit den Geschenken erleichtern. Was für eine gute Idee!

So steht der Adventskranz seitdem für die jüdisch-christliche Hoffnung, dass sich Gottes Wille von ganz unten her durcharbeiten und am Ende durchsetzen wird.
Kriege, Unrecht und Armut behalten auf Erden nicht das letzte Wort.
Wozu wir beitragen können, nach wie vor.
Möge in diesem Sinne nach einem schweren Jahr die Adventsfreude fest werden!

Das Licht der Adventskranz-Kerzen will dabei auch uns Reformierten helfen.

Foto © CR: Vor dem 1. Advent in St. Johannis, Lüneburg

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Mittwoch, den 30. November 2022

WORTmeldung von Vikarin Sabine Schumacher

Morgen startet der Dezember und mit ihm das Öffnen von Adventskalendertüren.
Der Monatsspruch blickt hinter die Tür einer uns fremden Welt:

„Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander grasen, und ein kleiner Knabe wird sie leiten.“ Jesaja 11,6

In unserer Lebenswelt sind das abstrakte Bilder, die doch in mir einen Wunsch wecken:
Wie wäre es, wenn es in Iran oder der Ukraine statt Straßenkämpfen heitere Volksfeste gäbe?
Wie wäre es, wenn die verstrittene Familie oder Nachbarschaft sich zum fröhlichen Punschtrinken auf dem Weihnachtsmarkt gemeinsam zusammenfinden würde?
Wie wäre es, wenn die Kollegin und der Kollege sich gegenseitig Erfolge gönnen statt sich zu misstrauen?

Ein Traum von einer anderen Welt?! Bei Jesaja können wir lesen wie das gelingen kann:

„Man wird weder Bosheit noch Schaden tun auf meinem ganzen heiligen Berge; denn das Land ist voll Erkenntnis des HERRN, wie Wasser das Meer bedeckt.“ Jesaja 11,9

Damit wir Menschen eine Ahnung davon bekommen, was es bedeutet in diesen Traum von einer veränderten Welt einzutauchen und diesen mitzugestalten, ist Gott selbst sichtbar und ganz konkret zu uns gekommen. Das Leben und Wirken von Jesus zeigt uns, was es bedeutet mit Gott in dieser Welt zu leben.

Ihn will ich in diesem Advent neu in diese Welt und mein eigenes Leben einladen, darum bitten und singen:

Komm, o mein Heiland Jesu Christ,Meins Herzens Tür dir offen ist.Ach zieh mit deiner Gnade ein;Dein Freundlichkeit auch uns erschein.Dein Heilger Geist uns führ und leitDen Weg zur ewgen Seligkeit.Dem Namen dein, o Herr,Sei ewig Preis und Ehr.

Ich wünsche Ihnen und Dir eine frohe Adventszeit!

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Mittwoch, den 23. November 2022

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

Manchmal passt es nicht zusammen. Das Auto ist zu breit für die Garage, das Schiff zu hoch für die Einfahrt, der Lkw zu schwer für die Brücke. Dann muss das Auto vor der Garage geparkt werden, das Schiff die Masten absenken und der Lkw die Umgehungsstrecke fahren. Wenn es irgendwie geht, wird umgebaut oder saniert. Die Portale der Kathedralen sind mehr als großzügig gebaut. Sie haben etwas Ehrfurcht Gebietendes. Menschen, die in eine Kathedrale eintreten, werden an ihre Winzigkeit erinnert. Zugleich gewähren die Portale vielen Menschen gleichzeitig einen Einlass. Heute braucht es diese großen Portale nur selten. Sie könnten kleiner sein...

Manchmal passt es nicht zusammen. Auch nicht mit unseren Vorstellungen von Gottes Wirken. Denn Gott war nicht im großen, starken Wind, nicht im Erdbeben und nicht im Feuer, eher in einem stillen, sanften Sausen. Und der neugeborene Heiland der Welt wird in eine Krippe gelegt.

Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!“ So lautet die Losung für den heutigen Tag. (Psalm 24,7) Da passte etwas nicht zusammen. Die Tore des Jerusalemer Tempels sollten sich für den Einzug Gottes weiten. Trotz ihrer Größe wurden sie der Größe Gottes nicht gerecht. Aber welche Größe würde ausreichen? Denn Gott hat Himmel und Erde geschaffen. Vielleicht geht es darum, dass Mauern dem lebendigen Gott nicht gerecht werden können. Dem mitgehenden, barmherzigen Gott entsprechen keine starren Mauern.

In wenigen Tagen ist der erste Advent. Wir werden das Adventslied vom Georg Weissel singen: „Macht hoch die Tür, die Tür macht weit“. Darin öffnen sich verschiedene Orte für Gottes Kommen: von der weiten Welt über das eigene Land, über die Stadt bis zum Herzen des einzelnen Menschen. Gott kommt zu uns. Und überall sollen Menschen ihr Inneres für Gottes Kommen öffnen. Das wird sie trösten und zuversichtlich machen. Und dann passt es wieder zusammen. Mögen wir erhalten, was zu uns passt und von dem erfüllt werden, was uns fehlt.  

Fotoquelle: Pixabay

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Mittwoch, den 16. November 2022

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

 Heute ist Buß- und Bettag, der fast vergessene Feiertag.

Der Name, das fand ich als Kind, klingt ein wenig aus der Zeit gefallen. Es war ein stiller Tag in dunkler Jahreszeit.
Im Jahr 1994 dachten wohl nicht wenige, dass so ein Tag den Zeitgeist, den Mainstream, stört.
Er wurde als arbeitsfreier Tag gestrichen, um die Mehrbelastung der Arbeitgeber für die neu eingeführte Pflegeversicherung durch Mehrarbeit der Arbeitnehmer auszugleichen. Ein Zusammenhang zwischen Buße und Arbeitgeber-Belastung? Wohl kaum gegeben...

Was ist die Aufgabe von Bußtagen überhaupt? Wikipedia hilft pragmatisch weiter: „Eine Aufgabe von Bußtagen ist, das eigene Gewissen und die eigene Einstellung zu Gott zu prüfen.“
Die heutige Losung bringt auf den Punkt, was ein Nachdenken über das eigene Denken und Handeln zum Ergebnis haben kann: 

Siehe, die Furcht das Herrn, das ist Weisheit,

und meide das Böse, das ist Einsicht.“ (Hiob 28,28)

 Schon lange wünsche ich mir inzwischen, es gäbe wenigstens einen Tag im Jahr, der nur dazu dient, dass alle kritisch die eigene Lebenseinstellung und den eigenen Beitrag zur Bewahrung der Werte in unserer Welt hinterfragen.
Es braucht keine besondere Nähe zu einer Kirche oder einer Glaubensgemeinschaft, um den Impuls des Lehrtextes für den heutigen Tag für sich anzunehmen. Er tut allen als Mahnung gut, die eigene Lebensspur immer neu zu prüfen: 

Gib acht, dass das Licht in dir nicht Finsternis ist.“ (Lukas 11,35) 

##bußundbettag #hannover #reformiert
(Foto privat: Playa Cabuya, Costa Rica)

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Mittwoch, den 9. November 2022

WORTmeldung von Pastorin Grace Daeli

„So wie das Meer voll Wasser ist, wird das Land erfüllt sein von der Erkenntnis des HERRN“ Jesaja 11,9b

Viele Menschen lieben das Meer.  Wenn die Temperaturen kälter werden, vermissen wir die Sommerferientage, an denen viele Menschen das Meer oder den Strand besuchen, um sich ermüdet von ihrer Arbeit zu erholen und neue Energie zu sammeln, um wieder mit der Arbeit zu beginnen.  Auch in der Bibel wird das Meer oft erwähnt.  Das Meer kann eine bedeutungsreiche Metapher sein.  Die Wellen des Meeres können Segen darstellen, aber der tiefe Ozean kann auch den Tod bezeichnen.  Hier in der Tageslosung  steht das Meer für Wissen oder Erkenntnis.  Das ist ein ungewöhnliches Gleichnis, aber sehr treffend.

Was für ein Genie ein Mensch ist, wenn er ein so umfassendes Wissen hat, dass er das Meer und alles, was darin ist, erkennen kann!

Wir alle wissen, dass das Meer voller Geheimnisse ist.

Doch so hat der Prophet Jesaja die Zukunft beschrieben:

Das Land wird erfüllt sein von Erkenntnis des Herrn.

Jeder sucht nach Wissen und Wahrheit, um das Leben besser zu machen. Es soll aber nicht nur die Wissenschaft sein. Die Bibel sagt, dass ein besseres Leben nur dadurch entsteht, dass man Gott kennt.

„Man wird weder Bosheit noch Schaden tun auf meinem ganzen heiligen Berge“ Jesaja 11,9a

Kannst du dir vorstellen, dass genau so wie das Meer seinen Grund bedeckt und da kein Platz für trockenes Land ist, so auch jeder Gott und seine Wahrheit kennt und niemand Böses tun oder betrügen wird?  Es wird keinen Krieg oder Hunger geben.  Es wird kein Hass und keine Einsamkeit sein.  Ist das ein Traum?  Nicht nur ein Traum.  Es ist eine Hoffnung!  Ist es nur eine Hoffnung?  Nicht nur Hoffnung, sondern auch Anstrengung! Ist das der Himmel?  Ja, das ist der Zustand des Himmels, für den wir uns die Mühe geben, damit er auf dieser Erde auch Realität werden kann.

(Das Foto wurde von Yurman Waruwu auf Nord Nias aufgenommen)

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Mittwoch, den 3. November 2022

WORTmeldung von Pastor Christoph Rehbein

Zusammen:halt lautet das Motto der diesjährigen Friedensdekade,

die auch im Raum der Kirchen seit vielen Jahren im November begangen wird. Dieses Jahr beginnt sie am kommenden Sonntag, dem 6.11. Das Motto wurde festgelegt, als noch niemand wusste, dass ein Krieg in der Ukraine ausbrechen würde, der uns bis jetzt in Atem hält. Russland unter Putin hält seine Angriffe trotz Rückschlägen durch und in der Ukraine scheint die nationale Geschlossenheit noch zu wachsen. Ein Ende der Blutbäder ist nicht abzusehen – und die früher so starke Friedensbewegung in unserem Land weiß keinen Rat dazu. Was können wir dazu beitragen, dass der Frieden wieder in Bewegung kommt? Was lässt neuen Zusammenhalt verfeindeter Völker wachsen?

Vielleicht sollten wir es machen wie diese entschlossene Gänseschar, die unserem Touristenbus letztes Jahr auf den Faröer-Inseln über den Weg lief. Sie blieben trotz der bedrohlichen Übermacht des schweren Gefährtes auf ihrem Kurs und zeigten, was gemeinsames Handeln und Furchtlosigkeit  bewirken kann. Federn gewinnen gegen Blech. Dem schweren Gewicht wird Einhalt geboten: Pause! Waffenruhe! Neues Nachdenken darüber, wer recht hat. Von wegen dumme Gänse...

Am Sonntag soll eine Predigt über Matthäus 5, Vers 9 folgen.

Jesus Christus sagt: Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Was für eine Verheißung für alle, die auf dem Weg des Friedens zu bleiben versuchen!

Am 14.11. werden wir abends in unserer Gemeinde über die Zukunft der Friedensbewegung diskutieren. Herzliche Einladung zu beidem!

