Liebe Gemeinde,
Der heutige Predigttext ist der Psalm 16.
Die Predigt ist im Rahmen meiner Ausbildung zur Predigenden im Ehrenamt entstanden.
Das Besondere am Psalm 16 ist, dass an seinem Ende zum ersten Mal im Alten Testament, in der Hebräischen Bibel, die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod anklingt.
Er ist wie eine „kleine Auferstehung“ - und das macht jetzt am Ende des Jahres Mut.
Zu allererst aber möchte ich Sie zum Verfasser des Psalms mitnehmen,
in die Situation, in der ihm Gedanken durch den Kopf gegangen sind, die in dieses Gebet eingeflossen sind.
Sie kennen das bestimmt:
Sie liegen abends im Bett und sind noch nicht eingeschlafen. Sie dösen vor sich hin, und die Gedanken beginnen zu wandern.
Wenn es mir so geht, dann denke ich oft an den zurückliegenden Tag, lasse manches Revue passieren, was gut gelaufen ist, was ich vielleicht gerne noch gesagt hätte, was mich geärgert hat oder auch, was ich vergessen haben zu erledigen.
Oft kommt in den Sinn, was am nächsten Tag anliegt.
Und manchmal habe ich vor dem Einschlafen die besten Ideen,… das kennen Sie bestimmt…den entscheidenden Gedanken, wie man einen Knoten auflöst oder ein Problem angeht, das bisher ungelöst im Kopf umherging. Dann kommt er. ….Und dann darf man die geniale Idee bis zum nächsten Morgen nicht vergessen.
Als Schlafmedizinerin, die ich in meinem Hauptberuf auch bin, kann ich Sie insofern beruhigen:
Dieses Nachbearbeiten des Tages, dieses Sinnieren über Gott und die Welt ist völlig unbedenklich, solange Sie nicht in ein quälendes, um sich kreisendes Grübeln im Bett verfallen, das Sie länger als 30 Minuten von Schlafen abhält.
Und so kann manches Mal dieses ruhige nächtliche Nachsinnen ausgesprochen fruchtbar werden.
Genauso mag es dem Beter des Psalms ergangen sein. Auch er hat nachts auf seinem Lager über Gott nachgedacht.
Ich lese jetzt den ganzen Psalm in der Übersetzung der Neuen Genfer Übersetzung:
1Ein Lehrpsalm Davids.
Bewahre mich, Gott,
denn bei dir finde ich Zuflucht!
2Ich sage zum Herrn: »Du bist der Herr.
Nur bei dir finde ich mein ganzes Glück!
Ich feue mich über alle,
die zu Gottes heiligem Volk gehören.
An ihnen zeigt sich Gottes Herrlichkeit.
4Die sich aber vor einem anderen Gott niederwerfen,
bereiten sich selbst zahlreiche Schmerzen.
Mit ihren Opfern –
dem Blut, das sie ihrem Gott darbringen,
will ich nichts zu tun haben.
Die Namen ihrer Götzen
will ich nicht in den Mund nehmen.
„Herr, du mein Besitz und Becher,
du hältst mein Los in Händen.
Auf schönes Land fiel mir die Messschnur,
mein Erbe gefällt mir wohl.“
7Ich preise den Herrn, der mich beraten hat,
auch des Nachts mahnt mich mein Inneres.
8Ich habe den Herrn stets vor Augen.
steht er mir zur Rechten, wanke ich nicht.
9Deshalb ist mein Herz voll Freude,
und ich kann aus tiefster Seele jubeln.
Auch mein Körper ruht in Sicherheit.
10Meine Seele wirst du nicht dem Totenreich überlassen,
mich, deinen treuen Diener, wirst du vor dem Grab verschonen.
11Du zeigst mir den Weg zum Leben.
Dort, wo du bist, gibt es Freude in Fülle;
⸂ungetrübtes⸃ Glück hält deine Hand ewig bereit.
Amen.
Liebe Gemeinde,
Oft hat dieser Psalm 16 seinen Platz in Trauergottesdiensten: Er vermittelt Trost.
In jüdischen Gemeinden wird er an Feiertagen zitiert, wenn an Verstorbene gedacht wird. Dann wird dieser Psalm dem traditionellen Trauergebet vorangestellt.
