Predigt zu Josua 3 am 12.01.2025 von Vikarin Sabine Schumacher
Verreisen Sie gerne? Dort an einem anderen Ort den Alltag vergessen, da sein wo es gut und schön ist.
Die eine Seite ist es, davon zu träumen, Prospekte wälzen und überlegen, wo der nächste Sommerurlaub hingehen kann. Das andere ist die Vorbereitung: Was kostet es, kann ich mir überhaupt die Zeit dafür nehmen? Und wenn es dann konkreter wird: Welchen Koffer nehme ich, was pack ich ein und je nachdem, ob wir mit der Bahn fahren, mit dem Auto oder sogar mit dem Flugzeug reisen, fällt zum Beispiel das Gepäck ganz unterschiedlich aus. Gerade, wenn man Flugzeug fliegt, hat man die Möglichkeit nur mit leichtem Handgepäck zu reisen oder genau maximal 23 Kilo für seine Koffer zu nutzen.
Und dann, wenn die 24 Kilomarke geknackt wird, wenn man überhaupt so viel mitnehmen will, was packen wir dann wieder aus? Was ist unhandlich und zu schwer für eine Bahnreise oder eine Rucksacktour? Wenn wir uns diese ganzen Vorbereitung anschauen und dann nach der Reise auch das ganze Wegräumen. Wäsche waschen usw. Es wird deutlich, so eine Reise braucht ganz schön an Vorbereitung und Übergangszeit. Auch mental, sonst steht man am schönsten Sandstrand und die Arbeitsmails sind immer noch viel zu präsent. Übergänge gestalten: Von einem Ort zum anderen.
Was brauchen wir um an einem anderen Ort gut anzukommen?
Darum geht es heute und um eine besondere Reise. Um einen besonderen Übergang. Wir hören vom Volk Israel. Wie es mit guter Vorbereitung endlich in das Land ihrer Träume und Hoffnung gelangt. Endlich. Nach vierzig Jahren Wüste geht es in ein neues bleibendes Zuhause. Der Weg führt über den Jordan. Ich lese aus Josua 3:
Und Josua sprach zum Volk: Heiligt euch, denn morgen wird der Herr Wunder tun in eurer Mitte. Und Josua sprach zu den Priestern: Hebt die Lade des Bundes auf, und zieht dem Volk voran. Und sie hoben die Lade des Bundes auf und gingen dem Volk voran. Und der Herr sprach zu Josua: Heute fange ich an, dich groß zu machen in den Augen ganz Israels, damit sie erkennen, dass ich mit dir sein werde, wie ich mit Mose war. Und du sollst den Priestern, die die Lade des Bundes tragen, gebieten: Wenn ihr an das Wasser des Jordan kommt, stellt euch im Jordan auf. Und Josua sprach zu den Israeliten: Kommt her und hört die Worte des Herrn, eures Gottes. Und Josua sprach: Daran sollt ihr erkennen, dass ein lebendiger Gott in eurer Mitte ist und dass er die Kanaaniter, die Hetiter, die Chiwwiter, die Perissiter, die Girgaschiter, die Amoriter und die Jebusiter vor euch vertreiben wird: Seht die Lade des Bundes, der Herr der ganzen Erde zieht vor euch her durch den Jordan!
Und die Priester, die die Lade trugen, den Bund des Herrn, standen unbeweglich mitten im Jordan auf dem Trockenen, und ganz Israel zog auf dem Trockenen hinüber, bis die ganze Nation den Jordan überschritten hatte.
Im Blick dieser Geschichte stellt sich die Frage: Was lernen wir hier für uns unsere Übergänge?
Übergänge ganz persönlich: Wenn es um eine Reise geht, wenn es um eine neue Schule, neue Berufs- oder Ehrenamtsperspektive oder hinein in eine neue Rolle geht: Als Großvater, Eltern, in den Ruhestand. Übergang vielleicht auch mit dem, was wir bewusst im alten Jahr gelassen haben. Was wir in diesem Jahr neu und anders gestalten wollen.
Und Übergänge auch gemeinsam als Gemeinde: Wir haben eine Vakanz, bei der wir nicht genau wissen, wann und wer in unser Team hier mit reinkommt. Wo wir überlegen, wie wir jetzt und dann Gemeinde gestalten. Es geht um die gute Vorbereitung und die bewusste Gestaltung von Übergängen. Was können wir von Josua und dem Volk Israel lernen und mitnehmen in unsere eigenen Koffer für unsere eigene Reise?
Vielleicht kennen Sie und ihr das Spiel „ich packe meinen Koffer“. Ein kleines Gedächtnistraining. Es kommen immer mehr Sachen in den Koffer, die man wiederholen und sich merken muss. Ein echter Kinderklassiker. Heute in der Predigt werde ich ausgehend von unserem Predigttext vier Sachen nehmen und in unsere Koffer packen. Für das vor uns liegende Jahr und unsere Themen.