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Mittwoch, den 02.11.2022

WORTmeldung von Pastor Christoph Rehbein für Mittwoch, den 02. November 2022

Zusammen:halt lautet das Motto der diesjährigen Friedensdekade,

die auch im Raum der Kirchen seit vielen Jahren im November begangen wird. Dieses Jahr beginnt sie am kommenden Sonntag, dem 6.11. Das Motto wurde festgelegt, als noch niemand wusste, dass ein Krieg in der Ukraine ausbrechen würde, der uns bis jetzt in Atem hält. Russland unter Putin hält seine Angriffe trotz Rückschlägen durch und in der Ukraine scheint die nationale Geschlossenheit noch zu wachsen. Ein Ende der Blutbäder ist nicht abzusehen – und die früher so starke Friedensbewegung in unserem Land weiß keinen Rat dazu. Was können wir dazu beitragen, dass der Frieden wieder in Bewegung kommt? Was lässt neuen Zusammenhalt verfeindeter Völker wachsen?

Vielleicht sollten wir es machen wie diese entschlossene Gänseschar, die unserem Touristenbus letztes Jahr auf den Faröer-Inseln über den Weg lief. Sie blieben trotz der bedrohlichen Übermacht des schweren Gefährtes auf ihrem Kurs und zeigten, was gemeinsames Handeln und Furchtlosigkeit  bewirken kann. Federn gewinnen gegen Blech. Dem schweren Gewicht wird Einhalt geboten: Pause! Waffenruhe! Neues Nachdenken darüber, wer recht hat. Von wegen dumme Gänse...

Am Sonntag soll eine Predigt über Matthäus 5, Vers 9 folgen.
Jesus Christus sagt: Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Was für eine Verheißung für alle, die auf dem Weg des Friedens zu bleiben versuchen!

Am 14.11. werden wir abends in unserer Gemeinde über die Zukunft der Friedensbewegung diskutieren. Herzliche Einladung zu beidem!

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Mittwoch, den 26.10.2022

WORTmeldung von Vikarin Sabine Schumacher für Mittwoch, den 26. Oktober 2022

Eine Zeit lang habe ich alte Dosen gesammelt. Sie haben zeitgeschichtlichen Erinnerungswert und sind praktisch einsetzbar. Die auf dem Bild fotografierte zeigt eine leicht kitschige, aber auch anrührende Szene aus den dreißiger Jahren zwischen einer Mutter und ihrem Kind. Sie kümmert sich liebevoll um seine Wunde. Vielleicht wird sie ihn anschließend noch kurz drücken und dann ist seine Welt wieder in Ordnung.

„Pusten, trösten, Pflaster drauf. Es wird alles wieder gut“ – so heißt es in einem aktuellen Kinderlied.

Da steckt ein Wunsch und eine Sehnsucht drin, die auch besteht, wenn wir aus den Kinderschuhen herauswachsen. Menschen suchen körperliche Gesundheit und sie suchen innere Heilung.

In einer frustrierten und müden Situation formuliert der Prophet Jeremia dazu ein Gebet:

„Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen.“ Jeremia 17,14

In all seiner Not erinnert er sich an seinen fürsorglich liebevollen Gott. Sein Glaube und seine Hoffnung auf den heilenden und helfenden Gott sitzen fest. Er lässt sich nicht davon abbringen, dass Gott selbst sein Leben letztlich zum Guten führen wird. Nicht durch seine Erfahrungen, nicht durch eigenen Zweifel oder den Spott der anderen.

Es hilft sich diese kurzen Worte zu leihen, wenn keine eigenen Worte da sind - egal ob verzweifelt geschrien, resigniert oder stumm gebetet.
Wir können es für die Menschen beten, die selbst dazu keine Kraft haben.
Und gemeinsam können wir daran festhalten und uns erinnern, dass Hilfe und Heil erfahrbar werden. Persönlich. Gesellschaftlich. Und für die Welt.

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Mittwoch, den 19.10.2022

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann für Mittwoch, den 19. Oktober 2022

Manchmal soll es ganz schnell gehen. Ich habe schon so lange gewartet. Schon so viel investiert. Meine Ungeduld ist groß. Aber ich mache nicht nur Fortschritte, ich trete manchmal auch auf der Stelle. Manchmal hindert mich auch das Tempo der anderen. Ein gemeinsames Projekt braucht Zeit. Und ich brauche Geduld. Dafür bete ich.

Manchmal muss es ganz schnell gehen, weil die Not so groß ist. Unrecht schreit zum Himmel. Menschen und Tiere müssen vor militärischen Angriffen gerettet werden. Vor Bränden, Überschwemmungen oder Erdbeben müssen sie in Sicherheit gebracht werden. Sofort muss die Hilfe greifen. Jede Verzögerung hat schlimme Folgen. Um schnelle Hilfe bete ich.

Der Beter des 38. Psalm erlebt eine tiefgreifende Verunsicherung. Es geht ihm in vielerlei Hinsicht schlecht. Gegner bedrängen ihn. Freunde haben sich zurückgezogen. Und die eigene Schuld belastet das Verhältnis zu Gott. Ein Tiefpunkt ist erreicht. Wie kann es weitergehen? Er wünscht sich Gottes Antwort. Und während er klagt, spürt er Widerstandskräfte wachsen. Er will sich den Gegnern widersetzen. Und er erbittet von Gott Hilfe. Er betet: Eile mir beizustehen, Herr, meine Hilfe. (Psalm 38,23). Die Antwort auf sein Gebet bleibt offen, aber er bleibt im Gespräch. Von Gott erwartet er sich Hilfe, fordert sie ein und erhofft sie.

In sein Klagen und Ringen können sich heute Menschen in großen Krisen wiederfinden. Das Gebet formuliert Worte für Unsagbares. Und es zeigt eine Richtung aus der Krise an und ein Gegenüber. Ob die Hilfe gleich kommt oder später? Wie erhofft oder ganz anders? Der Psalm lässt es offen.

Die großen Krisen der einzelnen und der vielen Menschen lassen uns dringend mit seinem Worten um Gottes Hilfe bitten. Sie wecken auch unser Mitgefühl und unsere Hilfsbereitschaft. Die kleinen Krisen können uns oft besondere Erfahrungen vermitteln. Auch damit sind wir nicht allein. Gott sei Dank.

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Mittwoch, den 12.10.2022

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

Da war vor in paar Tagen dieser altbekannte Patient, chronisch krank zwar, aber doch gut durch den Alltag kommend. Eine Routinekontrolle. Das Gespräch lief so dahin. Ja, gesundheitlich war alles stabil. Nein, Corona hat er nicht bekommen. Die Werte sind auch gleich geblieben. Ein neues Rezept für drei Monate wäre gut. Wir sehen uns wieder in einem halben Jahr. Passen sie gut auf sich auf.

Da schiebt er mir beim Rausgehen sachte dieses Kärtchen über den Schreibtisch. Ein wenig überrascht lese ich die zugeschobene Ermutigung. Sei stammt aus dem Buch des Propheten Jeremia:. „Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Ich bin dir treu wie am ersten Tag.“  (Jeremia 31,3)

Ich wusste von früheren Besuchen, dass er ein frommer Mann ist. Ihm geht es um das Wort der Bibel. Die Glaubensrichtung, die die Karte herausbringt, ist nicht meine. Der Vers dagegen hat seine eigene Kraft. Er hat mich innehalten lassen und den Moment besonders gemacht.

Der Vers ist die Zusage von Liebe und Treue, die Gott seinem Volk Israel gibt. Ein Volk, das alles andere als perfekt ist.

Das Schöne an dieser Liebe ist, dass sie Fehler hinnimmt, nicht mit Höchstleistungen zu gewinnen ist und in schwierigen Zeiten durch eine Wüste trägt. Sie ist eine Absage an eine Welt, die nach immer reicher, perfekter und glänzender strebt. Sie hat die Kraft, aus Letzten Erste zu machen.

Wie gut, dass wir mit dem Lehrtext zur heutigen Losung die Zusage auf eine andere Ordnung haben als die, die unsere Gegenwart bestimmt.

Jesus spricht:
Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.
Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein, und sind Erste, die werden die Letzten sein.
(Lukas 13,29-30)

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WORTmeldung von Vikarin Sabine Schumacher für Mittwoch, den 5. Oktober 2022

Haben Sie schon davon gehört, dass künstliche Intelligenz nun auch Bilder malen kann? Ob in Ölfarben oder wie Picasso - durch eingetragene Vorgaben werden neue Kunstwerke erstellt. Mein Mann und ich haben es ausprobiert und sind fasziniert davon, wie aus wenigen Begriffen neue Bilder entstehen.

Malen oder zeichnen Sie manchmal?
Vielleicht auch innerlich in Ihrem Kopf eine Idee, eine Vision für die Zukunft?

Eine ganz neue Vorstellung zu entwerfen ist schwierig.
Der Schreiber der Offenbarung des Johannes, dem letzten Buches der Bibel, schildert dennoch die zukünftige Welt. Er sieht Menschen, die allen Schmerz und alles Leid überstanden haben und gemeinsam singen. Aus dieser Zukunftsvision kommt der Monatsspruch Oktober. Der Text stammt aus einem Lied von Mose. Von damals bis in die fernste Zukunft hinein gilt der gleiche Zuspruch, die gleichen vertrauensvollen Zeilen:

„Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker.“
Offenbarung 15,3e

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Können Sie sich dieses Bild im zukünftigen Himmel vorstellen?
Darauf vertrauen, dass Gott alles in seinen Händen hält - damals, heute, übermorgen?
Manchmal ist das gar nicht so leicht. Und doch glaube ich, ist es hilfreich immer wieder neu hier die Fantasie anzuregen. Sich vor Augen zu führen, dass er uns begleitet und verlässlich mit uns in die kommende Zeit geht. Denn sein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Bild von Mystic Art Design auf Pixabay

Mittwoch, den 28. September 2022

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

Enttäuschende Erfahrungen gibt es immer wieder. Da denkt eine: „Ich komme zu kurz. Meine Wünsche werden nicht beachtet. Meine Sorgen werden nicht ernst genommen“. Da denkt einer: „Es gibt nicht die Anerkennung, die ich erwartet habe“. Sie reagieren vorsichtig oder gereizt. Beides schenkt keine erfüllenden Erfahrungen, sondern neue Enttäuschungen. Ein Kreislauf...

Wie anders Paulus (2. Korinther 9,8):„Gott kann machen, dass alle Gnade unter euch reichlich sei, damit ihr in allen Dingen allezeit volle Genüge habt und noch reich seid zu jedem guten Werk.“ Gottes Gnade schenkt den Menschen so viel, dass sie sich beschenkt fühlen und auch noch weiter schenken können. Niemand muss Sorge haben, zu kurz zu kommen. Niemand muss verärgert sein. Denn Gottes Gnade gibt reichlich. Eine unerschöpfliche Quelle...