Denn der Psalm endet mit den Versen:
10Meine Seele wirst du nicht dem Totenreich überlassen,
mich, deinen treuen Diener, wirst du vor dem Grab verschonen.
11Du zeigst mir den Weg zum Leben.
Kommen wir aber zunächst zum Anfang des Psalms:
In der Neuen Genfer Übersetzung beginnt der 1. Vers des Psalms mit: „Ein Lehrpsalm Davids“. Auch andere Bibelübersetzungen mühen sich mit der Übersetzung des 1. Verses ab.
Im Hebräischen steht dort als Überschrift und Einleitung „Michtam David“.
„Michtam“ kann man im Deutschen nicht direkt übersetzen. Was ist ein „Michtam“?
„Michtam“ wird von jüdischen Gelehrten umschrieben als ein „Song of gold“ - ein Lied aus Gold, und zwar weil der ganze Psalm die ständige Gegenwart Gottes im Leben eines Menschen widerspiegelt.
Oder wie ein Rabbiner es ausdrückte: „ein Michtam ist wie Amulett, das man immer mit sich trägt.“ Das immer dicht am Körper ist.
Um herauszufinden, was dieses Amulett ausmacht, was die Gegenwärtigkeit Gottes für uns ausmacht, möchte ich mit Ihnen den Psalm Stück für Stück durchgehen.
Der Beter beginnt ganz vertrauensvoll:
Bewahre mich, Gott,
denn bei dir finde ich Zuflucht!
2Ich sage zum Herrn: »Du bist der Herr.
Nur bei dir finde ich mein ganzes Glück!
Erinnert Sie das an etwas?
Es ist die gleiche Vertrautheit, die uns aus dem Psalm 23 so gut bekannt ist:
„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nicht mangeln“.
Im „Du bist der Herr“ klingt aber auch das jüdische Glaubensbekenntnis an, das Schma Jisrael: „Höre, Israel! Der HERR, unser Gott, der HERR ist einzig, (5. Mose 6,4).
Es ist das Glaubensbekenntnis, mit dem ein jüdischer Mensch den Tag beginnt und den Abend endet. Es ist der erste Satz, den ein jüdisches Kind sprechen lernen soll und der letzte Satz, der auf den Lippen liegen soll beim Sterben: „Du bist der Herr, Du bist einzig.“
Der Beter des Psalmes beginnt sein Gebet also mit einem Bekenntnis seines Glaubens.
Das war auch damals nicht selbstverständlich, wie uns die nächsten Verse verraten:
Ich freue mich über alle,
die zu Gottes heiligem Volk gehören.
An ihnen zeigt sich Gottes Herrlichkeit.
4Die sich aber vor einem anderen Gott niederwerfen,
bereiten sich selbst zahlreiche Schmerzen.
Mit ihren Opfern –
dem Blut, das sie ihrem Gott darbringen,
will ich nichts zu tun haben.
Die Namen ihrer Götzen
will ich nicht in den Mund nehmen.
Aus anderen biblischen Texten wissen wir, dass der Glaube an den EINEN Gott auch damals nicht selbstverständlich war, dass Teile der Israeliten immer wieder andere Götter angebetet haben.
Heute ist es bei uns nicht viel anders.
Vor zwei Jahren wünschte ein ehemaliger Bundesminister eine kirchliche Trauung, obwohl er und seine Frau keine Kirchenmitglieder waren und kirchliche Werte ihnen eher fremd sind. Für eine ordentliche Spende[1] gewährte ihm die Kirchengemeinde die kirchliche Trauung als Kulisse.
Was ist dieses Ritual der kirchlichen Trauung für das Paar vor dem Hintergrund der selbstbekannten Kirchenferne?
Wenn man sich umschaut, bietet heutzutage auch sonst der Markt viel sonderbaren Kult: wir haben Konsumtempel, Wellnesstempel und Gesundheitstempel. InfluencerInnen auf Tictoc bekommen die Bedeutung zumindest einer kleineren Gottheit. Das Kümmern um den eigene Körper mit Fitness, Bodyperformance oder Spezialdiäten wird zu Religion gemacht. Auf Platz 1 - sagt das Internet - liegt übrigens gerade Clean Eating. Auf Platz 2: Detox-Diät. Gefolgt von Low-Carb-Diät auf Platz 3. Ganz abgesehen mal von der Abnehmspritze, die gerade ganz oben auf diversen Wunschzetteln gestanden hat.