1. Ich packe meinen Koffer und nehme mit: eine Portion Zeit.
Wenn wir genauer in den Kontext von Josua 3 schauen, dann sehen wir ein echtes Happening. Auf jeden Fall geeignet für ein Drehbuch eines fetten Blockbusters…
Bevor es überhaupt losgeht übernachtet das Volk drei Tage direkt am Jordan. Das ist kein schnelles Aufbrechen, Husch Husch. Das hat zu diesem Moment so lange gedauert. 40 Jahre Wüste. Das will bewusst gestaltet werden. Das Volk und alle die beteiligt sind, nehmen sich Zeit. Und Josua sagt zum Volk: Sorgt dafür, dass ihr heilig seid. Anders übersetzt heißt das: Reinigt euch und bereitet euch auf die Begegnung mit dem Herrn vor. Da muss alle Ablenkung, alles Hinderliche weichen.
Es ist ein Moment der Konzentration, der Erwartung und der Vorbereitung. Hier geht es nicht nur um äußere Ordnung, wer wann wo lang geht. Es geht vor allem um innere Ausrichtung. Das Volk soll sich bewusst machen, wer sie führt und was für ein gewaltiger Schritt bevorsteht. Diese drei Tage sind mehr als eine bloße Pause – sie sind ein Aufatmen, ein Nachdenken, ein Hören. Eine Zeit, um sich darauf einzustellen, dass Gott etwas Großes tun wird.
Wie gut, dass wir heute Morgen auch Zeit haben, um Innezuhalten, vielleicht auch heute Nachmittag. Es tut gut, ein Anhalten, ein Innehalten bewusst zu gestalten. Sich neu zu sortieren, den eigenen Gedanken und Gefühlen Zeit zu geben. Mir hilft es da ab und an stehen zu bleiben und fünfmal bewusst zu atmen. Oder aufschreiben. Oder mit Gott im Gebet gemeinsam wahlweise zu joggen oder spazieren.
Oftmals beschäftigen uns bei Übergangen die sichtbaren Themen: Welche Umzugskartons nehmen wir? Welche Medizin macht mich wieder fit? Wer übernimmt jetzt welchen Verantwortungsbereich, wenn da eine der Hauptpastores fehlt.
Ich glaube, wir brauchen auch eine Portion Zeit für unser Herz und unsere Sinne. Innere Vorbereitung für das was kommt, das Neue.
2. Ich packe meinen Koffer und nehme mit: eine Portion Zeit und Zuversicht.
Josua sagt zum Volk: Sorgt dafür, dass ihr heilig seid. Denn morgen, wird der Herr unter euch Wunder tun. Es soll nun tatsächlich geschehen. Und es geht nicht weiter ums zuschauen, hoffen oder abwarten. Und Action. Es geht los! Denn morgen! Um diese besondere Wegstrecke durch den Jordan auf sich zu nehmen, braucht es mehr als bloße Bereitschaft.
Es braucht Zuversicht – eine innere Haltung und Klarheit, die Hoffnung gibt. Die den Blick nach vorne richtet. Diese Zuversicht ist kein impulsives Handeln, sondern eine ruhige, bewusste Stärke. Sie basiert auf der Überzeugung, dass unsere Schwierigkeiten überwindbar sind. Zuversicht bedeutet, das Ziel fest im Auge zu behalten. Auch wenn der Weg dorthin ungewiss oder beschwerlich ist. Es ist ein Vertrauen darauf, dass Gottes Verheißungen wahr werden. Die Gewissheit, dass die Schritte ins Unbekannte nicht ins Leere führen. Dass wir nicht mehr Pakete aufgebürdet bekommen, als wir tragen können. Dass Gott selbst uns mit unserem Gepäck hilft. So wie wir es jeden Sonntag mit Psalm 68,6 bezeugen: „der uns mit unseren Lasten trägt“
Das Volk steht vor einem Wendepunkt: Die Schwelle vom Warten zum Handeln, vom Glauben zum Erleben. Diese Reise durch den Jordan wird ein Zeugnis dafür, dass Gottes Verheißungen wahr werden. Nicht durch bloßes Verharren, sondern durch den mutigen und zuversichtlichen Schritt ins Unbekannte.
Zuversicht. Das Wort habe ich just heute früh bei der Autofahrt nach Hannover auf einem frischen Wahlplakat entdeckt. Das ist von den Grünen. Da steht dick dieser Begriff. Wer hat es auch gesehen? Damit ist das sicherlich hier keine versteckte Wahlwerbung, aber wie gut wäre es, wenn sich alle Parteien mit Zuversicht im Herzen um die Gestaltung unserer Gesellschaft kümmern?
So wünsche ich uns mit unseren Aufgaben und Wegen, mutige und zuversichtliche Schritte. Darauf vertrauend, dass Gott den Weg ebnet.