Können beide Positionen zusammenfinden? Nun, Paulus hatte eine konkrete Situation vor Augen. Er schrieb an die christliche Gemeinde in Korinth und bat sie um finanzielle Unterstützung für die Gemeinde in Jerusalem. Also ein Spendenaufruf. Doch Paulus begründete ihn mit der reichen Gnade Gottes. Die Christen aus Korinth würden von Gottes Gnade leben. Sie täte ihnen gut. Sie lebten in der Gemeinschaft Christi. Sie seien vielfach begabt. Sie seien nicht nur im geistlichen Sinne beschenkt und reich, sie könnten einander auch materiell stärken. Paulus bat sie um Unterstützung für die Gemeinde in Jerusalem. Ob es den Gemeindegliedern leichtfiel, sich an der Sammlung zu beteiligen? Es gehörten auch viele Arme, Sklavinnen und Sklaven, zur Gemeinde. Aber Paulus traute ihnen allen zu, aus der Dankbarkeit heraus zu helfen. Und das würde den Gebenden und den Empfangenden nur guttun.

Wie erleben wir die Gnade Gottes? Sicher sehr unterschiedlich und auch besonders. Das Erntedankfest gibt uns in diesen Tage Impulse. Gottes Gnade beschenkt jeden und jede reichlich – Sie schenkt Liebe und Zutrauen. Sie schenkt Begabungen für all die Aufgaben, die anstehen - zwischen den Menschen und auch zum Schutz der Schöpfung. Und wenn das Gottvertrauen am Anfang steht, können Enttäuschungen zurücktreten und neue, erfüllende Erfahrungen gemacht werden. Es ist ein gesegneter Anfang.

Fotoquelle: Pixelio

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Mittwoch, den 21. September 2022

WORTmeldung von Pastor Christoph Rehbein

Singt dem Herrn!

So steht es in der heutigen Tageslosung Jesaja 12,5.
Viele sagen: Ich kann nicht singen.
Bei einer Beerdigung schon gar nicht!
Darum werden da immer öfter CDs gespielt.
Im Trauerzug wird dann das Schweigen nicht ausgehalten.
Weil man ja so lange still sein musste in der Kapelle.
Musste man gar nicht!
Ich ermutige auch Trauernde zum Singen.
Es muss ja nicht immer Lobe den Herren sein.
Auch wenn für viele Verstorbene gilt:
In wieviel Not hat nicht der gnädige Gott
über dir Flügel gebreitet...
Singen tut der Seele gut, auch wenn sie trauert.
Singen schafft Resilienz, also Widerstandskraft.
Wer singen kann, schöpft Atem zum Weiterleben,
in der Friedhofskapelle und anderswo.
In jedem Gottesdienst beachten wir Jesajas Worte (12,5).

Eines meiner Lieblingslieder aus dem Gesangbuch ist Nr. 533.
Gedichtet von Arno Pötzsch im Jahr 1942:

Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand,
die er zur Heil uns allen barmherzig ausgespannt.
Es münden alle Pfade durch Schicksal, Schuld und Tod
doch ein in Gottes Gnade, trotz aller unserer Not.
Wir sind von Gott umgeben, auch hier in Raum und Zeit
und werden in ihm leben und sein in Ewigkeit.

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Mittwoch, den 14. September 2022

 

WORTmeldung von Pastor Christoph Rehbein

Heute kommt die Wortmeldung ausnahmsweise nicht zu einem Bibelvers.

Sie beginnt vielmehr mit einem lateinischen Motto, das einige Kirchenglocken ziert: vivos voco, mortuos plango, fulgura frango.

Die Lebenden rufe ich, die Toten beklage ich, die Blitze zerbreche ich.

Allein Teil drei verweist auf vorchristliche Zeiten, als Glocken noch eine magische Schutzfunktion zugeschrieben wurde.

Unsere Glocken im Kirchturm zeigen drei Frauenporträts: Kurfürstin Sophie, Prinzessin Friederike und nicht zuletzt Königin Victoria von England als Stifterin.

Erlauben Sie mir drei Gedanken dazu:

  • Sie laden jeden Sonntag verlässlich um 10 vor 10 zu unserem Gottesdienst ein: Drei Glocken sind Minimum für einen einladenden Wohlklang in den Ohren. Der ist bei uns durchaus gegeben!
  • Zur Langen Nacht der Kirchen läuten unsere Glocken in dieser Woche auch am Freitag, vor 18 Uhr und zur Mitternacht: Mehr als ein Schmuckrahmen um gute Musik – Zeichen dafür, dass Gottes Wort laut wird zu Anfang und am Ende. Und Ausdruck der Freude darüber, dass nach dreijähriger „coronabedingter“ Pause diese Nacht wieder gefeiert werden kann.
  • Unsere Glocken sind ein Geschenk von Königin Victoria, die - bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts - fast genauso lang regierte wie Elizabeth. Nun müssen wir dreimal Ur sagen. Victoria ist die Urururgroßmutter von König Charles.

Übrigens: Nächstes Jahr am 4. September können wir 125 Jahre Glocken-Jubiläum feiern!

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Mittwoch, den 07. September 2022

 

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth! (Psalm 84,2)

Woran dachte wohl der Dichter dieses Psalms? Hatte er den Tempel von Jerusalem vor Augen oder denkt er an das Reich Gottes?

Mir fällt dazu ein, dass bei uns Kirchen auch als „Gotteshäuser“ bezeichnet werden. Ein vieldeutiges Wort. Was macht aus einer Kirche ein Gotteshaus?
Vor einem Jahr habe ich schon mal über den Eingang zur Klosterkirche in Arendsee geschrieben: eine kleine Tür, die von sieben gotischen Bögen eingerahmt wird. Dahinter öffnet sich der Raum in das riesige, stille Kirchenschiff. Die Kirchenhüterin zeichnete damals das wunderschöne Bild, dass mit dem Durchschreiten unter jedem Bogen eine Last des Alltags abfällt und man mit dem Betreten der Kirche in eine anderen Welt eintritt, in der Gnade, Treue und Barmherzigkeit gelten.

Manchmal findet man auch heute Kirchenräume, die einen aus dem Alltag in eine andere Welt tragen. Und manchmal sind es gerade Orte außerhalb von Gebäuden, die einem das Gefühl geben, dem EINEN Schöpfer nahe zu sein.

Es ist gut, wenn man Orte hat, die den eigenen Glauben stärken. Gleichzeitig gehört zu einem lebendigen Glaube vor allem die Gemeinschaft von Menschen, die in dem EINEN Geist zusammenkommen, losgelöst ist von jedem Gebäude.

Jesus spricht:
Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.
(Matthäus 18,20)

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Mittwoch, den 31. August 2022

WORTmeldung von Vikarin Sabine Schumacher

Morgen ist meteorologischer Herbstanfang: Für Menschen mit eigenem Garten beginnt damit die Obsternte. Etwa Äpfel, Birnen oder Pflaumen wollen eingesammelt werden.

Das heutige Bild stellt die Frage, was wir innerlich an Gedanken und Ideen ansammeln.
Es sind viele Themenbereiche, die zurzeit zusammenkommen und die eigenen Kräfte, das eigene Herz sehr in Anspruch nehmen können.

Ich möchte mit allem, was in den Körben ist, mich von Hanna aus dem Alten Testament ermutigen lassen und diese vor Gott ausschütten.
Hanna singt und betet:
»Der HERR erfüllt mein Herz mit großer Freude, er richtet mich auf und gibt mir neue Kraft!
1. Samuel 2,1

Denn trotz allem, was gerade los ist und in uns vorgeht will auch Gott immer wieder unser Herz mit Freude voll machen und uns neue Kraft für unseren Weg geben. Und das gerade dann, wenn unsere inneren Körbe, unser Herz und Kopf schon so voll sind mit anderem.

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Mittwoch, den 24. August 2022

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

 Vor sechs Tagen hat sich mein Sohn auf den Weg in den weiten Raum gemacht, ein entwicklungspolitisches Jahr in Mittelamerika, zwölf Monate fern der Heimat.

Manchmal muss man in die Ferne gehen und sich auf die Suche machen nach dem, was einem wichtig ist und sich von allem lösen, was einen bindet. Auch wenn man dort fehlt, wo man war und vermisst, was man hatte.

Es macht bewusst, dass uns unsere Kinder nur geliehen sind, sowie wir selber hier nur Gast sind.

 Ob man als Eltern das richtige Werkzeug mitgegeben hat, kann man nur ahnen. Es bleibt das Vertrauen, dass dort wo die elterliche Fürsorge endet, eine Kraft behütet, ein Segen begleitet und jenseits unseres menschlichen Vermögens dafür gesorgt ist, dass die Suche auf den richtigen Weg führen wird.

 Das Gebet der Losung von heute bringt es auf den Punkt, was so manchen jungen Menschen in diesen Wochen mit Ende der Schulzeit zu neuen Ufern aufbrechen lässt.

Es lautet in der Verdeutschung von Franz Rosenzweig und Martin Buber:

 Ergehn darf ich mich in der Weite, denn ich frage deinen Ordnungen nach.

Psalm 119,45

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Mittwoch, den 17 August 2022

WORTmeldung von Pastor Christoph Rehbein

Seht doch, wie große Dinge Gott an euch getan hat!
Samuel 12,24

Das sind die letzten Worte, die der alte Gottesmann Samuel an Israel richtet. Von sich selbst sieht er ab und schaut auf Gott.

Ab und an öffnet sich weiter Raum in uns und um uns herum.

So ging es mir, als ich unfreiwillig das Gespräch zweier Freundinnen mithörte. Das war am Rand des Maschseefestes letzte Woche. Die gar nicht so üble Livemusik trat in den Hintergrund, als sich den am Ufer Sitzenden dieser Ausblick nach Westen öffnete. „Weißt du“, sagte die eine, „wenn ich hier so sitze, könnte ich direkt an Gott glauben. Trotz Krieg und Klima: Die Erde ist immer noch schön. Und wir haben es gerade gut hier“. Und die beiden schwiegen eine Weile miteinander. Ich stimmte in Gedanken zu und sprach ein stilles Dankgebet.
Amen.

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Mittwoch, den 10. August 2022

WORTmeldung von Vikarin Sabine Schumacher

Eine Runde Yoga auf der ruhigen Ostsee, das habe ich vor ein paar Jahren ausprobiert. Schön in der Balance auf dem Brett stehen und spüren, wie die Wellen dennoch sicher tragen.
Wenn ich heute Nachrichten lese fühlt es sich eher an als würde man auf einer stürmischen See das gleiche versuchen, aber es scheint nahezu unmöglich da die innere Ruhe beizubehalten. Klappt das nur, wenn man die Augen zumacht und ignoriert, was da um uns herumtobt?