Der Beter des Psalms bringt es mit seinen Worten zur Sprache: Leute hängen einem anderen Gott oder einem Mammon an und nutzen zugleich religiöse Rituale nach Belieben. Sie werfen sich nieder, sie opfern ihren Götzen. Aber die quälende Suche nach der Befriedigung ihrer Bedürfnisse bleibt letztlich unerfüllt. Der Markt produziert immer neue Trends. Menschen jagen rastlos von einem Trend der Selbstoptimierung zum nächsten - ein Wettlauf, den man nur verlieren kann. Es bleibt der Schmerz über die wunderschöne Welt der Illusion, die letztlich nicht erreicht wird ….oder zerrinnt, sobald man verharrt.
Der Psalmbeter, das geht aus den Versen hervor, hat im Tempel offensichtlich liturgische Aufgaben. Er will die Trankopfer dieser Leute nicht ausgießen und will mit ihnen nichts zu tun haben, ihren Namen nicht aussprechen…..- eine klare Abgrenzung.
Dann erfahren wir noch mehr über ihn:
„Herr, du mein Besitz und Becher,
du hältst mein Los in Händen.
Auf schönes Land fiel mir die Messschnur,
mein Erbe gefällt mir wohl.“
Es geht hier also um das Erbe, das der Beter erhalten hat. Gott hat sein Los in den Händen. Wir kennen diese Formulierungen, die etwas aus der Mode gekommen sind, wie zum Beispiel: „Sie hat ein schlechtes Los gezogen“, „Es ist sein oder es ist ihr Los, sich um die alten Eltern zu kümmern“. Ein Los sucht man sich nicht aus, es fällt einem als Erbe zu.
Der Psalmbeter hat als Erbe kein Land erhalten, wie es in der israelitischen Gesellschaft üblich war, sondern sein Erbbesitz ist Gott.
Um das zu verstehen, schauen wir auf den Stamm der Leviten, einem der 12 Stämme Israels:
Die Stammeltern Lea und Jakob hatten 12 Söhne. 11 Stämmen wurde jeweils ein Landstück im zukünftigen gelobten Land als Erbe zugesagt.
Lediglich dem Stamm Levi wurde kein Land zugeteilt.
Im 5. Buch Mose verkündet Gott:
Den levitischen Priestern gehört kein Stück Land.
Der ganze Stamm Levi soll keinen Anteil daran haben
und keinen Erbbesitz wie die anderen Israeliten.
(…)
Denn der Herr selbst ist sein Erbbesitz.
So hat er es ihm versprochen.
(…)
Den Stamm Levi hat der Herr, dein Gott, erwählt
unter allen deinen Stämmen. (5. Mose 18)
Der Psalmbeter bekennt beglückt, dass Gott sein Erbe ist. Er nimmt das Erbe dankbar an. Gott ist damit sein Lebensraum und seine Lebensgrundlage. Dieser Erbbesitz ist unveräußerbar und kostbar.
Und die Geschichte der Leviten geht tiefer und zeigt die Gnade der Vergebung. Die Leviten hatten nämlich hinterhältig alle Männer der Stadt Sichem getötet (Gen 34). Deshalb wurden sie vom Stammvater Jakob vor dessen Tod nicht gesegnet im Gegensatz zu den übrigen 11 Stämmen.
Ihnen wurde im 1. Buch Mose stattdessen ihre Zerstreuung angekündet (Gen 49,5).
Und gerade diesen Stamm, der aus allem anderen als frommen Musterknaben bestand, wählt Gott für seinen Tempeldienst aus. Sie sollen im Allerheiligsten wirken.….Ein ganz schön mutiges Sozialprojekt, finde ich.
Damit tritt zugleich tröstlich zutage, dass wir Menschen von Gott mit unseren Fehlern angenommen werden. Dass uns Aufgaben anvertraut werden, obwohl wir unsere Tiefen haben. Vor Gott müssen wir nicht perfekt performen. Gott ist nicht gnadenlos.
Er hat immer noch eine Aufgabe für uns.
