Predigt von Vikarin Sabine Schumacher über Jesaja 40,1-11 am 11. Dezember 2022 (3.Advent)


Guter Gott, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Weg.
Sprich du zu uns und stärke uns. Amen.

Wann haben Sie, hast Du zum letzten Mal eine Postkarte verschickt? Vielleicht hängen Zuhause am Kühlschrank oder an der Pinnwand auch einige Exemplare, die an Sie, an Dich adressiert sind.

Ich mag dieses freudige Überraschungsmoment am Briefkasten, wenn jemand an mich gedacht hat und persönliche Post ankommt. Auf so einer Karte sind meist warme Worte und liebe Grüße.

Jetzt zur Advents- und Weihnachtszeit häufen sich die Postsendungen.
Ich wünsche uns allen, dass wir in den kommenden Tagen und Wochen von einer ermutigenden Postkarte oder einem lieben Weihnachtsbrief überrascht werden.

Auch unser Predigttext liest sich wie der Text einer Postkarte.
Eine Nachricht an Menschen, die mit Gott unterwegs sind, die ihre Fragen stellen und von ihm weitererzählen. Eine Ankündigung von Gottes Kommen in diese Welt.  

Ursprünglich wahrscheinlich verfasst für das jüdische Volk zum Ende ihrer Gefangenschaft in Babylon etwa 530 v. Chr. Die Rückkehr in ihre Heimat steht endlich bevor. Ein neuer Weg, eine neue Zeit wartet auf sie, gemeinsam mit ihrem Gott.

Ich lese aus Jesaja 40,1-11:
1»Tröstet, tröstet mein Volk!«, spricht euer Gott.
2Redet herzlich mit Jerusalem, sagt über die Stadt: »Ihre Leidenszeit ist zu Ende, ihre Schuld ist restlos abgezahlt. Denn für all ihre Vergehen wurde sie vom Herrn doppelt bestraft.«

3Eine Stimme ruft: »Bahnt in der Wüste einen Weg für den Herrn! Ebnet unserem Gott in der Steppe eine Straße! 4 Alle Täler sollen aufgefüllt werden, Berge und Hügel abgetragen. Das wellige Gelände soll eben werden und das hügelige Land flach. 5Der Herr wird in seiner Herrlichkeit erscheinen, alle Menschen miteinander werden es sehen. Denn der Herr selbst hat es gesagt.«

6Eine Stimme spricht: »Verkünde!« Ich fragte: »Was soll ich verkünden? Alle Menschen sind doch wie Gras. In ihrer ganzen Schönheit gleichen sie den Blumen auf dem Feld.
7Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, wenn der Wind des Herrn darüber weht. Nichts als Gras ist das Volk!« 8»Ja, das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt für alle Zeit.«

9Steig auf einen hohen Berg, du Freudenbotin für die Stadt Zion! Verkünde deine Botschaft mit kraftvoller Stimme, du Freudenbotin für Jerusalem! Verkünde sie, hab keine Angst! Sprich zu den Städten Judas: »Seht, da kommt euer Gott!
10Seht, Gott, der Herr! Er kommt mit aller Macht und herrscht mit starker Hand. Seht, mit ihm kommt sein Volk! Die er befreit hat, ziehen vor ihm her.
11Wie ein Hirte weidet er seine Herde: Die Lämmer nimmt er auf seinen Arm und trägt sie an seiner Brust. Die Muttertiere führt er sicher.«

Eine hoffnungsvolle Nachricht mit Impulsen zum Glauben, zum frohen Erwarten, zum Weiterdenken, zum Weiterzählen. Ein vollgepackter, sehr bildhafter Text. Wenn ich mir vorstelle zu diesen Versen eine Postkarte zu entwerfen, dann wären da sehr unterschiedliche Motive auswählbar. Da könnten wir eine ganze Postkartenkollektion entwerfen.

Schauen wir uns diese Bilder Stück für Stück mal genauer an und überlegen, welche Botschaft auch für uns darin zu finden ist. Ich lese noch einmal die Verse 3-5 und lade dazu ein, mal zu schauen, welche Bilder sich da innerlich auftun.