Der heutige Losungs- und Lehrtext provoziert:

„Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, und wenn du durch Ströme gehst, sollen sie dich nicht ersäufen. Wenn du ins Feuer gehst, wirst du nicht brennen, und die Flamme wird dich nicht versengen.“ Jesaja 43,2

„Was seid ihr so furchtsam, ihr Kleingläubigen!“ Matthäus 8,26

Glauben heißt, mein Vertrauen auf Gott auszurichten. Aus seiner Gnade und seinem Frieden neue Kraft zu tanken. Er ist auch in den Stürmen dabei. So will ich mich herausfordern und bete die Worte, die meine Yogalehrerin ans Ende einer Einheit setzt:

„Mögen Gnade und Frieden in dir Raum einnehmen,
mögen Gnade und Frieden in uns Raum nehmen,
mögen Gnade und Frieden da Raum einnehmen,
wo sie gerade so dringend gebraucht werden.“

Bild von Felix Ulich auf Pixabay

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Mittwoch, den 27. Juli 2022

WORTmeldung von Pastor Christoph Rehbein

Geht es Ihnen auch so? Im Urlaub gehe ich gern mit den Augen in anderen Kirchen auf Bilder-Entdeckungsreise. Allzu schnörkeliger Barock stößt mich ab – anderes erfreut auch Herz und Verstand. Zum Beispiel Mose, der die Kanzel trägt. Was für ein kräftiges Symbol: Ohne Altes Testament als Basis bricht christliche Verkündigung zusammen! Mittlerweile führe ich eine Liste der Kirchen, in denen ich solche von Mose gestützten Kanzeln finde (und bin für ergänzende Hinweise, geneigte:r Leser:in, dankbar!) Meist hält Mose die beiden Gebotstafeln in Händen.

Im schwedischen Kalmar fand ich jüngst im dortigen Dom erstmals einen Mose mit Stab. Und schlug die entsprechende Bibelstelle nach:

Numeri (= 4. Mose) 20,11: Mose erhob seine Hand und schlug den Felsen mit dem Stab zweimal. Da kam viel Wasser heraus, so dass die Gemeinde trinken konnte und ihr Vieh.

Ich nahm meine Wasserflasche und prostete dem zu, der in der Wüste für das elementare Lebensmittel sorgt.

Und ohne den und sein Volk es wohl auch diese Kirche gar nicht gäbe…

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Mittwoch, den 20. Juli 2022

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

Der Hauptmann sprach: Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. (Matthäus 8,8)

Der Mann ist ein Vorgesetzter, wie man ihn sich nur wünschen kann, war mein erster Gedanke beim Lesen der ganzen Szene zwischen den Versen 5 bis 13. Daraus stammt der heutige Lehrtext.  Welch ein sensibler und umsichtiger Mensch, dieser Hauptmann!

Der Text beschreibt eindrucksvoll, was die Kraft aus Vertrauen, Respekt und Fürsorge bewirken kann.

Ein Hauptmann, vermutlich ein römischer Offizier, macht sich große Sorgen um seinen Knecht, der schwer erkrankt ist und Qualen leidet, wie der Text sagt.  Er greift zum Äußersten und macht sich selber auf den Weg, um Hilfe zu holen. Das ist echte Fürsorge und Verantwortungsbewusstsein!

Er sucht Jesus auf, der in den Ort gekommen ist, und spricht ihn mit großem Respekt an. Er bittet für seinen Knecht. Jesus will zum Erkrankten gehen, um ihn zu heilen. Der Hauptmann entgegnet, er sei es nicht wert, dass Jesus in sein Haus käme. Im nächsten Moment offenbart er ein tiefes Vertrauen in das Wirken von Jesus, indem er meint, dass ein Wort von Jesus reiche, um seinen Knecht zu heilen.

Jesus seinerseits äußert daraufhin Verwunderung über den starken Glauben des Hauptmannes.

Der Knecht ist geheilt, als der Hauptmann zurückkehrt. Das sagt Jesus zu. Am Ende bleibt offen, ob durch Jesus Wort oder den Glauben des Hauptmannes. Oder beides zusammen?

Was braucht es demnach, um heilsam in der Welt zu wirken? Diese Geschichte legt es nahe. Und es klingt eigentlich gar nicht so schwer: Fürsorge für Hilfsbedürftige, Respekt vor dem Anderen, Wertschätzung des Mitmenschen und Vertrauen in das Wort.

Du bist mein Schutz und mein Schild; ich hoffe auf Dein Wort. (Psalm 119,114)

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Mittwoch, den 13. Juli 2022

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

Gehet hin in alle Welt, … So beginnt einer der Bibeltexte für diesen Tag. Passt das nicht zu dem Beginn der Sommerferien? Viele Familien haben den Urlaub seit Monaten geplant. Es geht ihnen um das Ziel: sich am Sandstrand erholen. Fremde Länder kennenlernen. Religiöse Stätte aufsuchen. Besondere Naturschauspiele mit eigenen Augen sehen. Doch in diesem Jahr müssen alle viel Geduld aufbringen: die Flughäfen und die Bahnhöfe sind überfüllt, die Autobahnen überlastet. Der Anreise ist schwieriger als sonst...

Gehet hin in alle Welt, … Der Apostel Paulus hatte eine andere Motivation für seine Reisen. Er war unermüdlich unterwegs, um das Evangelium von Jesus Christus zu predigen. Er legte lange Reisen zu Land und zu Wasser zurück. Jede Reise brachte ihn weiter fort. Auf seiner vierten Reise nach Rom überlebte er nur knapp einen Schiffbruch. Welch ein Einsatz. Er hielt sich an den Bibelvers: „Gehet hin in alle Welt, und predigt das Evangelium aller Kreatur“ (Markus 16,15).

Der Zweck der Reise wird in diesem Bibelvers festgelegt. Das Evangelium, die gute Nachricht soll gepredigt werden. Aber der Zweck ist auch weit gefasst, weil es um alle Kreatur geht. Der ganzen Schöpfung tut es gut, von Jesu Auferstehung zu hören. All diejenigen, die durch Sünde und Tod in ihrer Existenz belastet sind, erhalten eine neue Hoffnung. Paulus warb für das Evangelium – ohne Gewalt. Mit Worten.

Dieser Reisezweck ist uns heute eher fremd. Wir predigen nicht auf unseren Reisen. Und doch bringen wir an unser Reiseziel etwas von dem mit, was uns wichtig ist. Der Glaube an das Evangelium begleitet uns auch an unser Urlaubsziel und lässt uns Gottes Schöpfung wahrnehmen: wir sind ergriffen von einem Sonnenuntergang oder von der Weite des Horizonts. Wir erkennen den Reichtum fremder Kulturen. Wir sehen die Armut und die Gastfreundschaft der Menschen. Wir spüren die Stille einer Kirche. Wir sehen auch die Mühen, dem Klimawandel zu begegnen. Mit Umsicht, Dankbarkeit und Hoffnung können wir in die Welt reisen.

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Mittwoch, den 6. Juli 2022

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

 Im Lehrtext zur Losung von heute geht es um das Licht:

"Das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis. (1. Joh 1,5)"

 Mir kommt dabei unser Taizé-Abend vor einer Woche in den Sinn. Eins unserer Lieder, die wir ausgesucht hatten, beginnt so: „Gott, lass meine Gedanken sich sammeln zu Dir. Bei dir ist das Licht, du vergisst mich nicht ...“

Ich war neugierig und habe nach der Herkunft des Liedes geforscht: Es greift ein Morgengebet von Dietrich Bonhoeffer auf.

Als Dietrich Bonhoeffer das Gebet schreibt, sitzt er in Berlin im Gefängnis ohne einen Prozess, weiß sein Leben bedroht und kennt die Menschenverachtung des Dritten Reiches. Etwas über zwei Jahre wird er gefangen gehalten werden, bevor er wenige Tage vor der Kapitulation auf persönlichen Befehl Hitlers ermordet wird.

Beim Lesen des Gebets habe ich tief Luft geholt. Es hat mich berührt, dass aus ihm einerseits so klar die tiefe Verzweiflung eines Menschen spricht, der einem brutalen System ausgeliefert ist, und auf der anderen Seite gleichzeitig ein so tiefes Gottvertrauen offenbart.

Es macht auch in unserer Zeiten Mut, mit diesem Gebet den Tag zu beginnen, sich wieder neu auf den Weg zu machen und bei allen Widrigkeiten das Licht im Blick zu haben.

 Morgengebet von Dietrich Bonhoeffer

 Gott, zu dir rufe ich am frühen Morgen

hilf mir beten und meine Gedanken sammeln;

ich kann es nicht allein

In mir ist es finster, aber bei dir ist Licht

ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht

ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe

ich bin unruhig, aber bei dir ist Frieden

in mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist Geduld

ich verstehe deine Wege nicht,

aber du weißt den rechten Weg für mich.

Amen

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Mittwoch, den 29. Juni 2022

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

„Du hast die Wahl. Ich überlasse dir die Entscheidung“, höre ich von meinem Gegenüber. Und ich freue mich darüber, entscheiden zu dürfen, wie wir den Nachmittag gemeinsam verbringen werden. Mal wieder schwimmen gehen. Oder das neue Eiscafe´ ausprobieren. Oder zu einer Ausstellung ins Museum. Ich darf mir etwas wünschen. Aber es lockt mich alles. Entscheidungen fallen oft nicht leicht, weil das Angebot so groß ist. Und sie fallen geradezu schwer, wenn wir die Konsequenzen nicht überblicken können. Welcher Beruf wird mich reizen? fragen sich junge Leute. Ist es der richtige Studiengang? fragen sich Studierende. Wie soll meine Zukunft aussehen? Welches Bild von Familie prägt mich? Kann ich eine Entscheidung rückgängig machen? Finde ich dafür Verständnis und das nötige Kleingeld?

Mose wandte sich in einer langen Rede an das Volk Israel. Sie waren mit ihm durch die Wüste gezogen und hatten ihr Ziel fast erreicht: das verheißene Land. Es war schon zu sehen. Mose erinnerte sie an Gottes Gebote, die sie am Gottesberg in der Wüste erhalten hatten und die für das Leben in der Freiheit gelten sollten. Er nannte ihnen die Konsequenzen ihres Verhaltens: Gottes Gebote sollten das Leben fördern. Aber wenn sie sich dagegen entscheiden, vereinzelt oder immer wieder, hätte das negative Folgen. Er gab Gottes Rede weiter: Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, dass du das Leben wählst. (5. Mose 30, 19).Wie die Zukunft im einzelnen aussehen würde, war unklar. Welche Aufgaben würden kommen, wenn sie sesshaft würden? Wie würden sich klimatische Bedingungen auswirken: Trockenheit, Hitze, Kälte? Wie würde das Zusammenleben mit den einheimischen Nachbarn gelingen? Aber sie erhielten Gottes Gebote zur Orientierung und sollten sie als Entscheidungshilfe nehmen können – für das Zusammenleben. Das würde Segen und Leben bringen.

Wenn wir heute entscheiden dürfen, können wir eine Auswahl treffen. Manchmal fühlen wir uns überfordert. Und manchmal können wir nicht so frei entscheiden, wie wir gern möchten. Aber wir werden von Gott ernst genommen als diejenigen, die entscheiden können. Dabei können wir seine Gebote beachten, die Segen bringen und dem Leben dienen. Das macht die Zukunft noch nicht klarer, aber es gibt Entscheidungshilfen. Und Vertrauen in Gottes Hilfe. So wird uns die Hoffnung auf Gottes Segen begleiten.

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Mittwoch, den 22. Juni 2022

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

Vor Ostern waren wir in einer Gemeindegruppe von jung bis alt im Negev unterwegs, auf dem letzten Stück des Israel National Trails. Dort wo Israel, Jordanien und Ägypten eng beieinanderliegen und das Rote Meer in den Blick kommt.

Es war so eindrücklich in diesen Tagen der Wanderung mit einer ungewöhnlichen Hitzewelle: die scharfkantigen Felsen, die schmalen Wege über steile Anstiege und entlang von Schluchten, die fast unerträgliche Hitze, die brennende Sonne, die knapp werdenden Wasservorräte, die geteilt werden, ein Magen-Darm-Virus, das Zusammenhalten, damit auch die Schwächeren im nächsten Wüstencamp ankommen.