Unser Psalmbeter geht über in den Jubel des Lebens:
„Ich preise den Herrn, der mich beraten hat,
auch des Nachts mahnt mich mein Inneres.“
Nun sind wir an dem Punkt, wo der Beter nachts im Bett seine Gedanken kreisen lässt und an Gott denkt. Wo der Text „mein Inneres“ übersetzt, steht im Hebräischen übrigens „Niere“. Ein wenig haben wir das auch in unserer Sprache: „Es geht mir an die Nieren“, das heißt ja: „Es berührt mich. Es geht mir ganz nahe“. Dem Beter geht Gott an die Nieren, bis ins Innerste. Er ist ihm präsent bei Tag und bei Nacht.
So betet er weiter:
„Allezeit habe ich den Herrn vor Augen,
steht er mir zur Rechten, wanke ich nicht.“
Dieser 8. Vers hat es in sich: Etwas genau vor Augen haben! Wir alle sagen es: „Ich habe es vor Augen.“ Der Beter hat Gott vor Augen. Er ist ihm sogar ein ständiges Gegenüber.
Dieser Vers hat damit im 18./19. Jahrhundert in einer Strömung des Judentums die Besonderheit der „Shiviti-Bilder“ hervorgebracht. Sie sind eine Meditationshilfe.
Im Blickmittelpunkt steht immer dieser Vers 8a, der wörtlich laute „Gesetzt habe ich den Herrn vor meine Augen allezeit“. Auf Hebräisch beginnt der Vers mit „Shiviti“, daher da Name. Kalligraphisch ist in einem „Shiviti“ immer auch der Psalm 67 eingebunden, mit dem um Segen gebeten wird.
Ich habe Ihnen einfach zwei Shiviti mitgebracht. Sie liegen hinten am Ausgang
So ein Shiviti soll den jüdischen Betenden helfen, sich ganz auf Gott zu konzentrieren, nur Gott vor Augen zu haben, von dem er sich zugleich kein Bildnis machen darf.
Auch wir suchen uns Zeichen von Gottes Anwesenheit. Hier im Gottesdienst ist es sonst die geöffnete Bibel auf dem Abendmahlstisch.
Zuhause mag für die einen wiederum die Bibel auf dem Nachttisch das Erinnerungszeichen sein, das Heft mit den Herrnhuter Losungen, für andere ein Anhänger oder andere Symbole, die uns an die Treue Gottes erinnern und die Gewissheit geben: „Ich bin in Gottes Hand. Gott sieht mich. Ich habe Gottes Präsenz in meinem Leben vor Augen.“
9Deshalb ist mein Herz voll Freude,
und ich kann aus tiefster Seele jubeln.
Auch mein Körper ruht in Sicherheit.
Dieser Dreiklang aus der Freude des Herzens, dem Jubel der Seele und der Sicherheit des Körpers beschreibt die vollkommene, die ganzheitliche Geborgenheit der eigenen Existenz in Gott.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, wenn Sie Todesanzeigen lesen. Meine Mutter hat immer die Zeitung von hinten gelesen, also immer bei den Todesanzeigen angefangen, die in unserem Lokalblatt immer auf der letzten Seite standen… Ich gebe zu, am Sonnabend halte ich es ebenso.
Oft finden sich Sprüche, die den Hinterbliebenen im Moment ein Trost sein sollen. Der folgende ist so einer, den ich oft lese:
„Du bist nicht mehr da, wo du warst, aber du bist überall, wo wir sind.“ Das Zitat stammt übrigens von Victor Hugo.
Taugt das wirklich für einen Trost?
Es mag ein Trost für diejenigen sein, die um einen geliebten Menschen trauern, dass der Mensch in der eigenen Erinnerung bleibt.
Ist das ein Trost für einen sterbenden Menschen? Ist es ein Trost für den eigenen Tod, der jeden/e von uns erwartet?
Ich war vor ein paar Monaten auf einer sehr großen Trauerfeier für einen langjährigen Lehrer. Es war eine atheistische Trauerfeier. Sie schloss mit den Worten des Redners: „Und am Ende gehen wir alle in das große Licht“
Ist das die Antwort, auf den Sinn und den Ziel unseres Lebens?