3Eine Stimme ruft: »Bahnt in der Wüste einen Weg für den Herrn! Ebnet unserem Gott in der Steppe eine Straße! 4 Alle Täler sollen aufgefüllt werden, Berge und Hügel abgetragen. Das wellige Gelände soll eben werden und das hügelige Land flach. 5Der Herr wird in seiner Herrlichkeit erscheinen, alle Menschen miteinander werden es sehen. Denn der Herr selbst hat es gesagt.«

Hier ruft einer „Bahnt einen Weg unserem Gott“
Wir singen „Macht hoch die Tür, es kommt der Herr der Herrlichkeit, der Heil und Leben mit sich bringt!“

Da ist eine begründete Hoffnung: Gott kommt und verändert unsere Welt.
Da ist eine wachsende Sehnsucht: Gott kommt und alles gerät in Bewegung, es muss nichts mehr beim Alten bleiben.
Da ist der tiefe Wunsch: Nimm unsere Untiefen an, das zerstörte Land und richte du neu auf. Begleite und leite du.

Mit dieser Aufforderung von Gott zu erzählen, setzt sich der Verfasser der Zeilen auseinander. Er fragt nach der eigenen Motivation zu diesem Auftrag.
In den Versen 6-9 tut er dies mit einem eigenen bildlichen Vergleich:
6Eine Stimme spricht: »Verkünde!« Ich fragte: »Was soll ich verkünden? Alle Menschen sind doch wie Gras.
In ihrer ganzen Schönheit gleichen sie den Blumen auf dem Feld.
7Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, wenn der Wind des Herrn darüber weht. Nichts als Gras ist das Volk!« 8»Ja, das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt für alle Zeit.«

Eben noch imposante Bilder, was durch Gottes Kommen alles in Bewegung gesetzt wird. Jetzt eine starke Anfrage: Vom Gefühl mit Gott Berge versetzen zu können nun auf dem Boden der eigenen Selbstzweifel…
Geht das? Hat das irgendeinen Wert? Alles ist doch so schnelllebig, unbeständig und vergeht wieder. Viel Arbeit, wenig Nutzen. In all diesem deprimiert anmutenden Frust besinnt er sich: Gegen all dies vergängliche steht Gottes Wort fest. Seine Zusagen. Gerade im Buch Jesaja hören wir davon, Gottes Wort, er selbst spricht bildhaft und konkret zu uns:
„Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“ Jesaja 66,13
„Ich gebe den Müden Kraft und Stärke den Unvermögenden, die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sei auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden“ Jesaja 40,29ff
„Fürchte dich nicht, ich bin mit dir, weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit“ Jesaja 41,10

Das sind guten Nachrichten, die uns tragen können. Der Zuspruch von Gottes Handeln bei uns in dieser Welt. Der Predigttext fordert uns auf davon weiterzuerzählen. Unsere Hoffnung und Zuversicht selbstbewusst weiterzugeben.

So frage ich mich in all diesen Bildern und Postkartenmotiven:
Welche Nachricht schreiben wir auf unsere Advents- und Weihnachtspostkarten? Welche Geschichte von Gottes Kommen in diese Welt können wir erzählen?
Was ist unsere Botschaft in dieser Dezemberzeit?

In den Zeilen heißt es weiter:
9Steig auf einen hohen Berg, du Freudenbotin für die Stadt Zion! Verkünde deine Botschaft mit kraftvoller Stimme, du Freudenbotin für Jerusalem! Verkünde sie, hab keine Angst! Sprich zu den Städten Judas: »Seht, da kommt euer Gott!

Hier sind abstraktere Bilder für unsere Postkarten gefragt. Zum Beispiel eine Frau mit einem Megafon, sie ruft mit lauter Stimme: „Fürchtet euch nicht“ Sie ist eine Botin, die nach vorne zeigt und selbstbewusst ausruft „Seht, da kommt euer Gott“

Sie wirkt trotzig selbstbewusst. Sie strahlt Zuversicht aus, denn sie glaubt den Worten, die sie dort weitergibt. Das nicht aus einer fröhlichen Laune heraus, sondern weil sie im Leid, im Exil, in vielem Beschwerlichem, Düsterem Gottes Kraft in ihrem Leben und in ihrem Umfeld erfahren hat. So eine große Sache kann sie nicht für sich behalten. So ein Veränderungspotenzial, so ein fürsorglicher und barmherziger Gott. Das muss raus in die Welt!