Ich habe Respekt vor dem, was die Bibel erzählt: Da macht sich ein Volk auf und zieht mit ganzen Familien und Hab und Gut durch genau diese lebensfeindliche Wüste, um ein Land zu erreichen, das ihnen verheißen wurde. Jahrelang werden sie unterwegs sein zu diesem vagen, unbekannten Ziel.

Das braucht ganz schön viel Mut, aber auch Regeln, die für den Zusammenhalt sorgen. Hier kann nicht das Recht des Stärkeren gelten, wenn alle überleben und ankommen sollen.

Das ist die Zeit der Zehn Gebote.

Sie halten eine Gemeinschaft zusammen, die sich nicht über Landbesitz definiert. Es sind Regeln, die nicht gemacht sind, um einem Herrscher zu dienen, sondern um ein gemeinsames Ziel zu erreichen, für das Wohlergehen einer Gemeinschaft zu sorgen und den Einzelnen zu schützen. Sie tragen, wenn die Zeit es fordert, sogar durch eine Wüste.

Behalte meine Gebote, so wirst du leben, und hüte meine Weisung wie deinen Augapfel.
Sprüche Salomos 7,2

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Mittwoch, den 15. Juni

WORTmeldung von Pastor Christoph Rehbein

Jesus sagt in seiner Bergpredigt (Matthäus 6,31 + 32):

Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft.

Das ist der neutestamentlichen Lehrtext zur Tageslosung für den 16. Juni. Er trifft mich tief, denn ich mache mir zu oft zu viele Sorgen. Jesu Worte treffen positiv auch punktgenau meinen Glauben. Denn ich weiß: Ohne das Urvertrauen, dass Gott für mich sorgt, gäbe es ab und an Grund zum Verzweifeln.

Ich hatte gerade, wie so viele aus unserer Reisegruppe, ein blödes Andenken aus Schottland importiert. Sein Name: Omikron. Meine Frau zur Zeit nicht zu Hause – wer sorgt nun für mich in der Isolation?

Schon am ersten Tag bekam ich per Telefon vier fürsorgliche Angebote. Und konnte sie gar nicht alle nutzen…

Dann wohl dank frischer Impfung: milder Verlauf. Viel Zeit zum Lesen anregender Lektüre. Die Londoner Journalistin Lois Pryce hat ein wunderbar erfrischendes Buch geschrieben. Mit dem Titel: „Im Iran dürfen Frauen nicht Motorrad fahren… Was passierte, als ich es trotzdem tat.“

Alle Freundinnen hatten der Abenteurerinnen vorher abgeraten: In den Iran? Als Frau? Allein? Sie wagt es dennoch - und macht überwältigende Erfahrungen von Gastfreundschaft. Braucht so kaum eigenes Geld für Ernährung. Auch wenn sie selbst ohne Glauben an Gott lebt, kommt sie Jesu Lebensweisheit sehr nah.

Das Motto einer früheren Iran-Alleinreisenden, die Lois Pryce zu ihrer Reise inspirierte, bewahrheitet sich. Es könnte ein Leitgedanke für den Sommerurlaub werden:

Man kann nur dann wirklich reisen, wenn man loslässt und annimmt, was jeder Ort zu bieten hat, ohne ihn in eine bestimmte Schablone pressen zu wollen.
(Freya Stark)

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Mittwoch, den 8. Juni 2022

WORTmeldung von Pastor Christoph Rehbein

Sicher ist er ein eher strenger Mann gewesen:

John Knox, der Reformator Schottlands.

Aber waren sie das nicht auf ihre Art alle, die Männer, die im 16. Jahrhundert eine festgefahrene Kirche veränderten?

Kämpferisch mussten sie schon sein - und entschlossen in ihrer klaren Richtungsentscheidung: zurück, oder sagen wir, vorwärts zu dem, was in der Bibel wirklich steht. In meinem sonst hochklassigen Kultur-Reiseführer wird John Knox nur als Bilderstürmer und Fanatiker beschrieben. Extremer noch als Calvin, sein Lehrer, in Genf.

Ich möchte dagegen seine beiden wesentlichen Verdienste herausstellen. Die Church of Scotland ist noch immer presbyterianisch strukturiert. Das bedeutet: antihierarchisch geleitet – von der evangelischen Klugheit der Vielen, die Autor Frank Schätzing Schwarmintelligenz nennt.

Und seit John Knox wird Volksbildung in Schottland groß geschrieben. Jedes Kind soll nach seiner Auffassung die Bibel selbstständig lesen können – wie modern er da schon denkt!

Ich hätte gern mal einer seiner Predigten gehört – als fiery werden sie beschrieben. Das muss ja nicht mit fanatisch übersetzt werden. Vielmehr mit feurig oder so kurz nach Pfingsten: geistreich!

Der neutestamentliche Lehrtext zur Tageslosung des 9. Juni steht im Galaterbrief (5,1) des Apostles Paulus:
Zur Freiheit hat uns Christus befreit.
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Mittwoch, den 1. Juni 2022

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

Lust und Leidenschaft sprechen aus dem Hohelied, dem Lied der Lieder, versteckt zwischen dem Prediger Salomo und dem Propheten Jesaja. Noch immer viel zu selten wahrgenommen und wenn, dann eher als Stolperstein in den Büchern der Bibel.

Mit der Aufklärung wurde das Hohelied meist als ein weltliches, erotisches Liebeslied verstanden. Im Christentum wurde es lange Zeit übertragen als Liebe zwischen Christus und der Kirche. Und nach jüdischen Verständnis stellt das Lied der Lieder zuerst und vor allem die Liebe zwischen Gott und seinem Volk dar.

Das Lied der Lieder hätte allerdings kaum seinen Platz in den Schriften der Hebräischen Bibel bekommen, wäre es nur die Beschreibung einer begehrenden Liebe zwischen zwei Menschen.

Folge ich der jüdischen Vorstellung, dann lädt das Hohelied ein, den eigenen Glauben mit einem anderen Blick wahrzunehmen. Da ist viel Lust und weniger Vernunft dabei. Im Lied der Lieder begehren sich zwei gegenseitig. Es ist eine erotische Liebe, die nicht nach dem Sinn fragt. Sie ist leidenschaftlich und gleichberechtigt. Einer ist erfüllt vom anderen. Sie ist nur möglich, wenn tiefes Vertrauen zueinander da ist. Sie lädt ein, sich ganz auf den anderen einzulassen, Sie steht über allem und lässt sich nicht infrage stellen. Beide geben und beide nehmen. Einer kann nicht ohne den anderen.

Gewiss täte es unserem Glauben gut, wenn er nicht von unserer üblichen sachlichen Zagheit geprägt wäre, sondern viel mehr von der Hingabe und dem Vertrauen, die das Lied der Lieder erfüllen.

Der Monatsspruch für diesen Monat lautet:

Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz und wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod.

Hoheslied 8,6

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Mittwoch, den 25. Mai 2022

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

Nur ein kleines Rädchen im Getriebe! Was kann es bewegen? Ein kleines Puzzleteil darf nicht verlorengehen, denn es fehlt zum Großen und Ganzen. Fühle ich mich klein und größeren Mächten ausgeliefert? Bin ich klein und kann nur wenig Einfluss nehmen? Die Perspektive der Kleinen beschäftigt mich, wenn ich die Tageslosung lese. Gibt es bei den Kleinen nicht die große Sehnsucht nach Schutz durch den starken, mächtigen und großen Gott? Gibt es nicht bei Gott Zuflucht und Schutz für den, der sie sucht und braucht?

David preist Gott mit den Worten in 1. Chronik 29,11: „Dein, HERR, ist die Majestät und Gewalt, Herrlichkeit, Sieg und Hoheit. Denn alles, was im Himmel und auf Erden ist, das ist dein“.

David ist selbst ein mächtiger König geworden. Er weiß genau, dass er den Bau des Tempels für Gott gut vorbereitet hat. Er ist sich seiner Größe und Kraft bewusst. Zugleich erkennt er, dass er nur das weitergeben kann, was Gott den Menschen zur Verfügung gestellt hat. Auch er ist abhängig von Gottes Gaben und von Gottes Segen – wie jeder anderer Mensch.

Durch David erhält Gott all die Attribute eines großen Königs zugesprochen: Majestät, Gewalt, Herrlichkeit, Sieg und Hoheit. Was sterbliche Herrschende für eine Zeit beanspruchen, schützen und am Ende wieder abgeben müssen, für Gott gilt es in Ewigkeit. Auf ihn richtet sich das Vertrauen der Kleinen, auf seine Macht trauen die Ohnmächtigen, auf seinen Sieg sehen die Verlierer. Das ist naheliegend. Aber nicht nur sie, auch ein mächtiger König wie David erkennt deutlich seine eigenen Grenzen und lobt den ewigen, mächtigen Gott.

Um Gott zu loben, braucht man sich nicht besonders klein zu fühlen. Um Gott zu preisen, kann man sich der eigene Begabungen bewusst sein und sie einsetzen. Und wenn wir Gott die Ehre geben, können wir gut in unseren Grenzen leben und verantwortlich handeln."

Bildquelle: pixabay"

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Mittwoch, den 18. Mai 2022

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

Der Urknall - die Theorie davon bringt mich jedes Mal an die Grenze meiner Vorstellungskraft. Nach dem Stand der Wissenschaft war am Anfang das Universum mit aller Materie der heutigen Sterne, Sonnen und Planeten in einem winzigen Punkt vereint, der sich plötzlich mit nahezu unendlicher Geschwindigkeit  ausgedehnt hat und immer noch ausdehnt.

Meine Frage, was wohl davor gewesen sein mag, erübrigt sich, weil in dem Moment des Anfangs erst die Zeit entstanden sei. Was wird danach sein? Wird die Zeit aufhören? Was ist der Raum, in den sich alles ausdehnt? Warum hat sich der Punkt ausgedehnt? Was gab den Anstoß?

Bei aller Wissenschaftlichkeit bleibt es jenseits dessen, was ich erfassen kann.

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“

(Johannes 1,1)

In der Losung für den heutigen Tag steht da im Griechischen „Logos“, was nicht nur Wort, sondern auch „Sinn“ und „Vernunft“ bedeutet und somit der heutigen Losung einen weiten Raum gibt.

Und in gewisser Weise beschreiben diese ersten Verse des Johannesevangeliums ebenfalls  einen „Urknall“, eher einen leisen, einen göttlichen. Wie übrigens auch jener andere Urknall entgegen seiner Bezeichnung wohl ganz leise abgelaufen ist.

Während sich das Universum in der Unendlichkeit verliert und auch die Vorstellung davon, setzt die alttestamentliche Losung einen festen Halt dagegen:

„Der Welt Grundfesten sind des Herrn, und er hat die Erde darauf gesetzt.“ (1. Samuel 2,8)

Selbst in Zeiten, wo für einen selber oder für die Welt alles aus den Fugen zu geraten scheint, bleibt die feste Zusage, dass SEINE Grundfesten, die Schutz und Geborgenheit auch in der Not bieten, Bestand haben.