3. Ich packe meinen Koffer und nehme mit: eine Portion Zeit und Zuversicht und eine Beglaubigung
Ja, das ist ein ungewöhnliches Wort. Damit macht aber das „Ich packe meinen Koffer“ Spiel umso mehr Spaß. Wenn man unerwartete, eher abwegige Dinge einpackt. Also jetzt eine Beglaubigung. Das ist ein zentrales Element in dieser Geschichte. Die Israeliten haben allen Grund zu zweifeln. Da ist eine riesige Lücke nach Mose. Immer noch sind sie auf der elendig langen Wüstenwanderung. Da ist schon eine neue Generation. Die kann sich gar nicht vorstellen, wie es ist nicht die ganze Zeit zu wandern. Josua hatte noch keine großen Referenzwerte. Er war zwar berufen, aber das hier ist sein erstes erlebtes Wunder. Gott bestätigt ihn vor dem Volk, indem er ihn in den Mittelpunkt seines Handelns stellt: „Heute fange ich an, dich groß zu machen in den Augen ganz Israels, damit sie erkennen, dass ich mit dir sein werde, wie ich mit Mose war.“ Es ist Gottes Art zu sagen: Josua ist mein Mann. Er ist kein bloßer Nachahmer von Mose, sondern ein Original, ein neuer Anführer, durch den ich meine Geschichte weiterschreibe.
Doch diese Beglaubigung geschieht nicht nur durch Worte, sondern durch Taten. Das Wunder am Jordan. Das Wasser, das weicht, sobald die Priester mit der Bundeslade den Fluss betreten. Das ist der sichtbare Beweis dafür, dass Gott mit Josua ist. Es ist faszinierend, dass Gottes Handeln hier nicht losgelöst vom menschlichen Handeln geschieht. Die Priester müssen die ersten Schritte ins Wasser wagen, bevor das Wunder eintritt. Es ist ein Zusammenspiel von dem, was Gott tut und dem Vertrauen der Menschen.
Was heißt das für uns heute?
Eine Beglaubigung, eine Bestätigung oder ein Nachweis, dass es gut wird: das wär was. Wir suchen Zeichen, die uns Sicherheit geben – sei es in Beziehungen, Entscheidungen oder Übergängen. Vielleicht fragen wir uns manchmal: Ist Gott wirklich mit uns? Gehen wir den richtigen Weg? Dann merke: Gott beglaubigt uns ebenfalls. Wahrscheinlich nicht durch ein spektakuläres Wunder wie am Jordan. Doch es kann genau so einschneidend empfunden werden: Sein „Ja“ zu uns. Seine Bestätigung und Bescheinigung: In der Taufe, durch seine Zusage: „Ich liebe dich und begleite dich.“ „Du bist mein lieber Sohn du bist meine geliebte Tochter. An dir habe ich Wohlgefallen!“ Die wirklichkeitsverändernde Kraft Gottes gilt allen, die getauft sind. Wie bei Josua und dem Volk Israel ist darauf Verlass. Gott handelt und ist mitten unter uns. Beglaubigung bedeutet: Der lebendige Gott sagt „Ja“ zu uns und geht mit.
4. Ich packe meinen Koffer und nehme mit: eine Portion Zeit und Zuversicht und eine Beglaubigung und einen Reiseführer.
Am Jordan gibt Josua dem Volk eine entscheidende Orientierung. Als neuer Anführer gibt er wichtige Ansagen für den bevorstehenden Übergang. Er sagt: „Daran sollt ihr erkennen, dass ein lebendiger Gott in eurer Mitte ist. Seht die Lade des Bundes, der Herr der ganzen Erde zieht vor euch her durch den Jordan!“ Mit diesen Worten weist Josua nicht auf sich selbst, sondern auf Gott hin. Die Lade des Bundes wird zum sichtbaren Zeichen dafür, dass Gott selbst vorangeht.
Die Lade des Bundes steht für Gottes Präsenz, geheimnisvoll und oft unbegreiflich. Zugleich absolut verlässlich. Sie ist mehr als ein Symbol – sie ist ein Versprechen: Ich bin mitten unter euch.
Doch eines bleibt klar: Das Volk muss die Reise selbst antreten. Die Priester müssen ihre Füße ins Wasser setzen. Die Menschen überqueren den Jordan – Schritt für Schritt, getragen vom Vertrauen, dass Gott sie begleitet. Und was ist mit uns? Wenn man so will, haben auch wir einen Reiseführer: Sein Name hat den selben Wortstamm und die selbe Bedeutung wie Josuas: Der Herr rettet. Jesus ist derjenige, der uns vorangeht und mitten bei uns ist. Der uns sagt: „Ich bin bei euch alle Tage, bis an das Ende der Welt.“
Und er hilft konkret und schenkt Orientierung. Zum Beispiel mit dem Jahresmotto „Prüfet alles, und das Gute behaltet“. In der gegenseitigen Stärkung im neuen Bibelkreis unserer Gemeinde oder im gemeinsamen ehrlichen Austausch.
Eine Portion Zeit, Zuversicht, eine Beglaubigung und ein Reiseführer – das sind die Dinge, die wir für unsere Reise mitnehmen. Und mit diesem Koffer geht’s los. In das vor uns liegende Jahr und alle kommenden Herausforderungen. Die Koffer tragen wir gemeinsam, wir müssen das nicht alleine schaffen. Wir haben uns und einen treuen lebendigen Gott: Er geht mit uns, uns voraus und seine Gegenwart ist mitten unter uns. Nun denn, ein frohes und zuversichtliches neues Jahr.
Amen.