Kurzpredigt im Anschluss an die Lesung aus Matthäus 26,36-46

In einem alten Glaubensbekenntnis der Kirche wird von Jesus gesagt: Er war beides, wahrer Mensch und wahrer Gott. Man nannte das theologisch die Zweinaturen Lehre. Und hat sich viele Gedanken darüber gemacht. Gedanken, die uns heute zu kompliziert und zu abständig sind. Von Jesus Christus würden wohl die meisten von uns sagen: Er war ein sehr besonderer Mensch. Sicher mehr als der ganz normale Jesus von Nazareth. Christus, der Messias, der Erlöser in diesem Sinn: Er ist mit seinem Leben und Sterben dem am nächsten gekommen, was Gott vom Menschen will. Dass wir uns nicht hassen, sondern lieben. Nicht Krieg führen, sondern den Frieden lernen. Mit der ganzen Schöpfung.

Und hier, im Garten Gethsemane, in seiner Todesangst, wird Jesus für uns greifbar. Kommt uns nah, ist aus Fleisch und Blut. Mit Zittern und Zagen. Als wahrer Mensch. Und gleichzeitig voll göttlichem Geist! Denn am Ende kann er sagen: Ich gehe meinen Weg zuende. Durch das Leiden hindurch: Steht auf, lasst uns gehen!

Wir feiern jetzt das Abendmahl zu seinem Gedächtnis. Empfangen das Brot und die Frucht des Weinstocks als gewisse Wahrzeichen. So sagt es der Heidelberger Katechismus im Gefolge von Zwingli und Calvin. Wir glauben nicht, dass Jesus selbst in Brot und Wein enthalten ist. Sie kennen den Unterschied zwischen: „Das ist der Leib“ (Luther) und „das bedeutet“ – so der nüchterne reformierte Zwingli. Heute hat sich die rationale Auffassung weitgehend durchgesetzt. Zwingli sagt: Der wahre Mensch Jesus kann anders als Gott Vater nicht überall sein. Er sitzt jetzt nachösterlich zur Rechten Gottes. Und wird so eines Tages wiederkommen!

In der Feier des Abendmahls ist er nur symbolisch da – als gewisses Wahrzeichen. Aber was heißt schon „nur“? Ein großer jüdischer Gelehrter, der Baal Schem Tow, hat einmal gesagt, so steht es im Talmud: Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung.

So erinnern wir uns nun. Denken an Jesus zurück, denken an das, was er in Gottes Namen für uns getan hat und noch immer tut. Dann kann genau das geschehen: In uns löst sich etwas. Wir kreisen nicht länger um uns selbst und unsere eigenen Fehlerhaftigkeit. Die Lösung, die Erlösung, können wir so beschreiben und empfinden: Im Namen Gottes, im Namen Jesu Christi feiern wir aufeinander bezogen das Abendmahl. Nicht einsam, sondern gemeinsam.

Und der Friede Gottes, der weiter reicht als alle menschliche Vernunft, der wird unsere Herzen und Sinne bewahren in Christus Jesus. Amen.