Der Pfarrer und Lieddichter Arno Pötzsch hat diese Zuversicht 1941 unter den Kriegseindrücken sehr eindrücklich in ein Lied gefasst (EG 533):

Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand,

die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt.

Es münden alle Pfade durch Schicksal, Schuld und Tod

doch ein in Gottes Gnade trotz aller unsrer Not.

Wir sind von Gott umgeben auch hier in Raum und Zeit

und werden in ihm leben und sein in Ewigkeit.

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Mittwoch, den 11. Mai 2022

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

Können Worte einfach zur Erde fallen? Wenn sie zur Erde fallen, erinnern sie mich an Regentropfen, die den Boden feucht halten. Für die Erde ist es gut. Aber Worte, die auf die Erde fallen, erreichen nicht das Gegenüber. Mit meinen Worten möchte ich mein Gegenüber erreichen, etwas Gutes mitteilen oder Kritik vorbringen oder um Verständnis werben. Wenn sie ungehört auf die Erde fallen, werde ich enttäuscht...

Es zeichnet Samuel aus, dass er schon als Jugendlicher im Tempel Gottes Botschaft mitteilen konnte. Und diese wichtige Aufgabe blieb Samuel später erhalten. Was er im Namen Gottes sagte, erfüllte sich. Es heißt in der Losung des Tages: Samuel aber wuchs heran, und der HERR war mit ihm und ließ keines von allen seinen Worten zur Erde fallen.(1. Samuel 3, 19).

Es gab sicher viele Gründe, an den Worten Samuels zu zweifeln. Er hatte Kritiker. Denn Samuel hatte nicht nur gute Nachrichten zu überbringen. Und außerdem erfüllte sich nicht gleich, was er weitergegeben hatte. Erst im Nachhinein wurde allen Beteiligten deutlich, dass Samuel das angekündigt hatte, was sich in der Zukunft erfüllen sollte.

In diesen Monaten werden mir die Worte Gottes, die vom Frieden sprechen, besonders wichtig. Ich wünsche mir, dass diese Worte nicht ungehört zu Erde fallen, sondern dass sie zwischen den Menschen und Völkern an Wirkung gewinnen, dass Waffen schweigen und Friedensgespräche gesegnet werden. Mögen alle Worte, die für den Frieden werben, deutlich gehört werden. Und mögen Gottes Worte vom Frieden die Hoffnungen stärken.

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Mittwoch, den 4. Mai 2022

WORTmeldung von Pastor Christoph Rehbein

Wohl allen, die große Freude haben an Gottes Geboten!
Psalm 112,1

Im Judentum wird sogar ein Fest gefeiert, das solche Freude in Wort und Tanz zum Ausdruck bringt: es heißt Simchat Tora.

Christenmenschen tun sich da schwerer. Wir empfinden schon die Zehn Gebote als eine Aufgabe, an der wir täglich scheitern. Jeder Mensch redet mehrmals täglich falsch Zeugnis und am Feiertag kaufen wir in der Bäckerei ein, deren Angestellte doch auch mal frei haben sollten.

Der Heidelberger Theologe Gerd Theissen ist der Meinung, dies solle unter Christen reformierter Konfession anders sein. In einem Vortrag im Jubiläumsjahr des Heidelberger Katechismus 2013 bot er dazu einen provozierenden Vergleich auf. Bei den Lutherischen würden die Zehn Gebote als Spiegel unserer Verfehlungen im Flur hängen. Sie müssten da zuerst beschämt hineinschauen, bevor sie näher treten könnten.

Bei den Reformierten dagegen hinge der Dekalog als gerahmtes Bild in der guten Stube – wie ein Meisterbrief, der uns zeigt, wozu wir fähig sind.

Machen wir was daraus!

An dieser Stelle ausnahmsweise noch ein Veranstaltungstipp: die Gemeindeabende Reformiert heute am 6., 12. und 18. Mai, jeweils um 19 Uhr mit anschließendem Friedensgebet für die Ukraine.

Näheres in allen digitalen Medien und im aktuellen Gemeindeblatt.

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Mittwoch, den 27. April 2022

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

Haltet dem HERRN, eurem Gott, die Treue, so wie ihr es bisher getan habt.

Josua 23,8 (Gute Nachricht Bibel)

Nach unserer Israel-Gemeindereise vor Ostern, die mir noch sehr präsent ist, stehen mir die Beschreibungen der Wüstenwanderung des Volkes Israel viel plastischer vor Augen. Die Mühsal der langen Wanderung durch die Wüste, oft zu wenig Wasser, zu viel Hitze, die bange Frage, wie das verheißene Ziel gegen die vielen Widerstände erreicht werden kann.

Als Josua zur Treue auffordert, ist alles überwunden. Der Auftrag von Mose, der über den Jordan nach Westen schauen durfte, aber das Ziel nicht erreichen würde, ist vollendet. Die Menschen sind unter Josuas Leitung im verheißenen Land, in dem Milch und Honig fließt, angekommen. Alles ist gut gegangen. Es ist eingetroffen, was Gott seinem Volk zugesagt hat. Und nun?

An dieser Stelle finde ich die Übersetzung der Zürcher Bibel eindringlicher:

Ihr sollt festhalten am HERRN, eurem Gott, wie ihr es getan habt bis zum heutigen Tag.

So viel hat sich den letzten 3000 Jahren nicht geändert:

Es fällt leicht, sich an Gott zu erinnern, wenn die Lage schwierig ist. "Not lehrt beten", heißt es nicht umsonst.

Josuas Ermahnung passt heute genauso wie damals:

Wirf deinen Glauben nicht über Bord, wenn es dir gerade gut geht.

Gott begleitet dich in schweren Zeiten, er ist auch in guten Zeiten da.

Vergiss ihn nicht!

Mittwoch, den 20. April 2022

WORTmeldung von Pastor Christoph Rehbein

Der Israel zerstreut hat, der wird es auch wieder sammeln.

Jeremia 31,10

Die Erfüllung des Versprechens der Tageslosung steht noch aus. Im Brief an die Hebräer (Kapitel 4) habe ich neulich entdeckt: Die Redewendung zur Ruhe kommen ist von Luthers Bibelübersetzung geprägt – wie so viele Beispiele für schöne Sprache. Dort geht es um das Ziel, dass eines Tages alle Menschen sich in Gottes Sabbat-Ruhe mit einfinden können.

Gerade in bezug auf Israel wünschte ich das sehr. Das Land, auf dass zwei Völker Anspruch erheben, bebt vor Unruhe und Spannungen.

Als Wandergruppe in der Wüste haben wir davon in der Karwoche zum Glück wenig mitbekommen. Im Gegenteil: Ein junger israelischer Reiseleiter erzählte sehr lebendig von einer ostfriesischen Gruppe, die er kürzlich begleitete. Eines hatte ihn besonders beeindruckt: Die Wanderer haben, mitten in der Wüste eine Teezeremonie mit ihm veranstaltet. Sogar Kandis hatten sie dabei, allein die Sahne habe gefehlt. Was sie versäumt hatten, dem Guide zu erzählen, kann ich dann noch beisteuern: Dass die Sahne mit dem Schöpflöffel stets gegen den Uhrzeigersinn in die Tasse gegeben wird. Um richtig Pause zu machen und für einen Moment die Zeit anzuhalten.

Die Russen sollen doch auch ein Volk großer Teetrinker sein. Kann sich da nicht allmählich der Gedanke an einen Waffenstillstand durchsetzen? Zur Ruhe kommen, sich sammeln können – o Gott, lass unserer Welt bitte genau das widerfahren. Amen.

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Mittwoch, den 13. April 2022

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

Im Frühling wird ausgesät. Die Körner werden gewassert, mit Erde zugedeckt, sie ruhen und beginnen dann auszutreiben. In diesem Frühjahr behindert in der Ukraine der Krieg die wichtige Aussaat von Getreidekörnern und Sonnenblumenkernen. Auch in entfernten Regionen drohen Versorgungsengpässe. Jesus benutzte die Beobachtung von Saat und Wachsen, um sein Sterben und Auferstehen zu deuten. Im Johannesevangelium heißt es: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. (Joh. 12,24)

Dass das Sterben neues Leben bringen soll, konnten die trauernden Jünger nicht sehen. Sie sahen nur das Ende. „Wie soll da etwas Neues entstehen können?“ fragten sie sich. Aber der Vergleich mit dem Weizenkorn hilft weiterzusehen. Mit dieser Deutung erhält Jesu Sterben einen besonderen Sinn in einem größeren Zusammenhang. Sein Tod bringt Frucht. d.h. Er bleibt nicht im Grab. Er ermöglicht den Jüngern und Jüngerinnen Verstehen und neues Vertrauen. Es gibt einen Gewinn.

Wir befinden uns in der Karwoche. Übermorgen ist Karfreitag. Wir denken an Jesu Tod am Kreuz. Doch sein Tod ist nicht das Ende. Ostern wird er viele Menschen ermutigen, das Vertrauen auf Gott zu setzen und auf den Sieg der Gerechtigkeit zu vertrauen. Er traut der Jüngerschaft zu, dass sie auch anderen von ihrer Hoffnung auf Gerechtigkeit erzählen kann. So bringt sein Tod „viel Frucht“.

Ich bin froh und dankbar dafür, dass es diesen Vergleich mit dem Weizenkorn gibt. So kann ich leichter von Jesu Sterben und Tod erzählen. Das Weizenkorn stirbt, damit es eine neue Ernte geben kann, damit Menschen Jesu Anliegen weitertragen können. Diese Ernte wird auch in unserer Gegenwart sichtbar, wenn Menschen sich über alle Zweifel hinweg vertrauensvoll an Gott wenden und auf seinen Frieden für die Welt hoffen.

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Mittwoch, den 6 .April 2022

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

 

Wer bestimmt den Geist des HERRN, und welcher Ratgeber unterweist ihn?
Jesaja 40,13

 

Diese Fragen möchte ich in diesen Tagen spontan einem weltlichen Herrscher im Osten stellen:
Was bestimmt Deinen Geist? Deine Gedanken?
Wer ist Dein Ratgeber?
Wer rät Dir, Schulen, Krankenhäusern, Städte, Theater, Kirchen und Wohnungen zu zerstören? Was muss passieren, damit Du aufhörst Soldaten, Männer, Frauen und Kinder zu töten?

Der HERR, von dem Jesaja in der heutigen Lösung schreibt,
lässt sich nicht benutzen, um einen Krieg zu führen.

 

ER steht vielmehr auf der Seite eines verschleppten Volkes.
Auf Fürsten und Nationen legt ER keinen Wert. ER lässt sich mit unseren Maßstäben und Kategorien nicht messen und erfassen.
ER steht über den Dingen und entzieht sich unseren Erkenntnissen.
Wer sollte in der Lage sein, IHM zu raten?
ER ist weder bestechlich, noch boykottierbar.
ER ist nicht empfänglich für fake news.
ER lässt sich nicht kaufen und auch nicht benutzen, um Kriege zu führen.
Von keinem Menschen.

 

Gut ist, Werkzeug des einen, fürsorglichen Gottes zu sein, der nicht auf der Seite der Herrschenden und stets Siegreichen ist,
sondern auf der Seite der Müden und Schwachen, denen er neue Kraft geben will.