Mir lag damals die Gegenfrage auf den Lippen: „Ist das alles?“
Oder ist es doch eher die Antwort auf die Frage 1 des Heidelberger Katechismus, den wir als Bekenntnistext gehört haben? „Was ist mein einziger Trost im Leben wie im Sterben?“
Der Psalmbeter spricht es mit seinen Worten aus:
Du, Herr, wirst mich nicht der Totenwelt preisgeben!
Du wirst nicht zulassen, dass ich für immer im Grab ende;
denn ich halte in Treue zu dir!
Jesus, seine Jünger und die ersten Apostel, waren praktizierende Juden. Sie kannten die überlieferten Schriften in- und auswendig. Die Psalmen waren auch ihre Gebete.
Petrus zitiert genau diese Verse in der Apostelgeschichte und lehrt: Mit dem Bekenntnis zu Jesus kommt auch zu uns die Zusage auf ein Leben nach dem Tod.
Es ist noch eine Besonderheit in diesem Psalm: Der Beter steckt in keiner Todeskrise. Hier ist keine „Not-lehrt-Beten-Stimmung, sondern er betet so aus der Fülle seines Lebens.
Er blickt über den Rand seines Lebens hinaus und weiß sich auch im Tod bei Gott geborgen. Er erkennt, dass es keinen Raum außerhalb von Gott gibt, weder im Leben noch im Tod. Die Nähe Gottes ist immer da für ihn, ….und auch für uns, an jedem Ort, zu jeder Zeit, im Sterben und im Tod.
Diese Zuversicht mündet in Lebensfreude:
11Du zeigst mir den Weg des Lebens,
Freude in Fülle ist vor dir,
Wonne in deiner Rechten auf ewig.
Die Gewissheit, im Leben wie im Tod geborgen in Gott zu sein, gibt auch uns die Kraft, die Wege des Lebens zu bewältigen: Zeiten voller Freude und andere voller Sorgen, in Trauerzeiten und in Zeiten des Erfolgs, am Rande des Lebens und mittendrin. Wir sind damit nie allein.
Es ist aber noch mehr: Die Sicherheit für die eigene Zukunft über die Grenze des Lebens hinaus gibt jedem von uns die Freiheit, das Jetzt zu gestalten.
Es macht unabhängig von den Mächten, die das Weltgeschehen beherrschen oder gar bedrohen. Es macht Mut zu handeln. Wer sich des ewigen Lebens gewiss ist, für den verliert der Tod seine Bedrohung.
Was kann diese Zuversicht ausmachen?
Wir haben uns hier in Hannover anlässlich des Attentats auf Hitler am 20. Juli bei einer Taizé-Andacht mit Zeugnissen von Menschen im Widerstand auseinandergesetzt. Viele von ihnen bezahlten ihren Mut mit dem Leben.
Dabei hat sich mir ein Zitat des Gefängnispfarrers Dr. Karl Alt eingeprägt.
Dr. Karl Alt war von 1934 bis 1945 Gemeindepfarrer in München-Stadelheim. Er bekam die Aufgabe als Pfarrer auch die Gefangenen der benachbarten Justizvollzugsanstalt zu betreuen. In dieser dunklen Zeit unserer Geschichte hat er neben Straftätern viele politische Gefangene des Dritten Reiches betreut.
Hunderte von Menschen hat er vor ihrer Hinrichtung seelsorgerlich begleitet. Unter anderem auch die Geschwister Scholl vor deren Ermordung.
Seine Erinnerung an die Zeit als Gefängnispfarrer im Unrechtsstaat beschreibt er in dem Buch „Todeskandidaten“, das 1946 erschienen ist.
Sein Buch leitet er mit folgenden Worten ein:
„Wir sahen Menschen, die trotz Ketten und Kerkermauern wahrhaft frei waren,
die Allerfreiesten aber waren solche, die dem sicheren Tod ohne Entsetzen entgegensahen,
weil sie das Leben besaßen, das kein Tod töten kann.“
….ein Leben zu besitzen, das kein Tod töten kann…..genau das legt uns der Beter des Psalms an Herz und Nieren.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen
[1] https://chrismon.de/artikel/52843/christian-lindner-im-chrismon-interview-der-segen-war-mir-wichtig