Also wieder der Auftrag zu verkündigen, weiterzuerzählen davon, dass Gott kommt und wir keine Angst haben müssen.

Ich gebe zu, so ein lauter Rufer in der Fußgängerzone der den Leuten hinterherruft „Fürchtet euch nicht, Jesus kommt in diese Welt“ der macht mich unruhig, wahrscheinlich ist da auch etwas Fremdscham dabei. „Was sollen die Leute bloß denken?“ „Wir Christenmenschen sind doch keine Spinner, das verschreckt doch nur“

Und dann denke ich an einen Weihnachtsmarktstand an der Marktkirche. An die selbstbewussten Mitarbeitenden, die laut, froh und unbeschwert von ihrem Keramikteller erzählen. Da steht meistens eine kleine Traube von Menschen und ist fasziniert davon, wie dort Ingwer oder Knoblauch in kleinste Stücke zerlegt wird. Mich haben sie schon  überzeugt einen zu kaufen. Ich bewundere diese selbstsichere fröhliche Werbung. Das ist stimmig. Das passt.

So provoziert mich der Text und ich will dabei nicht stehen bleiben.
Vielmehr stellt sich die Frage:
Was ist unsere Art und Weise in diesen Tagen von der frohen Botschaft weiterzusagen, dass Gott in diese Welt gekommen ist und für uns da ist? Was ist unsere ganz eigene Form als Freudenbotinnen und Boten unseren Glauben im Advent zu leben und diesen sichtbar werden zu lassen?

Der Verfasser des Predigttexts hat für sich eine Antwort gefunden. Zuletzt in den Versen 10-11 lesen wir, wie er von dieser Botschaft, dem lebendigen Gott erzählt. Er benutzt ganz konkrete Bilder, um Gottes Fürsorge und Begleitung zu beschreiben.

10Seht, Gott, der Herr! Er kommt mit aller Macht und herrscht mit starker Hand. Seht, mit ihm kommt sein Volk! Die er befreit hat, ziehen vor ihm her.
11Wie ein Hirte weidet er seine Herde: Die Lämmer nimmt er auf seinen Arm und trägt sie an seiner Brust. Die Muttertiere führt er sicher.«

Ich sehe innerlich eine große Volksmenge, die sicher und gewiss ihren Weg zieht, denn es bleibt nicht bei einer Ankündigung. Da ist er, Gott selbst. Stark, zugewandt. Er führt in eine befreite Zukunft. Gottes Kommen hat Konsequenzen. Es wirkt kraftvoll. Und es bleibt nicht abstrakt, sondern wird mit dem wahrscheinlich von all diesen Bildern am meist genutzten Postkartenmotiv konkret: Ein Hirte, der sich fürsorglich um seine Schafe kümmert. Egal, ob es sich um das kleine Neugeborene handelt oder das Leittier in der Herde, das begleitet und unterstützt wird.

Vielleicht ist Ihnen dieses Bild selbst schon zum Trost geworden. Vielleicht ist es Dir auch ein wenig zu weit weg oder schon zu häufig benutzt worden.

So komme ich zum Schluss nochmal auf unsere eigenen Postkartenmotive und Nachrichten zur Advents- und Weihnachtszeit zurück. Welches Bild hat Sie angesprochen, welches Postkartenmotiv aus dem Text möchtest du mitnehmen?

An den Seiten der Kirche hängen ganz verschiedene Postkarten. Ich lade Sie und Dich herzlich ein, während des folgenden Instrumentalstücks nochmal weiterzudenken:
Was ist Ihre Art und Weise in diesen Tagen von der frohen Botschaft weiterzusagen, dass Gott in diese Welt gekommen ist und für uns da ist?
Was ist Deine ganz eigene Form als Freudenbote oder Freudenbotin deinen Glauben im Advent zu leben und diesen sichtbar werden zu lassen?

Nehmt gern eine Postkarte mit. Vielleicht schreibt ihr später darauf, was es für euch bedeutet, dass Gott sich auf den Weg in diese Welt macht.
Vielleicht schickt ihr eine ermutigende Nachricht an einen lieben Mitmenschen und erzählt von der Hoffnung und Zuversicht, die uns Gott in diesen Tagen ganz besonders schenken möchte.

Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, bewahre unsere Herzen und unsere Gedanken in Christus Jesus.