 

Es ist tröstlich, sich in diesen Zeiten auf das ganze Kapitel, aus dem die heutige Losung kommt, einzulassen: https://www.bibleserver.com/ZB/Jesaja40

 

O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes!
Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!
Römer 11,33

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Mittwoch, den 30. März 2022

WORTmeldung von Pastor Christoph Rehbein

Welche Geschichte aus der Bibel dem Maler Otto Pankok wohl vor Augen stand, als er dieses Bild unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1950 schuf?

Sein Titel lautet in künstlerischer Freiheit: Christus zerbricht das Gewehr.

Mir fällt dazu die dramatische Szene der Verhaftung Jesu ein, eine Etappe auf dem Weg ans Kreuz.

Der Evangelist Matthäus erinnert an einen kernigen Satz Jesu:

Alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen.             (Mt. 26, 52b)

Jesus weist damit einen seiner Begleiter zurecht, der mit seiner Waffe einem Knecht des obersten Priesters ein Ohr abgeschlagen hatte – im frischen Zorn über die Gefangennahme seines Lehrmeisters.

Aus dem Mund Jesu folgt noch eine Frage an den, der mit seinem Schwert zuschlägt:

Meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten und er würde mir nicht sogleich mehr als 12 Legionen Engel zur Seite stellen?                                                                         (Mt. 26, 53)

Jesus bedient sich hier eines militärischen Begriffs: Eine Legion, das sind etwa 5000 Soldaten.

Ich für mein Teil möchte Jesus bitten, seinen Gedanken wahrzumachen.

Mehr als sechzigtausend Boten Gottes an der Seite des Gewaltlosen?

An der Seite auch derer, die für einen Waffenstillstand in der Ukraine eintreten, zum Beispiel in Gestalt von orthodoxen Priestern und Gläubigen?

Das hätte was!

Das wäre auch eine realistische Zahl.

So stark könnte eine Bodentruppe von Gottesboten sicher dazu beitragen, die grausame Sprache heutiger Waffen zum Verstummen zu bringen.

Es wäre höchste Zeit.

 

Möge Jesu Klarheit mehr als eine Vision sein!

Wir treten durch unsere Gebete mit dafür ein.

Zurzeit jeden Mittwoch 19 Uhr in unserer Kirche.

Mittwoch, den 23. März 2022

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

Es lässt sich nicht alles planen. Es gibt positive Überraschungen. Gott sei Dank. So trifft sich ein Paar und verliebt sich auf den ersten Blick. Es gibt Wendungen in der beruflichen Tätigkeit. Die Stelle war ihr sicher, aber sie entdeckte zufällig einen ganz anderen Bereich. Sie sattelte um und die neue Aufgabe macht ihr viel mehr Spaß. Und zu den Treffen der Kirchengemeinde lassen sich viele wieder gern einladen. Genauso gibt es negative Ereignisse, die enttäuschen oder aus der Bahn werfen. Gott, hilf uns mit diesen Erfahrungen umzugehen. Wer hätte gedacht, dass der ehrenamtliche Einsatz so wenig erfolgreich war? Wer hätte mit der schlimmen Erkrankung des Freundes gerechnet? Und wer hätte erwartet, dass es wirklich zu einem Krieg in der Ukraine kommen würde. Nur die besonders sachkundigen Militärstrategen hatten diese Möglichkeit erwogen.

Es lässt sich nicht alles planen. Unser Tun ist nicht immer vernünftig. Unser Denken ist nicht immer gradlinig. Ängste und Wünschen nehmen Einfluss. Mit manchem Ereignis war einfach nicht zu rechnen. Wie gut, dass wir angesichts der schönen und bösen Überraschungen beten und uns an Gott wenden können.

Es lässt sich nicht alles planen. In der christlichen Gemeinde von Philippi kamen Männer und Frauen gern zusammen. Sie mussten sich Anfragen von außen und Zweifeln von innen stellen. Der Apostel Paulus wollte sie ermutigen auf das zu vertrauen, was sie von ihm gehört und geglaubt hatten: die gute Nachricht von Gottes Liebe. Paulus wünschte ihnen den Frieden Gottes, der umfassender ist als all ihre Vernunft und ihr bruchstückhaftes Verstehen. So sollten sie in die Zukunft gehen können. Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. (Philipper 4,7)

Es lässt sich nicht alles planen. Gottes Frieden ist auch umfassender als unser Denken und Verstehen, als unser Fragen und Antworten, als unsere Traurigkeit und unsere Wünsche. Wir geraten an die Grenzen unseres Denkens und Verstehens. Deshalb möge Gottes Friede unsere Herzen und unsere Gedanken bewahren. Möge er unsere Zuversicht erhalten in dieser schwierigen Zeit.

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Mittwoch, den 16. März 2022

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

Mir liegt die Tageslosung für den morgigen Tag nahe:

„Gedenke des ganzen Weges, den dich der Herr, dein Gott, geleitet hat diese vierzig Jahre in der Wüste, auf dass er dich demütigte und versuchte, damit kundwürde, was in deinem Herzen wäre.“ (5. Mose 8,2)

40 Jahre Wüstenwanderung durch alle Höhen und Tiefen! Wir waren im Februar nur mal einen Nachmittag lang gemeinsam unterwegs: hier in Norddeutschland auf dem Jakobsweg. Mal im Gespräch, mal schweigend, mal durch Matsch und über entwurzelte Bäume, mal dem Wind ausgesetzt, mal über Wege voller Pfützen, am Ende müde und hungrig, froh anzukommen in der Dämmerung: warmes Licht aus Kirchenfenstern, dann von Stille umfangen und Pause für die müden Beine.

Pilgerwege sind eigentlich wie unser Leben. Manche Wegstrecke ist im Sonnenschein und manchmal geht es einfach nicht geradeaus. Dann fehlt eine Markierung und man ist eigentlich zu müde, um die nächste Schritte zu tun. Der Weg scheint überhaupt zu weit, zu kalt, zu schwierig.

Überlege dir, was Du mitnimmst, damit es unterwegs nicht zu schwer wird, pack nur das Nötigste ein. Und such dir kein goldenes Kalb am Wegrand. Es hilft nicht, wenn Du stehenbleibst. Das Leben schreitet weiter fort, nichts kannst du festhalten, nichts wird bleiben, wie es jetzt gerade ist. Verlier das Ziel nicht aus den Augen, auch wenn der Weg unwegsam wird. Und vergiss nicht: du gehst nicht allein, auch wenn der Weg gerade schwierig scheint und der Wind ins Gesicht bläst und Krieg und Gewalt den Weg bedrohen.

Mir kommt ein Lied ins Ohr: Ich möchte, dass einer mit mir geht, der´s Leben kennt, der mich versteht…. (EG 209)

Jesus spricht: Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig: so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. (Matthäus 11,29)

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Mittwoch, den 9. März 2022

WORTmeldung von Pastor Christoph Rehbein

Ich möchte heute der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus das Wort geben - ich zitiere aus ihrem Statement zum Ukraine-Krieg:

„...Wir sind überzeugt: Waffengewalt wird Leid und Unrecht nur vergrößern. Auch jetzt darf das diplomatische Gespräch mit Russland nicht abreißen. Unsere Kirchen und Gemeinden werden über unsere ökumenischen Beziehungen weiter den Kontakt mit unseren Brüdern und Schwestern in Osteuropa halten. Die Kraft und der Wille zum Frieden muss nicht nur bei den Regierenden wachsen; es ist wichtig, dass sie auch bei denen gefördert werden, die regiert werden. Als Christinnen und Christen glauben wir:

Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern ein Gott des Friedens.

  1. Korinther 14,33

Wir weigern uns, zu glauben, dass keine Chancen mehr auf Verständigung und für einen gerechten Frieden bestehen. Wir beten für die Verantwortlichen auf allen Seiten um Einsicht und Besonnenheit, um Mut zur Umkehr und Gerechtigkeit und wir stehen ein für die Hoffnung auf neue Wege zu einem Miteinander der Völker, das berechtigte Interessen ausgleicht und zugleich geltendes Recht stärkt und bewahrt. Mit unseren Partnerkirchen in Russland und der Ukraine, in Polen und im Baltikum und mit allen Menschen guten Willens wissen wir uns versöhnt durch den Gott des Friedens. Wir rufen zu Gott:

Gib Frieden, Herr, wir bitten! Die Erde wartet sehr.

Es wird so viel gelitten, die Furcht wächst mehr und mehr...

Gib Mut zum Händereichen, zur Rede, die nicht lügt,

und mach aus uns ein Zeichen dafür, dass Friede siegt.                                             aus dem Ev. Gesangbuch, Lied 430 (Jürgen Henkys)

 

Anmerkung: Diese Lied singen wir zurzeit des Öfteren in unserem Abendgebet für den Frieden in der Ukraine. Jeden Mittwoch um 19h in unserer Kirche!

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Mittwoch, den 2. März 2022

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

Herr, unser Gott,

die Nachrichten vom russischen Angriff auf die Ukraine haben uns zutiefst erschreckt. Das hätten wir nicht erwartet. Das hätten wir nicht für möglich gehalten. Das hätten wir uns ganz anders gewünscht. Wir hätten uns mehr Einsicht und Geduld, mehr Diplomatie und Einfühlsamkeit in die Position des anderen gewünscht. Nun sind wir traurig, ängstlich und wütend.

Dir sagen wir unsere Angst vor den schlimmen Nachrichten heute und morgen, vor einer Ausweitung der Kampfhandlungen.

Dir sagen wir uns Sorgen um die vielen Menschen in der Ukraine, die aufgeschreckt und verzweifelt sind, die durch Angriffe bedroht werden: Alte und Kinder, Frauen und Männer.

Dir zeigen wir unsere Wut über den militärischen Angriff und unseren Ärger über die schwache Begründung, die Sachverhalte verfälscht.

Dir sagen wir unser Mitgefühl mit den vielen Flüchtenden. Wir verstehen sie.

Dich fragen wir, wie hat es so weit kommen können?

Dir sagen wir unsere Hoffnung, dass Soldaten sich Befehle zu schießen doch verweigern, dass die Not und das Elend der Zivilisten zum Einlenken führen, dass die Diplomatie nicht ruhen wird.

Herr, unser Gott, dir sagen wir unser Erschrecken, unsere Sorge, unsere Angst und unsere Hoffnung, Gib du dem Raum. Führe uns zusammen hier in der Kirche und an den vielen anderen Orten, an denen um Frieden gebeten wird. Lass deinen Geist des Friedens stark werden. Und lass die Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung wachsen. Amen.

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Mittwoch, den 23. Februar 2022

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

 "Wenn ich schaue allein auf deine Gebote, so werde ich nicht zuschanden." (Psalm 119,6)

 Beim ersten Lesen lässt mich die Losung für den heutigen Tag ratlos zurück. Klingt es nicht ein wenig aus der Zeit gefallen? Meine Kinder spricht es jedenfalls nicht an, wenn ich auf die Regeln, auf die Gebote der Familie, hinweise.

 Beim Lesen des ganzen Psalms stelle ich fest: der Psalm fasziniert mich. Er ist der längste aller Psalmen. Im Hebräischen ist er sorgsam strukturiert. In jedem Abschnitt beginnen die Verse mit dem gleichen Buchstaben und folgen so dem hebräischen Alphabet von Anfang bis Ende. Inhaltlich schwankt der Beter zwischen Nöten und Bedrängnis und Lob und Hingabe an die Gebote Gottes. In dem Psalm stehen so inhaltliche Unruhe einer klaren äußeren Struktur gegenüber.

 Das spiegelt wider, was Gebote auch für uns heute ausmachen: wo sonst Chaos herrschen würde, geben sie Struktur.

 Ich denke nochmal an die eigenen Kinder. Ihnen gibt man Gebote, um ihr Chaos zu ordnen, um Halt zu geben und sie langfristig auf dem richtigen Weg zu begleiten. Grenzen zu setzen, ist dabei auch ein Ausdruck von Liebe und Fürsorge.

 Gebote geben und Gebote beachten sind Eckpunkte, dass man einander nicht egal ist. Sie sind das Gegenteil von Beliebigkeit.

 Ich suche, was heute Gebot sein kann, um die Richtung nicht zu verlieren, und halte mich mal einfach an die Frage: „Was würde Jesus dazu sagen?“

 Diese Frage hat übrigens den Pfarrer Martin Niemöller geprägt, Begründer des Pfarrernotbundes, Hitlers persönlicher Gefangener, späterer Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und Aktivist der Friedensbewegung. Er entdeckte ihn, als er seinen Vater, einen Pfarrer, zu einem Krankenbesuch bei einem Textilarbeiter begleitete. Da stand mit Glasperlen auf ein Samtkissen gestickt: „Was würde Jesus dazu sagen?“. Das wurde sein Leitmotiv.

 Und Jesus hat ja tatsächlich eine Antwort auf die Frage nach dem höchsten Gebot, die gar nicht so kompliziert klingt:

 „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand. Dies ist das höchste und erste Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich: Du sollst Deinen Nächstes lieben wie dich selbst.“ (Mt 22,37-39)

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Mittwoch, den 16. Februar 2022

WORTmeldung von Pastor Christoph Rehbein

Neulich habe ich Hartmut besucht. Vergnügter Senior in hessischer Kleinstadt, Cousin meiner Mutter. Er zeigte mir ein Schriftstück seines Großvaters. Meines Uropas, der leider schon kurz nach meiner Geburt verstarb. Ich hätte ihn gern kennengelernt, schon allein um dieser unglaublich exakten Handschrift willen. Habe ich von ihm geerbt, dass ich bis heute lieber mit der Hand als mit der Maschine schreibe? Ich finde das persönlicher.

Vielleicht ist es eine gute Möglichkeit, Jesus einmal anders zu bezeichnen denn als „Gottes Sohn“. Jesus ist die Handschrift Gottes. Er steht für Gottes Wort ein, voll und ganz, mit Leib und Seele, markant und unverwechselbar. Ich denke, das kommt auch im neutestamentlichen Lehrtext zur Losung des morgigen Donnerstags zum Ausdruck.

Jesus sagt denen, die ihm folgen wollen:

Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.

Johannes 8,31-32

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Mittwoch, den 19. Januar 2022

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

Wie ist das mit der Achtung und der Wertschätzung? Sie achtet den anderen und möchte dieselbe Achtung für sich. So können sie einander auf Augenhöhe begegnen. Er fordert die Wertschätzung ein und ist verärgert, wenn sie ausbleibt. Dann müssen die beiden erst wieder zu einer gemeinsamen Basis finden. Aber öfter ist es erschwert durch unterschiedliche Voraussetzungen: auf der einen Seite sind die alte Hasen, auf der anderen Seite die Neulinge. Es gibt lautere und leisere Typen. Es gibt Statusunterschiede. Und ganz unten? In der Stadt beobachte ich eine Frau in einem Hauseingang mit all ihrem Besitz in einem Einkaufswagen, vor sich eine Schale für Münzen. Sie schaut auf den Boden. Kein Blickkontakt. Nur ein Aufsehen, wenn eine Münze in die Schale fällt. Aber eine Begegnung auf Augenhöhe kann nicht gelingen.

Die Tageslosung warnt vor einem geringschätzigen Verhalten gegenüber den Armen. Und sie warnt vor Schadenfreude. Es ist die Warnung eines barmherzigen Menschen vor unbarmherzigem Tun. In Sprüche 17,5 steht: Wer den Armen verspottet, verhöhnt dessen Schöpfer und wer sich über eines anderen Unglück freut, wird nicht ungestraft bleiben.

Der Spott wird nicht einfach verboten, denn er kommt zu oft vor. Und es wird nicht nur an das Mitgefühl appelliert, denn auch Schadenfreude ist verbreitet. Vielmehr wird ein größerer Zusammenhang gesehen: hinter dem Armen steht sein Schöpfer und auf meine Schadenfreude folgt doch oft auch ein eigenen Schaden. Vielleicht hätte die Tageslosung auch einfach zu mehr Achtung und Wertschätzung auffordern können? Aber so wird doch der Rahmen des menschlichen Handeln bewusst: dem Schöpfer verdanken wir so viel. Und wenn wir Schweres durchmachen, hilft uns vor allem Solidarität.

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Mittwoch, den 12. Januar 2022

WORTmeldung von Pastor Christoph Rehbein

Vor einigen Wochen war ich in einer mir noch unbekannten Kirche in Hessen.

Unser Sohn ist dabei und zeigt mir dieses laminierte Gebet. Es beeindruckt ihn so, dass er eine Kerze dazu anzündet. Ich tue es ihm gleich. Und ich denke: Wie schön, dass es nicht nur reformierte Kirchen gibt. So sehr ich unsere Aufgeräumtheit liebe – ich mag auch Kerzenlicht!

Na klar, ich kenne die theologischen Begründungen, dass Reformierte nur im Advent Kerzen haben, oder ausnahmsweise bei Taufen: Ende des Opferkultes, keine „unnatürliche Feierlichkeit“, da unsere Kirchen Orte mitten in der Welt sind...

Aber an jenem Tag leuchtet sie mir stärker ein, im wahrsten Sinn des Wortes: die Kerze, die ich anzünden und in den Sand stecken kann. Ein einfaches Ritual – es begleitet mein Innehalten, mein Nachsprechen des Gebetes.

Hilf mir, in deinem Licht meinen Weg durch den Tag zu gehen. Amen.

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Mittwoch, den 5. Januar 2022

WORTmeldung von Pastorin Elisabeth Griemsmann

Das neue Jahr ist erst wenige Tage alt. In diesen Tagen haben wir Frühlingstemperaturen erlebt und Schneeregen. Wir haben Entspannung bei den Inzidenzzahlen gesehen und den Anstieg der letzten Tage beobachtet. Wir genießen die Ruhe der letzten Ferientage und fragen uns besorgt, wie es in den Schulen wieder beginnen wird. Wir räumen traurig die Weihnachtsdekoration zur Seite und trösten uns mit dem Kauf von Frühlingsblumen. Besuche in Krankenhäusern müssen wegen der Infektionsgefahr verschoben werden, aber Telefonate sind weiterhin möglich. Der Aufbruch ins neue Jahr wird durch das Hin und Her ausgebremst. Da wünsche ich mir ermutigende Worte, die mich zuversichtlich stimmen.

In der Tageslosung geht es um Gottes Zuwendung. Mose hörte diese Worte am Sinai, als er zwischen Gott und dem Volk Israel vermittelte. Eigentlich hatte er sich noch mehr erhofft, nämlich Gottes Angesicht zu sehen. Aber Gott schützte ihn von den fatalen Folgen eines solchen Sehens und versprach ihm seine Gnade und sein Erbarmen. Der HERR spricht: Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich. (2.Mose 33,19). War Mose enttäuscht? Gott sagte ihm, was möglich ist und was unmöglich ist. Und Gott kündigte an, was Er möglich machen wollte, nämlich seine Gnade und sein Erbarmen zu zeigen.

Gottes Zuwendung brauchen wir in diesen Tagen. Mancher Wunsch lässt sich nicht erfüllen und manche Hoffnung muss korrigiert werden, aber wenn Gott uns seine Gnade schenkt, hilft es, geduldiger zu sein. Und wenn Gott barmherzig ist, können auch wir barmherzig sein – mit all den anderen und auch mit uns selbst. Mose wird daran erinnert, wie klein er als Mensch ist angesichts des großen Gottes. Aber der große, allmächtige Gott ist nicht unberührt von Sorgen und Hoffnungen der Menschen. Der ewige Gott will uns in unserer Zeit begegnen. Er macht das Kleine groß. Das konnten wir Weihnachten hören. Das können wir ins neue Jahr mitnehmen. So wird unsere Zuversicht wachsen.

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Mittwoch, den 20. Oktober 2021

WORTmeldung von Dr. Birgit Hoffmann-Castendiek, Vorsitzende des Presbyteriums

Die Losung für den heutigen Tag ist mal wieder so Vers in der Bibel, über den ich stolpere:
„Der HERR sprach: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf“. (1. Mose 8,21)

Er steht in der Geschichte von Noah, nachdem Sintflut zurückgegangen ist, Noah mit seiner Familie und den Tieren die Arche verlassen hat und das Leben auf der Erde wieder beginnt.
Pädagogisch gesehen, als Mutter von herangewachsenen Kindern, ruft dieser Vers bei mir Widerspruch hervor. Mit der Einstellung kann ich nicht an Erziehung herangehen! Wie soll ich mit dieser negativen Erwartungshaltung eine positive Entwicklung anregen? Er passt so gar nicht in die heutige Zeit. Wahrscheinlich taucht dieser Vers deswegen auch in keiner Kinderbibel auf.
Aber an dieser Stelle darf man nicht aufhören zu lesen! Die Beziehung zwischen Gott und Menschen nimmt nun eine Wendung und wird ganz erwachsen. Sie erinnert mich ein weiteres Mal daran, wie es ist, wenn Kinder größer werden und ihr eigenes Leben aufbauen: man hört auf Grenzen zu setzen, zu tadeln, Regeln aufzustellen, Wege vorzuschreiben und Hausaufgaben zu kontrollieren. Es kommt stattdessen das ermunternde „Dafür bist Du jetzt selbst verantwortlich“ und „Das ist jetzt Deine Aufgabe, nimm es selber in die Hand“. Aber auch ein “Tu, was Du nicht lassen kannst, aber beschwer Dich nicht, wenn es schiefgeht“ und ebenfalls „Ich werde mich in Zukunft aus Deinen Sachen heraushalten. Du musst es selber organisieren“.
Letztlich traut Gott den Menschen eine ganze Menge zu. Er übergibt die Erde mit allem, was auf ihr lebt, in die Verantwortung der Menschen und sagt zu, nicht mehr bestrafend einzugreifen.
Ein größeres Vertrauen könnte man seinen Kindern mit der Übergabe der Schöpfung kaum aussprechen!

Und dann blitzt da doch auch die elterliche Fürsorge auf, die anhält, auch wenn die Kinder ausgezogen sind, die Sorge, ob es Ihnen gut geht, wenn sie ihre eigenen Wege suchen. Es ist diese Zusage, dass Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht nicht aufhören werden und mündet in dem Bogen im Himmel als Zeichen des Bundes zwischen Gott und „allem Fleisch, das auf Erden ist“.

Es ist diese fortwährende und wohltuende elterliche Zusage: „Wenn Du mich brauchst, bin ich da“.

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